43) "Hallo Mama"

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"Y/N POV:
Es ist ruhig.
Auf dem Rückweg vom schwarzen See zu unserem Dorm ist nicht mehr besonders viel passiert. Wir haben uns darauf geeinigt erst einmal duschen zu gehen und dann über die neusten Ereignisse zu reden. Pansy war immerhin verkatert und Daphne tatsächlich erschöpft, weswegen eine Dusche nach einer sinnvollen Idee klang. Allerdings war es als jeder geduscht hat bereits recht spät und Daphne, die als erstes duschen gegangen ist schlief schon, als ich in meinem Pyjama aus einer schwarzen Leggins und Malfoy's weißem T-Shirt aus dem Bad kam, um mich mit meinen Mitbewohnerinnen auf die Couch zu setzen. Ich konnte nicht anders. Ich musste es anziehen - das T-Shirt zog mich an wie ein verfluchet Magnet. Pansy, wessen Kopf seitdem wir im Dorm sind bis ins unermessliche schmerzhaft pocht, hat mich bloß mit einem vielsagenden Blick angeschaut und mir versprochen, dass wir das Gespräch morgen in aller Ruhe führen und ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme. Ob sie damit das Gespräch oder doch eher das Verhältnis zwischen mir und ihrem besten Freund meint weiß ich jedoch immer noch nicht. Seitdem herrscht Ruhe. Bloß mein Atmen und ein hin und wieder verzweifeltes Seufzen erfüllt den Raum. In meinen Decken eingekuschelt sitze ich in meinem dunklen Zimmer auf meinem weichen Bett und rieche immer wieder mal wie eine Idiotion an dem Shirt des Jungen. Bloß der Vollmond schimmert in einem wunderschönen Licht durch mein großes Fenster und erhellt mein Zimmer. Erneut entweicht meinen zusammengepressten Lippen ein Seufzen. Ich starre. Starre auf eine ganz bestimmte Stelle in meinem Zimmer, die mir seitdem ich vom Schwarzen See zurück gekommen bin besonders stark auffällt. Das Mondlicht ist nicht so hell wie eine Lampe, jedoch stark genug, um besonders meinen Schreibtisch zu beleuchten, welchem ich meine ganze Aufmerksamkeit widme. Meine Gedanken schweifen zurück zu den schönen Momenten am See.Zurück zu den Erinnerungen. Zu der intensiven Wirkung, die er und seine gesamte Umgebung auf mich hatten. Die zwei riesigen Bäume, die im Zusammenspiel mit dem von Moos bedeckten Ufer und dem kontrastreichen Wasser auf mich gewirkt haben wie ein unbezahlbares Gemälde eines unertastbaren Künstlers. Zu dem Lied, welches meine Mutter mir meine gesamte Kindheit lang vorgesungen hat. Erneut schleicht sich die Melodie, des Lieds in meinen Kopf. Ein wohliges Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und kurz erinnere ich mich an die endlose Liebe, die meine Mutter mir immer geschenkt hatte. Mir - ihrem Kind, ihrem ein und alles. Eine Liebe, die angeblich unzerstörbar sei. Selbst diese habe ich verloren. Das unzerstörbare zerstört - einzig allein damit, dass ich so bin wie ich bin. Das Kribbeln verschwindet und die Realität übernimmt - erfüllt meinen Bauch. Bei dem Gedanken, dass ich selbst meine Mutter verloren habe wird mir übel. Denn die Realität ist, dass es nicht mehr so ist wie es während meiner Kindheit war. Unsere Beziehung ist nicht mehr wie damals - waird vermutlich nie wieder so sein. Meiner Mutter fehlt die Bindung zu mir und mir fehlt das Vertrauen zu ihr. Ich liebe sie und sie liebt mich. Immerhin ist Celia Evans meine Mutter. Allerdings ist es nicht mehr die unantastbare Liebe, die es damals war. Es ist ein distanziertes Verhältnis mit allen möglichen Komplikationen - die größte hiervon ist ihr Ehemann - mein "Vater". Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass ich nicht mehr das kleine Mädchen bin, welches sich mit jedem noch so kleinem Problem an ihre Mutter wenden und mit ihr reden kann. Dass ich alleine mit all meinen Problemen umgehen kann - nein muss. Ein Lied und eine Umarmung waren damals alles was ich wollte und alles was ich brauchte... Heutzutage kann ich nicht einmal mehr mit ihr über das was mich belastet reden. Dabei bringen mich meine Gedanken um und das schon seit Jahren, während sie noch nichtmal merkt, dass ich unter der Last kaputt gehe. Dass ich sie bräuchte und auch wenn es kein beruhigendes Lied mehr ist, welches mir beim einschlafen hilft, ist es dennoch eine Mutter die ich gebraucht hätte. Vielleicht sogar immer noch brauche. Meine Mutter. Aber sie wurde mir genommen. Genommen von dem Kummer, der sie auffrisst. Kummer wegen meinem Vater, Kummer weil ich nicht so bin wie ich sein sollte. Es ist meine Schuld und ich habe verstanden, dass wir keine Mutter Tochter Bindung mehr haben, sowie es in den Filmen präsentiert wird... Und dennoch denke ich an sie. Dennoch haben der schwarze See und der gemischte Salat mir ein Gefühl von Zuhause vermittelt. Ein Gefühl von Nähe. Nähe zu meiner Mutter. Celia Evans ist die an die ich denke, während ich meinen Schreibtisch anstarre als sei er verhext - vermutlich auch keine all zu unwahrscheinliche Theorie.
Ich sollte ihr schreiben. Es ist ihr zweites Zuhause in dem ich mich hier befinde und seit unserem letzten gemeinsamen Moment am Bahngleis 9 3/4 habe ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet. Laut atme ich aus und schaue auf die Uhr, welche auf meinem kleinen Nachttisch steht - 1 Uhr morgens. Also ist unser letzter Kontakt fast fünf Tage her. Natürlich sind fünf Tage keine lange Zeit, allerdings bin ich aus der Muggelwelt ausgezogen und in die Welt der Hexen und Zauberer eingezogen - vermutlich ist das ein Anlass, um Celia Evans zumindest wissen zu lassen, dass ich lebe und es mir gut geht. Die fröhliche Gryffindor ist immerhin nach wie vor meine Mutter und wenn ich mich nicht schnellstmöglich bei ihr melde ist ihre missratene Tochter vermutlich die beste Ausrede, um in Hogwarts aufzukreuzen und mich zu besuchen. Oder wohl eher ihre ehemalige Schule. Vielleicht fühle ich mich aber auch einfach dazu gedrängt ihr zu schreiben... Sie hat sich das wahrscheinlich erste Mal in ihrem Leben gegen meinen Vater gestellt. Ohne sie wäre ich also gar nicht erst hier. Ohne sie wäre ich gar nicht erst in der Lage gewesen das magische Gefühl von dem sie mir immer erzählt hat zu spüren. Ich bin ihr einen Brief schuldig - selbst wenn die Hälfte des Blatt Papiers gelogen wäre. Immerhin kann ich meiner Mutter schlecht davon erzählen, dass ich in nicht einmal fünf Tagen für Drama im Unterricht gesorgt, das erste Mal Alkohol getrunken und irgendetwas mit dem Malfoy Erben am laufen habe. Das wären wohl nicht die beruhigenden Worte, die eine Mutter lesen möchte, wenn ihr Kind auf eine neue Schule geht und erstmal nicht mehr nach Hause kommt. Falls ich in den Weihnachtsferien überhaupt nach Hause komme.
Noch ein Seufzer verlässt meinen Mund. 01:05 Uhr. Morgen habe ich Unterricht - ich muss also fit sein. Außerdem muss ich morgen früh dringend noch duschen... Ein weiterer Tag,der dazu verdammt ist mich umbringen zu wollen. Genervt über mein eigenes Vorhaben schnappe ich mir meine Kuscheldecke und wickle mir diesen über meinen Körper.
Meine Kuschelsocken streifen über den braunen Holzboden, während ich mich zu meinem dunkelgrünen Schreibtischstuhl bewege und mich auf diesen setze. Nachdenklich schaue ich mich in meinem neuen Zimmer um, welches ich in den nächsten Tagen dringend mal einräumen und dekorieren sollte, als mein Blick bei der braungefiederten Eule hängen bleibt. Diese schläft friedlich in ihrem Käfig, dessen Türe weit geöffnet ist, weswegen ich bloß lächelnd den Kopf schüttle. Heute Nacht haben wir also die Rollen getauscht - Ich bin nachtaktiv, wie es eine Eule sein sollte und Hope schläft tief und fest, sowie es eine junge Hexe tun sollte, die auch noch neu auf der Schule ist und den Schlaf dringend gebrauchen könnte. Hope kann den Brief morgen früh zu meiner Mutter bringen und sollte mittags wieder zurück sein - was in anderen Worten heißt, dass der Brief morgen früh fertig sein muss.
Leichter gesagt als getan, denn ich habe wirklich keine Ahnung was ich ihr schreiben soll oder viel eher wie ich ihr schreiben soll. Ich habe weder Umschläge, noch etwas um den Brief mit Wachs zu versiegeln. Naja... Zusätzlich fehlt mir auch der Wachs. Grübelnd bewege ich mich zu meiner Tasche, um Papier und einen Füller aus dieser zu holen. Die Feder benutze ich bewusst nicht, da ich darin leider so wenig Übung habe, dass mir das im Unterricht bis jetzt am schwersten fällt. Die Betonung liegt auf bis jetzt. Noch kam ich im Unterrichtsstoff gut mit, allerdings hatten wir auch nur Geschichte der Zauberei und Verteidigung gegen die dunklen Künste. Die Themen habe ich zwar verstanden - gut gemeistert habe ich den Unterricht dennoch nicht. Erneut setze ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und möchte schon zu meinem Zauberstab greifen, um mit einem "Accio Briefumschlag und Wachsiegel" die benötigten Gegenstände herbeizurufen, allerdings fällt mein Auge auf die Schubladen des Schreibtischs. Neugierig öffne ich die obere auf der rechten Seite und finde in dieser alles nötige was ich zum Schreiben eines Briefs benötige. Briefpapier, Siegel und Umschlag lege ich also vor mir hin und schiebe das vorhin geholte Papier zurück in meine Tasche. Utensilien zum Briefe schreiben sind in Hogwarts unverzichtlich - fast wie ein Handy bei den Muggels. Tief atme ich ein und puste die Luft mit aufgeblasenen Wangen wieder aus. Mit zusammengepressten Lippen starre ich auf das vom Mond beleuchtete Briefpapier und nehme den Füller in meine Hand - den Deckel nehme ich ab und lege ihn neben das Papier.
Okay. Es wird ja wohl nicht so schwer sein einen Brief zu schreiben und alles so gut laufend wie nur irgendwie möglich zu beschreiben. Schön zu reden... oder wohl eher zu lügen. Kann man es denn als lügen bezeichnen..? Immerhin geht es mir gut - ich habe sogar Freunde gefunden, war unter Menschen und werde noch nicht von allen gehasst. Das ist mehr, als ich auf meiner alten Schule je geschafft habe.
"Hallo Mama" beginne ich den Brief und beiße mir auf die Unterlippe "Wie geht es dir?" und Papa? Nein. Nur bloß ein wie geht es dir. "Mir geht es" Klasse? Super? sehr gut? Wenn ich übertreibe merkt sie sofort, dass ich nicht zu einhundert Prozent ehrlich zu ihr bin. "gut. Ich hoffe dir auch. Ich bin gut in Hogwarts angekommen. Die Zugfahrt verlief problemlos. Du hattest Recht: In der Aussicht kann man sich bloß  verlieren. All die von Gras bedeckten Hügel, die Bäume und die gesamte Landschaft sind genauso traumhaft schön, wie du es in deinen Erzählungen über deine Fahrten mit dem Hogwarts Express immer beschrieben hast." Meine Gedanken schweifen zurück zu meinem ersten Kennenlernen mit Draco. Wie ich mich über ihn, Blaise und Pansy aufgeregt habe. Zurück zu meinem rasenden Herzen als Harry, Ron und Hermine sich in mein Abteil gesessen und mich angesprochen haben und ich das erste Mal erleben durfte, wie es sich anfühlt nicht von Anfang an wie Abschaum behandelt zu werden. "Die Leute hier sind wirklich nett. Auf der Fahrt habe ich mich mit einer Freundesgruppe aus Gryffindor unterhalten. Hermine Granger, Harry Potter und Ronald Weasley. Der letzte Name sollte dir vermutlich etwas sagen. Ron hat mir von seiner Mutter Molly Weasley erzählt mit welcher du damals wohl sehr gut befreundet warst. Auch Hagrid habe ich getroffen. Er ist genauso liebevoll zu den Schülern, wie zu deiner Zeit." Ich denke nach. Ich weiß das all das vermutlich unfassbar uninteressant für meine Mutter ist und sie bloß wissen möchte in welchem Haus ich gelandet bin oder wohl eher, ob ich in ihre Fußstapfen trete. Zugegeben ist es deutlich einfacher ihr die Nachricht, dass ich im berüchtigten und verhassten Haus der Slytherins untergekommen bin so zu erzählen, als wenn ich vor ihr stehe. Ich sehe es deutlich vor mir, wie ich am großen Tisch in unserem Wohnzimmer gegenüber vom Weihnachtsbaum sitzen würde - den Blick meiner Mutter ausweichend, indem ich versuche mich beim reden auf die Lichterkette und nicht auf die Blicke meiner Eltern zu konzentrieren. Nicht auf die Enttäuschung meiner Mutter oder die Verachtung meines Vaters. "Sicherlich fragst du dich in welches Haus der sprechende Hut mich geschickt hat. Ich mache es kurz und schmerzlos: Ich bin keine Gryffindor. Der sprechende Hut hat zwischen Gryffindor und Slytherin geschwankt und sich letztendlich für Slytherin entschieden." Dass seine Begründung dabei war, dass ich meinen eigenen Weg und nicht den meiner Mutter gehen solle lasse ich sie allerdings nicht wissen. "Ich weiß, dass du dir gewünscht hast, dass ich in dein Haus komme und es tut mir leid dich zu enttäuschen." Wieder Mal. "Ich werde mein bestes geben, um gute Noten zu schreiben und euch stolz zu machen..." Als wäre mein Vater auch nur mit irgendwas zufrieden... "Ich teile mir einen Dorm mit zwei anderen Mädchen aus dem Haus Slytherin. Ihre Namen sind Pansy Parkinson und Daphne Greengrass. Wir teilen uns alles außer den Bereich zum Schlafen - jeder hat sein eigenes Schlafreich.cIch verstehe mich sehr gut mit den beiden. Ich habe Freunde gefunden Ma." Tränen laufen über meine Wangen. Tränen der Erleichterung. "Heute war ich mit den beiden am schwarzen See und ich weiß nun was du meinst, wenn du von Magie redest. Der Ort ist magisch." Sowie die Erinnerungen an ihn. "Du hast mir nie erzählt, dass unser Lied aus Hogwarts stammt." Ich brauche meiner Mutter nicht erklären, welches Lied ich meine - sie weiß es. "Meine Mitbewohnerinnen haben es heute gesungen und ich musste sofort an dich denken. Ich weiß du hast dir vermutlich gewünscht, dass ich dir schreibe um dir mitzuteilen, dass ich eine Jägerin bei den Gryffindors bin, sowie du es warst." Aber ich bin nicht du. Ich werde nie du sein... "Aber vielleicht freut es dich ja zu wissen, dass ich Teil einer Gruppe bin." Mein Kopf rattert. "Die Slytherins sind gar nicht so übel. Ein paar haben ihre Eigenarten - Draco Malfoy zum Beispiel ist ein echt arroganter Schnösel" der mich verdammt nochmal um den Verstand bringt und mir einen Orgasmus nach dem anderen verschafft. "Du kennst vermutlich seinen Vater - Lucius Malfoy. Aber die Leute sind nicht die Definition des Bösen.. Im Unterricht komme ich übrigens gut mit" wenn ich nicht gerade fast auf Draco's Hand komme oder eine Panikattacke habe. "Du hast mich perfekt auf den Lernstoff vorbereitet." Fehlt nur noch das Ende.. "Danke Mama." So gerne würde ich ihr schreiben, dass ich sie lieb habe. Aber ich kann nicht. Nicht nach allem was passiert ist. "Bis Bald. Deine Y/N." Mit zitternden Händen falte ich das Briefpapier und packe es in den Umschlag. Anschließend versiegle ich den Brief mit dem Hogwarts Logo und schreibe auf die Vorderseite noch unsere Adresse, sowie den Namen meiner Mutter "Celia Evans". Ich kann mir selbst nicht erklären warum meine Hände zittern und mein Atem bebt. Der Brief hat weder einen besonderen Inhalt noch ist er emotional geschrieben. Es sind bloß wenige, kurze Informationen über mein Ankommen in Hogwarts und dennoch fühlt es sich wie ein riesengroßer Schritt an meiner Mutter zu schreiben und ihr etwas zu erzählen. Denn das ist genau das was passiert ist. Ich bin endlich angekommen.
Ein Klopfen an der Türe meines Zimmers reißt mich aus meinen Gedanken. Mein Blick huscht zu meiner Uhr. 01:30 Uhr. Was zur Hölle möchte jemand um 01:30 Uhr in meinem Zimmer und warum ist immer irgendwer in Hogwarts wach, obwohl morgen Unterricht ist?
Eingewickelt in meiner Decke bewege ich mich mit schleppendem Gang zur weißen Tür meines Zimmers und lege meine Hand an den Türgriff, um sie zu öffnen. Wie ist die Person überhaupt durch die Dormtür gekommen? Mein Atem beruhigt sich als ich mir einrede, dass es dann ja nur Pansy oder Daphne sein können, die etwas von mir wollen. Allerdings steht ein anderer Blondschopf vor meiner Türe. Einer der nicht Greengrass ist und deutlich kürzere Haare, als meine Mitbewohnerin hat.


Ich lasse mir gerade etwas einfallen für das einjährige Jubiläum dieser Geschichte❤️ freut euch aufs Wochenende ❤️

"You are broken just like me, right?" Draco Malfoy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt