Kapitel 36 - Enkanomiya

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Mit einem experimentierfreudigen Alchimisten und einem skrupellosen Harbinger gemeinsam eine Mission anzutreten, gehört sicherlich nicht zu einer von Mailins liebsten Aktivitäten. Vor allem nicht wenn diese Reise nun bereits fast eine Woche andauert und der Erfolg nach wie vor ausbleibt.

Scaramouche begleitete sie nach Enkanomiya, um jeden ihrer Schritte zu überwachen. Es liegt wohl in dem Interesse der Tsaritsa herauszufinden, ob die junge Frau ihre eigenen Pläne verfolgt und sich womöglich gegen sie auflehnt. Dass ein Harbinger sie beaufsichtigt, betrachtet sie allerdings als Kompliment. Denn es bedeutet, der Kryo Archon ist sich im Klaren darüber, dass ein einfacher Fatui Agent im Ernstfall nichts gegen Mailin ausrichten könnte. Dafür ist ihr Training mittlerweile zu fortgeschritten. Dennoch bleibt es ihr fern, weshalb die Tsaritsa sie überhaupt zu dieser Suche antreten ließ. Die Absichten dieses Archons sind nur schwer zu durchschauen oder gar rätselhaft, wenn sie so darüber nachdenkt.

Der Harbinger wollte ihr ebenfalls nicht erzählen, wie er von ihrem Vorhaben erfahren hatte. Die Verbindung zu Lumine liegt auf der Hand, jedoch erzählte sie es ihm mit Sicherheit nicht freiwillig. Die junge Frau hofft weiterhin, dass ihretwegen nichts Schlimmeres passiert ist. Auch wenn ihr bewusst ist, dass Lumine sehr gut auf sich selbst aufpassen kann, wird sie das ungute Gefühl in der Magengegend nicht ganz los.

,,Wie oft will dieser Kerl denn noch einen belanglosen Stein nach dem anderen umdrehen, nur um festzustellen, dass es sowieso keinen einzigen Hinweis in dieser verdammten Ödnis gibt?" schnaubt ein genervter Scaramouche neben Mailin auf, weshalb diese bloß mit den Augen rollt. Seine Geduld neigt sich dem Ende. Doch sie will sich einen Rückschlag noch nicht eingestehen.

Der Hut auf seinem Kopf schwankt bedrohlich hin und her, als er diese Worte ausspricht. Nun, wenn die junge Frau von Beginn an diesen riesigen Hut hätte auf dem Kopf herumtragen müssen, wäre ihre Laune womöglich ebenfalls bereits am Tiefpunkt angelangt.

Albedo kehrt mit nüchterner Miene an ihre Seite zurück, nur um daraufhin seufzend den Kopf zu schütteln.

,,Keine neuen Hinweise. Diese Vorrichtungen und Symbole auf den verlassenen Ruinen führen uns auch an dieser Stelle nicht weiter," erklärt er ihnen, ,,wir sollten die Suche für heute erstmal beenden und uns ausruhen."

Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, ist von dem Harbinger ein missbilligendes Lachen zu hören. Dann macht er jedoch auf dem Absatz kehrt, richtet seinen Hut und lässt die beiden ohne einen weiteren Blick stehen. Jedoch ist mit jedem Schritt, den er sich entfernt, weiterhin ein leises Kichern zuhören, welches erst nach einigen Sekunden in dem unterirdischen Gelände verhallt. Mailin hätte sein Handeln allerdings nicht weniger interessieren können.

,,Der kommt wieder," zuckt sie lediglich mit den Schultern, ,,immerhin ist er unser Babysitter..." Nun stemmt sie die Hände in die Hüften und versucht ein wenig optimistischer zu klingen. ,,Dann lass uns hier unser Lager aufschlagen."

Sie will es sich nicht eingestehen, doch so langsam nagen auch an ihr die Zweifel. Seit 6 Tagen sind sie nun bereits unterwegs, ohne irgendeinen Hinweis auf Rhinedottirs Verbleib gefunden zu haben.

,,In Ordnung," stimmt der Blondhaarige ihr zu. Und so machen sie sich an die Arbeit, um an dieser Stelle ein Feuer zu entzünden. Albedo hingegen wirkt nicht weniger entschlossen, als am Tag ihrer Ankunft. Allerdings ist es ihnen auch noch längst nicht gelungen alles an diesem seltsam trostlosen Ort zu erkunden und die Dinge, welche er über die junge Frau in Erfahrung bringen kann, scheinen bislang noch seinen Wissensdurst stillen zu können.

Die beiden machen es sich vor dem Feuer bequem und rösten ein paar Lavendermelonen, die Mailin aus Inazuma mitgenommen hatte. Da es in dem unterirdischen Gebiet lediglich ein leuchtendes Gebilde gibt, das alles in taghelles Licht hüllt, ist keine Nachtzeit zum Schlafen vorgegeben. Doch nach etwa 12 Stunden der Suche ist es wohl sinnvoll eine Pause einzulegen. Auch wenn fraglich ist, ob ein künstlicher Körper wie der ihrer überhaupt zwangsläufig Schlaf benötigt.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt