Einige Tage sind vergangen. Es dauerte eine Woche, bis es Mailin das erste Mal gelang ein Portal zu erzeugen. Drei weitere Tage, um es zu stabilisieren und aufrechterhalten zu können. Noch, fällt es ihr ein wenig schwer die Energie zu konzentrieren, doch jeder weitere Tag bringt ein Fortschritt mit sich. Und diesen benötigt sie unbedingt. Denn die junge Frau hat sich bereits ein neues Ziel in den Kopf gesetzt.
In ihren Gedanken vertieft und mit erschöpftem Geist, betritt sie an diesem Abend das kleine Zimmer in dem Unterschlupf der Fatui, welches sich mittlerweile tatsächlich zu einer Art Rückzugsort für sie entwickelt hat. Heute ist es jedoch ein wenig anders. Denn als Mailin den Kopf hebt, bleibt sie plötzlich wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Ihre Augen ruhen auf dem dunkelhaarigen Yaksha vor dem Fenster. Er hat ihr den Rücken zugekehrt, die Arme vor der Brust verschränkt, dennoch ist sie sich sicher, dass er sie bereits bemerkt haben muss. Unweigerlich bildet sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht.
,,Ähm... hey," grinst die junge Frau zögerlich, ,,was verschafft mir denn die Ehre, dich hier anzutreffen?"
Xiao wendet sich mit dem üblich leeren Ausdruck in den Augen zu ihr.
,,Braucht es immer einen Grund, um dich zusehen?" fragt er sie nüchtern, weshalb Mailin fast vor Überraschung das Lächeln aus dem Gesicht gefallen wäre. Sie kann mittlerweile sicherlich sehr viel besser mit seiner kalten Seite umgehen, als mit dieser plötzlichen Nettigkeit. Es lässt ihr mit jedem Mal die Röte ins Gesicht steigen. Die junge Frau schüttelt unbehaglich mit dem Kopf, in dem Versuch ihre Gedanken zuordnen.
,,Naja, du warst über eine Woche nicht hier... das wirft nun mal die Frage auf, weshalb du ausgerechnet heute hier auftauchst."
Seine leblosen, gelben Augen wandern einige Male ihr Gesicht auf und ab. Mailin hält seinem Blick jedoch stand. Dann entweicht den Lippen des Adepten ein leises Seufzen, als er sich wieder dem Fenster zuwendet. Die junge Frau, welche sowieso nicht mit einer richtigen Antwort gerechnet hatte, tut es ihm gleich. Sie betrachtet sein kühles Profil von der Seite, als er nochmals den Mund öffnet.
,,Das Töten ist es, was ich als Yaksha beherrsche... vielleicht ist es sogar das einzige, von dem ich etwas verstehe," erklärt Xiao ihr, ,,doch Bosacius... das ursprüngliche Oberhaupt der fünf Yaksha, welche einst Rex Lapis dienten. Er sagte zu mir, dass wir Yakshas ständig mit Kriegen zu tun haben werden. Aus diesem Grund müssen wir uns umeinander kümmern... unabhängig davon, ob wir leben oder sterben... und um das Schicksal des jeweils anderen Bescheid wissen."
Auf seine Worte folgt ein unsicheres Schweigen. Mailin geht sie mehrmals in ihrem Kopf durch und dennoch fällt ihr keine passende Antwort darauf ein. Viel mehr allerdings, ist sie sich ihrer Bedeutung nicht wirklich im Klaren. Letztendlich macht sie ihrer Verwirrung jedoch Luft und sieht wieder zu ihm herüber.
,,Aber... ich verstehe nicht ganz. Die Yakshas... soweit ich weiß, sind alle außer dir... fort," gibt sie leise von sich und senkt den Blick.
,,Du nicht."
Überrascht hebt sie erneut ihren Kopf. Seine Augen ruhen unbeirrt auf ihr. Es bringt Mailin dazu den Atem anzuhalten. Und mit diesen beiden Worten hat sich die Irritierung in ihrem Kopf gelichtet. Die anderen Yaksha, sie waren seine Kameraden. Seine Freunde. Familie.
Und diese Wahrnehmung scheint sich ebenfalls auf sie übertragen zu haben. Der Adept sorgt sich um sie, wie um seine gefallene Familie.
,,Mich wirst du nicht verlieren," lächelt die junge Frau leicht, in dem Versuch ihn aufzuheitern. Tatsächlich hat sie allerdings eher sich selbst unterbewusst aufheitern wollen. Der Blick des Yakshas verdunkelt sich, als er sich nun direkt an sie wendet.
,,Vergebe keine Versprechungen über die du kein Entscheidungsrecht hast," schnaubt er kalt und verschränkt die Arme vor der Brust, ,,ein gefährliches Schlachtfeld ist unberechenbar... du musst dir jede Chance mit Opferbereitschaft erkämpfen. Denn wenn du Angst hast verletzt zu werden und zu versagen, hast du keine Chance zu gewinnen."
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Mailin
Fanfic,,Halt still," befahl das kleine Mädchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Xiao seufzte bloß genervt als er den Blumenkranz in den Händen des Kindes sah. Dennoch ließ er es zu, dass sie es auf seinen Kopf setzte. Ihre Augen wurden nun ganz groß...