Kapitel 38 - Selbstbestimmung

230 19 4
                                    

,,Ich denke, ich werde noch etwas länger hier bleiben," lässt der Chefalchmist Mailin wissen und wendet sich dem Bücherregal vor ihm zu, ,,es sind so viele Aufzeichnungen und andere Bücher von Rhinedottir hier verblieben... ich kann das alles nicht einfach so an diesem Ort zurücklassen ohne zumindest einmal hineingesehen zu haben."

Die junge Frau nickt langsam. Albedo wäre nicht der ambitionierte Wissenschaftlicher, den sie kennt, würde ihn diese große Ansammlung an Wissen nicht anziehen.

,,Ich verstehe. Aber ist es okay, wenn ich dich hier zurücklasse? Ich meine, der Weg zurück wird mit Sicherheit nicht einfach sein," überlegt sie ein wenig unsicher. Aber der Blondhaarige winkt bereits ab.

,,Keine Sorge, ich komme schon klar. Ich habe in meinem Leben bereits einige gefährliche Untersuchungen in der Wildnis durchgeführt."

,,Na schön... dann werde ich jetzt gehen," gibt Mailin zögerlich von sich. Die beiden verabschieden sich also voneinander und sie macht sich auf den Weg, um das Gebäude zu verlassen. Ein wenig unwohl fühlt sie sich dennoch ihn einfach dort zurückzulassen. Vor allem nachdem, was sie noch vor weniger als einer halben Stunde erfahren hatten.

Es kostete sie wohl beide einiges an Energie und Denkvermögen. Beide hatten sie im Anschluss einige Minuten in Schweigen verbracht. Doch Rhinedottir schien mit diesen Worten, welche sie an sie loswerden konnte, endlich von ihren Fesseln befreit worden zu sein, die sie an diesem Ort festhielten. Jedenfalls ist Mailin sich sicher, dass sie ihr niemals wieder begegnen würde. Weshalb die Worte, welche sie an die junge Frau
richtete um so bedeutender sind.

,,Wow, das hat ja ewig gedauert. Noch eine Minute länger und die Sache hätte in einem Blutbad geendet," begrüßt sie ein genervter Scaramouche mit verschränkten Armen vor dem Eingang des Gebäudes.

,,Du hast das verpasst weshalb wir überhaupt hier sind," erwidert die junge Frau lediglich, seine vorherige Drohung ignorierend, ,,wir haben Rhinedottir gefunden und sie hat uns ein paar interessante Dinge erzählt. Ich dachte, ihr Fatui wärt so sehr auf Informationen aus."

Der Dunkelhaarige zieht abschätzend die Augenbrauen nach oben.

,,Zerbrich dir darüber Mal nicht den Kopf. Ich weiß, was ich wissen muss... du solltest dich jetzt lieber darum kümmern, wie du uns wieder zurück bringen kannst."

Sein Gegenüber rollt bloß mit den Augen, doch sie hat ihren nächsten Schritt bereits geplant. Sie durchsucht ihr Inventar nach einem bestimmten Material. Ein Erz genau genommen. Schließlich hat sie es gefunden und umschließt den kleinen Kristall nun komplett mit ihrer Hand, sodass Scaramouche ihn nicht sehen kann. Mailin schließt die Augen, konzentriert sich bloß auf das Notwendige, solange bis das blaulila schimmernde Gebilde vor ihr auftaucht. Der Cor Lapis ist verschwunden und die junge Frau geht ohne zu zögern durch das Portal hindurch. Der Harbinger folgt ihr. In der nächsten Sekunde stehen die beiden in einer grünbedeckten Landschaft, umgeben von hohen Bergen und über ihnen die warme Abendsonne.

Sie dreht sich zu ihm um, ehe er den Mund öffnen kann und schenkt ihm ein selbstsicheres Lächeln.

,,Willkommen in meiner Heimat," grinst Mailin beinahe unbeschwert, ,,ich habe uns an diesen Ort gebracht, damit wir alleine sind... es gibt da nämlich etwas, das ich dir und der Tsaritsa mitteilen muss."

Sie atmet tief durch, während der Dunkelhaarige sie mit hochgezogenen Augenbrauen mustert. Ihre Mundwinkel sind nach unten gesackt. Die freundliche Miene wird von einem ernsten und zielstrebigen Ausdruck ersetzt.

,,Ich werde nicht länger bei eurem kleinen Spiel mitmachen."

Bei diesen Worten zieht sie ihren Zweihänder hervor und macht sich kampfbereit.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt