Kapitel 9 - Auszeit

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Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, startet Mailin nicht besonders gut in den nächsten Tag. Trotzdem ist sie bereits recht früh auf den Beinen. Als die junge Frau einen kurzen Blick in Bennets Zimmer hinein wirft, scheint dieser noch tief und fest zu schlafen. Diesmal gönnt sie ihm seinen wohlverdienten Schlaf und macht sich alleine auf den Weg nach unten.

Doch zu ihrer Überraschung trifft sie genau in dem Moment als sie das Haus verlässt auf ein bekanntes Gesicht. Der rothaarige Mann scheint zunächst verwundert zu sein, doch dann bildet sich ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen.

,,Mailin?" grinst er nun, ,,sowas, ich hätte dich fast gar nicht wiedererkannt. Als ich dich das letzte Mal sah, konntest du nicht einmal deine Waffe richtig halten."

,,Nun mittlerweile kann ich es, wollen Sie es vielleicht sehen, Mr. Tartaglia?" entgegnet sie mit einem ebenso freundlichen Lächeln auf den Lippen.

Der Graf, der Letzte unter den Elf der Fatui. Ein Mann, dessen charmantes Lächeln oftmals seine wahren Absichten verbirgt. Das weiß Mailin.

,,Du bist zu einer schlagfertigen jungen Frau herangewachsen, das muss ich zugeben... so gerne ich auch an einem kleinen Übungskampf mit dir teilnehmen würde, um zusehen ob sich deine Fähigkeiten ebenso weiterentwickelt haben wie dein Mundwerk, ich muss leider ablehnen," erwidert der Rothaarige und wirft sich seinen Schal über die Schulter, ,,ich bin heute nur geschäftlich hier. Du hast nicht zufällig Zhongli gesehen?"

,,Nein, habe ich nicht," kommt es bloß von ihr. Dann schiebt sie sich an ihm vorbei, doch Tartaglia hält sie plötzlich am Arm zurück.

,,Das Angebot steht übrigens noch." Als Mailin ihn bloß irritiert ansieht, setzt er erneut sein freundliches Lächeln auf und lässt ihren Arm los, um sie direkt anzusehen. ,,Das Angebot für dich den Fatui beizutreten, welches ich Zhongli damals machte."

,,Und meine Antwort lautet nach wie vor 'nein'," spricht die junge Frau ohne Umschweife und wendet sich endgültig von ihm ab.

,,Sag niemals nie," hört sie ihn noch sagen, als sie bereits den Hof vor dem Bestattungsunternehmen überquert.

Nein, den Fatui kann man nicht trauen. Diese Leute haben überall ihre Finger im Spiel und das nicht im positiven Sinne. Das hat Mailin ebenfalls auf ihrer Reise mit Aether mehrmals erfahren müssen.

In ihren Gedanken über die Fatui und mit dem Vorhaben eine so große Distanz wie möglich zwischen ihr und dem Grafen zu bringen, findet sie sich schließlich auf dem Weg zu ihrem alten Trainingsplatz wieder. Da sie nun sowieso schon über die Hälfte der Strecke zurück gelegt hat, beschließt die junge Frau die Zeit in der Bennet noch schläft zu nutzen, um ein wenig für sich alleine zu trainieren. Vielleicht würde sie dadurch etwas den Kopf frei bekommen.

Auf dem Hügel angekommen zieht Mailin ihren Zweihänder und beginnt mit ein paar einfachen Übungen. Sie versucht dabei mit so wenig Ausdauerverbrauch wie möglich die größte Angriffskraft aus ihren Hieben herauszuholen. Nun fehlt eigentlich nur noch, dass Xiao neben ihr steht und Anweisungen gibt, um ihre Haltung zu korrigieren. Die junge Frau kann sich regelrecht vorstellen wie der Adept ihr in diesem Moment über die Schulter schaut und ihre Technik studiert. Ganz wie in alten Zeiten.

Naja, nicht ganz. Mittlerweile hat Mailin ein paar neue Tricks gelernt. Sie beginnt die Geo Energie in der Umgebung anzusammeln und lässt sie schließlich in der Form von Geo-Kristallschmetterlingen wieder frei. Ein Schwarm golden leuchtender Schmetterlinge umhüllt die junge Frau nun. Sie lässt sie eine Weile um sich herumschwirren, streckt sogar die Hand nach ihnen aus und bewegt sich dabei im Kreis, als würde sie mit ihnen tanzen. Dann entfernen sich die Kristallschmetterlinge schließlich von ihr und explodieren um sie herum in goldfunkelnde Geopartikel, die für einen kurzen Moment in der Luft hängen und schließlich verschwinden.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt