Kapitel 15 - Blut

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,,Die Fatui Agenten hatten vor mich zu entführen," beginnt Mailin schließlich zu erzählen, ,,sie sprachen von einer 'Prinzessin', die mich zu suchen scheint oder so ähnlich... ich verstehe ehrlich gesagt überhaupt nichts davon."

Sie sitzen nach wie vor zusammen auf dem Boden. Die Bäume werfen ihren Schatten auf die beiden und die junge Frau erholt sich ein wenig von dem Angriff. Mit den Knien dicht an die Brust gezogen und ihre Arme um sie geschlungen, sieht sie zu Xiao herüber.

,,Eine Prinzessin?"

Er hatte sie zwar nicht danach gefragt was passiert ist, doch nun da sie einfach zu reden begann, scheint es sein Interesse geweckt zu haben.

,,Hast du eine Ahnung wer das sein könnte? Vielleicht ist das der Name für einen der Elf Fatui Harbinger," überlegt Mailin.

,,Nein, das denke ich nicht," kommt es lediglich von dem Yaksha, während dieser vor sich auf den Boden sieht.

,,Das ist wirklich seltsam," seufzt sie nun und sieht nachdenklich auf ihre verschlungenen Arme, ,,ich dachte, wenn ich nur mehr über Khaenri'ah und Lumine herausfinden würde, bekäme ich Antworten über meine Herkunft, aber wie passen dabei nun die Fatui ins Bild?"

Als der Adept ihr nicht antwortet sieht Mailin zu ihm herüber. Bis ihr plötzlich einfällt, dass er gar nicht wissen kann worüber sie redet.

,,Oh Moment, ich habe dir ja von den anderen Sachen noch gar nichts erzählt, das hatte ich ganz vergessen-"

,,Schon in Ordnung," erwidert er sofort, weshalb sie ihn überrascht ansieht.

,,Was? Sag mir jetzt nicht, du willst es nicht hören," entgegnet die junge Frau leicht genervt und setzt sich etwas auf. Xiao sieht nach wie vor in die andere Richtung. Aber irgendwie verhält er sich noch seltsamer als sonst. Erneut bleibt er stumm, was ihr so langsam ziemlich auf die Nerven geht. Doch als sie zu einer wütenden Ansage ansetzen will, rückt der Yaksha endlich mit der Wahrheit heraus.

,,Ich weiß es bereits."

,,Was? Aber-" Sie unterbricht sich selbst, als es ihr langsam zu dämmern beginnt. Kein wunder, dass er nicht mit der Sprache herausgerückt ist.

,,Warte... du hast an dem Abend gelauscht oder?" grinst Mailin nun, ,,ich wusste doch, dass ich eine Bewegung vor dem Fenster gesehen habe."

Tatsächlich hatte sie über dieses Ereignis bis heute gar nicht weiter nachgedacht. Es war wohl einfach untergegangenen. Doch nun liegt es eindeutig auf der Hand. Und er bestätigt es ihr auch gleich darauf mit einem genervten Schnauben.

,,Das spielt keine Rolle."

Das Grinsen auf ihrem Gesicht wird nun noch breiter.

,,Oh doch, für mich schon," lacht die junge Frau, während Xiao mit den Augen rollt und aufsteht.

,,Können wir dann jetzt gehen?" seufzt er daraufhin und sieht auf sie herab. Doch sie ignoriert ihn. Noch immer amüsiert über sein Geständnis. Weshalb das so ist, weiß sie selbst nicht so genau. Eigentlich ist es ein wenig übertrieben. Aber irgendwie auch nicht, denn sie dachte immer, der Adept hätte kein Interesse an den Dingen, die sie beschäftigen. Wenn sie damit falsch lag, dann sind wohl einige Dinge an seiner abweisenden Haltung mehr Schein als Sein.

Mailin schüttelt über sich selbst den Kopf. Weshalb freut sie sich darüber überhaupt so sehr? Sie sieht wieder zu dem Yaksha auf. Und erst jetzt bemerkt sie, dass sein Blick die ganze Zeit auf ihr gelegen hat.

Warum schaut er sie so an, als hätte sie etwas im Gesicht?

Ohne Vorwarnung beugt er sich nun plötzlich zu ihr herunter und kommt der jungen Frau so nahe, dass ihr der Atem wegbleibt. Mit der Spitze seines Daumens berührt er ganz leicht ihre Wange, dort wo die frischen Kratzer nun ihr Gesicht zieren. Erst als er sich wieder von ihr entfernt wagt sie es aufzuatmen und zu ihm aufzusehen.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt