Kapitel 32 - Kompliment

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Die nächste Nacht verbringt Mailin mehr oder weniger schlaflos. Sie denkt über die Ereignisse des vergangenen Tages nach.

Lumine scheint mehr über ihre Fähigkeiten zu wissen, als sie bislang Preis gibt.

Die Tsaritsa will Mailin für ihre eigenen Vorhaben einsetzen.

Scaramouche versucht sie für die Zwecke des Kryo Archons zu formen, verfolgt jedoch möglicherweise seine eigenen Pläne.

Aber das ist wahrscheinlich erst der Anfang. Ihr Potenzial ist noch nicht vollkommen ausgeschöpft. Die Tsaritsa hat noch nicht ihre Ziele erreicht. Und so hat auch Mailins Kampf noch kein Ende gefunden.

In ihren Gedanken vertieft, presst die junge Frau angestrengt ihre Augenlider zusammen, in der Hoffnung sie würde dadurch endlich irgendwann den Schlaf finden. Tatsächlich ist allerdings eher das Gegenteil der Fall. Ihr Geist ist noch immer hell wach. Auf das Einschlafen konzentriert, bemerkt sie zunächst gar nicht die atmosphärische Veränderung im Raum. Nicht einmal den Luftzug, welcher nun über ihre Bettdecke hinwegstreicht.

Letztendlich findet Mailin sich allerdings in einem Zustand des Unbehagens wieder, als sie erneut das Gefühl beschleicht, beobachtet zu werden.

Ein weiterer Windstoß weht durch den düsteren Raum mit dem künstlichen Lichteinfall von dem kleinen Fenster an der Seite. Sie wagt es noch immer nicht die Augen zu öffnen. Viel zu groß ist die Angst davor, dass dies alles bloß Einbildung sein könnte.

Noch einige Sekunden vergehen, in denen die junge Frau es nicht wagt sich zu bewegen. Immerhin gelingt es ihr weiterhin ruhig und gleichmäßig zu atmen. Schließlich kommt ihr jedoch eine Idee.

Wenn sie schon nicht die Augen öffnen kann ohne, dass dieses Gefühl verschwindet, dann gibt es eigentlich nur noch eine andere Möglichkeit, um zu verstehen, was in diesem Raum vor sich geht.

Ganz vorsichtig streckt Mailin also nun ihre Hand aus. Zunächst nur ein Stück über die Bettkante, dann weiter in den Raum hinein, so lange ihr Arm reicht. Plötzlich spürt sie, wie Stoff ihre Fingerspitzen berührt. Etwas steht dort im Raum. Oder viel mehr jemand? Langsam wandert ihre Hand weiter nach oben. Und auf einmal wird sie von anderen Fingern umfasst.

Erschrocken schlägt die junge Frau ihre Augen auf. Sie treffen direkt auf die ihres Gegenübers, dessen Ausdruck allerdings unberührt bleibt. Einen kurzen Moment starren sich die beiden lediglich stumm an. Als Mailin ihre Stimme wiedergefunden hat, ist sie jedoch diejenige, welche als erstes den Mund öffnet.

,,Xiao? Du- du warst das die ganze Zeit über? Ich hätte es wissen sollen... aber was tust du denn hier?" gibt sie ein wenig zerstreut von sich. Der Yaksha lässt nun ihre Hand wieder los und die junge Frau setzt sich hastig auf. Ihr Puls wandert ungewollt in die Höhe, während eine gesunde Röte ihre Wangen ziert.

,,Es war nicht meine Absicht herzukommen," entgegnet er daraufhin schlicht, ,,doch nachdem ich dich an diesem Ort zurückließ... die folgenden Tage waren noch viel dunkler als zuvor, mein schlechtes Karma drohte mich zu verschlingen... dann stand ich eines Nachts plötzlich in diesem Zimmer."

Mailin legt verwirrt die Stirn in Falten. ,,Und was soll das jetzt heißen?"

,,Es heißt, dass du Einfluss auf die Wirkung meines Karmas hast... in deiner Nähe ist meine Seele friedlicher als sonst," erklärt der Adept ihr. Sein Gegenüber wirft nun die Beine über die Bettkante, auf ihrem Gesicht noch immer ein verwirrter Ausdruck.

,,Aber das erklärt immer noch nicht weshalb du scheinbar immer wieder in der Nacht hier hergekommen bist," bohrt die junge Frau nach. Aus Xiaos Blick lässt sich keine Antwort herauslesen, doch zu ihrer Überraschung weicht er ihren Augen nun aus und sieht aus dem Fenster.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt