Kapitel 6 - Wiedersehen

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Heute

Wenn du von einem Messer an deiner Kehle geweckt wirst, Monster ihre Klauen in dich graben, wenn der Tod an deine Tür klopft, dann sag meinen Namen. Adept Xiao. Ich bin da, wenn du mich rufst. 

Das waren die letzten Worte, die er zu ihr sagte. Und das sind sie bis heute.

Xiao steht auf einem Berggipfel nahe des Lingju Pass und sieht in die Tiefe. Viele Fatui Mitglieder haben ihre Camps entlang des Passes aufgebaut. Doch es sind ebenso einige Ruinenwächter sowie Abgrundmagier vertreten. Die Monsteraktivitäten haben in den letzten Tagen wirklich  stark zugenommen. Doch das liegt wohl an den jährlichen Festlichkeiten in Liyue, die bald anstehen. Ein Grund mehr für den Adepten regelmäßig in der Nähe der Stadt zu patrouillieren und alle Monsterlager zu beseitigen.

Wie viel Zeit ist mittlerweile Vergangen? Xiao hat bereits vor Jahrhunderten aufgehört sich mit für ihn unrelevanten Dingen, wie der Zeit zu befassen. Doch das Mädchen dürfte heute bereits erwachsen sein. 

Der Yaksha begibt sich leichtfüßig den Gipfel hinab. Mit wenigen Sprüngen von Vorsprung zu Vorsprung erreicht er den Fuß des Berges. Direkt hinein in den Lagerplatz von ein paar Hilichirulen.

,,Langweilig."

Die Monster gehen zu Boden und zerfallen ohne den Hauch einer Spur zu hinterlassen.

Ja, es sind schon einige Jahre vergangen. Und er? Der Adept ist immer noch hier. Erfüllt seine Pflicht im Namen des Geo Archons. Was sollte er auch sonst tun?

Als nächstes nimmt er sich ein paar Fatui Agenten vor, die ihm entlang des Passes begegnen. Sie stellen kein besonders großes Hindernis dar, wenn Xiao sie besiegt, bevor sie ihr Schild aufbauen können.

,,Sei still" zischt er genervt als einer der Männer ihn mit seinem Elektrohammer erwischt.

Manchmal, in seltenen Moment denkt der Yaksha an das Mädchen zurück. An die unzähligen Trainingseinheiten und die damit verbundenen Momente, welche sie zu dieser Zeit miteinander verbrachten. Es... sind nur Erinnerungen. Ach vergiss es.

Nachdem er alle Monsterlager und die der Fatui in der Umgebung ausgelöscht hat, lässt Xiao seine Waffe sinken. Den Jadespeer in der einen Hand, seine Maske in der anderen hält er einen Moment inne.

Dämonen töten. Das ist es was er tut. Das ist seine Aufgabe. Nicht mehr und nicht weniger.

Xiao?

...

Endlich steht er vor ihr. Nach all der Zeit, die Mailin auf Reisen war, ist sie wirklich froh ihn wiederzusehen. Und natürlich hat er sich kein Stück verändert. Weder äußerlich noch innerlich, wie es scheint.

,,Du hast gerufen?"

Das Mädchen, welches mittlerweile zu einer jungen Frau herangewachsen ist, kann nicht anders und springt dem Yaksha ohne Vorwarnung in die Arme. Xiao weicht überrascht einen Schritt nach hinten, lässt es jedoch zu, dass sie ihn fest an sich drückt. 

,,Na, hast du mich vermisst?" hört er Mailin direkt neben seinem Ohr und lässt den Adepten damit ein wenig erstarren. Er hat sie seit so langer Zeit nicht gesehen und nun sucht sie auf einmal seine Nähe, als wäre es selbstverständlich, dass ein Mensch einen Adepten umarmt. Aus den Sterblichen wird er nie schlau werden. Aber vor allem nicht aus ihr. 

,,Du weißt doch, dass ich mit menschlichen Gefühlen nichts anfangen kann," erwidert Xiao, als sie sich endlich wieder von ihm löst. 

,,Und doch weiß ich, dass es tief in dir drin einen Teil gibt, der sich freut mich zu sehen." Mailin lächelt breit. Nun kommt der Adept das erste mal dazu sie anzusehen. Das Leuchten in ihren Augen ist noch stärker, als er es in Erinnerung hatte und ihre kindlichen Gesichtszügen sind denen einer erwachsenen Frau gewichen. Ein Stück gewachsen ist sie ebenfalls. Mailin ist nun etwa so groß wie der Adept. Und auch ihr Körper hat einige weibliche Rundungen angenommen, an die Xiao sich nicht erinnern kann. 

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt