Am nächsten Tag kehren Aether und Bennet noch immer nicht zurück. So langsam macht Mailin sich ein wenig Sorgen um sie. Doch an sich sollten zwei Tage der Abwesenheit nicht unbedingt bedeuten, dass irgendetwas passiert ist. Die beiden werden auch alleine klar kommen, da ist sie sich eigentlich ziemlich sicher. Dennoch beschleicht sie hin und wieder ein Gefühl der Unruhe. Als wäre dies bloß die Ruhe vor dem Sturm.
Jedenfalls begibt sich die junge Frau erneut außerhalb der Stadt zu den Byakko-Feldern und trainiert mit Xiao. Seit dem gestrigen Tag haben die beiden vor allem auf emotionaler Ebene an Nähe gewonnen. Es ist irgendwie alles etwas leichter. Ein wenig unbefangener und fast schon... freundschaftlich. Kaum zu glauben, dass sich ihre Beziehung einmal so entwickeln würde. Doch Mailin kann sich nicht darüber beschweren. Im Gegenteil. Sie genießt die gemeinsame Zeit mit ihm mehr als je zuvor.
,,Kommst du noch mit mir in die Stadt? Ich will dir etwas Mandeltofu als Dankeschön für das Training zubereiten," schlägt sie vor, nachdem die beiden ihr Training vorerst beendet haben. Es ist eigentlich erst Nachmittag, doch nach dem gestrigen Tag ist es ein Wunder, dass sie an diesem überhaupt noch in der Lage ist zu kämpfen. Tatsächlich hat sich ihre Muskelerinnerung bezahlt gemacht, auch der Yaksha findet, sie ist kein hoffnungsloser Fall. Es ist Zeit sich eine Pause zu gönnen, bevor die anderen am nächsten Tag womöglich endlich wieder da sind.
,,Du willst, dass ich dich begleite? Du weißt doch, dass ich mich nicht gerne unter die Menschen begebe."
Die junge Frau rollt bloß mit den Augen und schüttelt den Kopf.
,,Ach komm schon," fordert sie ihn auf, ,,tu es doch einfach für mich."
Der Adept verschränkt die Arme und seufzt resigniert. ,,Na, schön... weil du es bist, werde ich deiner Bitte nachkommen," entgegnet er schließlich und setzt sich in Bewegung. Mailin folgt ihm mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen.
Am Stadteingang begegnen ihnen ein paar Leute, die gestresst miteinander diskutieren. Tatsächlich kann sie die Worte 'Augenhatz Dekret' und '100' aufschnappen. Irgendetwas scheint passiert zu sein. Ein ungutes Gefühl beschleicht die junge Frau. Auf dem Weg ins Innere der Stadt kommen ihnen noch weitere Menschen entgegen und schließlich bittet sie eine junge Frau ihr zu sagen, was passiert ist.
,,Das Augenhatz Dekret hat die Beschlagnahme des einhundertsten göttlichen Auge celebriert. Es sollte das von Thoma, dem Haushälter des Kamisato Klans sein," erklärt die Frau ihnen hektisch, ,,doch dann hat sich ein blondhaariger Kerl eingemischt... es kam eins zum anderen, aber letztendlich konnten sie fliehen."
Mailin sieht sie entgeistert an, während ihr Herz schneller zu schlagen beginnt. Auch Xiao wirkt alarmiert.
,,Aber das...."
,,Entschuldigt mich. Ich muss jetzt gehen und nach meiner Schwester suchen. Ich befürchte, jetzt wo ihnen das hundertste göttliche Auge entwicht ist, werden sie sich vielleicht jemand anderen suchen," gibt die Frau daraufhin unruhig von sich und lässt die beiden nahe des Platzes mit der großen Statue zurück.
Einen kurzen Moment scheint in den Köpfen der beiden Funkstille zu herrschen. Etwas liegt in der Luft. Eine besonders starke Spannung, sie ist fast elektrisch und es schnürt Mailin regelrecht die Brust zu. Ist das die Atmosphäre, welche der Elektro Archon hinterlassen hat?
Schließlich setzt der Yaksha sich in Bewegung und die junge Frau wird aus ihren Gedanken gerissen.
,,Wo willst du jetzt hin?"
,,Zum Teehaus. Das war doch der Treffpunkt, schon vergessen?" dreht er sich fragend zu ihr um und sie schüttelt mit dem Kopf.
,,Nein, aber glaubst du wirklich sie würden dorthin flüchten?" will sie nicht ganz überzeugt von ihm wissen.
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Mailin
Fanfiction,,Halt still," befahl das kleine Mädchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Xiao seufzte bloß genervt als er den Blumenkranz in den Händen des Kindes sah. Dennoch ließ er es zu, dass sie es auf seinen Kopf setzte. Ihre Augen wurden nun ganz groß...