Kapitel 35 - Verbündete

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,,Hier." Lumine zieht eine weiß schimmernde Perle aus ihrer Tasche und übergibt sie an Mailin. ,,Das ist eine Sango-Perle, die aus den Tiefen Enkanomiyas stammt."

Die junge Frau nimmt sie dankend an sich und verstaut sie sorgfältig.

,,Bist du dir sicher, dass du mich nicht begleiten willst?" fragt sie nun nochmals nach. Doch die Blondhaarige nickt sofort unbeirrt. Mit Sicherheit gäbe es ebenfalls einige Dinge, welche sie mit Rhinedottir zu besprechen hätte. Allerdings wirkt Lumine beunruhigt.

,,Ja... meine Abwesenheit würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich denke nicht, dass die Tsaritsa ein solches Vorhaben für gutheißen würde."

Mailin hält bei diesen Worten inne.

,,Aber das wird sie doch bei mir genauso wenig," widerspricht sie ihr mit einem sorgsamen Blick in den Augen. Hat sie etwa vor für die Taten der jungen Frau gerade zu stehen, sobald sie fort ist? Es nicht so, dass sie sich irgendeines unerwünschten Handelns bewusst wäre. Doch Lumines aufmerksame Augen, die immer wieder zwischen den beiden Türen im Raum hin und her wandern, behaupten etwas anderes.

,,Noch, weiß niemand etwas von deinem Vorhaben," seufzt die Blondhaarige und legt eine Hand auf ihre Schulter, ,,na los, du solltest dich auf den Weg machen, bevor uns einer der Fatui Agenten sieht."

Einige Sekunden verstreichen, in denen Mailin ihr Gegenüber nachdenklich mustert. Als Lumine ihre Schulter nochmals mit der Hand drückt und sie auffordernd ansieht, löst sie sich jedoch aus ihrer Starre und zieht einen blutroten Achat aus ihrer Tasche hervor. Diesen benötigt sie, um an ihren ersten Zielort zu gelangen.

So bringt die junge Frau all ihre Kraft auf, konzentriert die Elementarenergie in der Umgebung und wandelt sie in die kosmische Kraft um, welche diese Welt ausmacht. Das ist es, was Lumine sie lehrte. Das Aufnehmen der Energie, welche allen Dingen und Lebewesen dieser Welt innewohnt. Und nur an dem Punkt, an welchem sich die Elemente im exakten Einklang befinden, gelingt es ihr ein Portal zu erschaffen.

Mit einem letzten Blick in die aufmunternden Augen der Blondhaarigen, lässt Mailin den Fatui Unterschlupf letztendlich hinter sich und spürt in der nächsten Sekunde das Knirschen von Schnee unter ihren Schuhsohlen. Sie blinzelt einige Male, ehe sich ihre Augen an das grelle Weiß, um sie herum gewöhnt haben. In Gedanken an Lumines Worte, durchquert die junge Frau die schneebedeckte Landschaft des Drachengrats, auf der Suche nach dem Lagerplatz eines alten Freundes.

Sie folgt einem schmalen Pfad weiter den Gipfel hinauf. Auf diesem Weg befinden sich einige Wärmequellen, welche das Besteigen des Berges erleichtern. Ohne diese, würde ohne Zweifel kein Mensch diese bittere Kälte überleben.

Nachdem Mailin einige Hilichurle aus dem Weg geräumt hat, betritt sie letztendlich das Lager in einer kleinen Höhle des Berges. Es ist jedoch leer. Nicht sehr weit entfernt, entdeckt die junge Frau allerdings die gesuchte Person. Inmitten der eisigen Kälte steht sie vor einem Gemälde und platziert hauchfeine, gezielte Striche darauf. Als der blondhaarige Mann ihre sich nähernden Schritte im Schnee bemerkt, dreht er sich zu ihr um. In seinen Augen ein überraschter, jedoch ebenfalls freundlicher Ausdruck.

,,Mailin," lächelt er mit weicher Stimme, ,,ich habe nicht erwartet dich in naher Zukunft wiederzusehen."

Er legt den Pinsel beiseite und betrachtet noch einmal sein Werk, ehe er sich wieder an sie wendet.

,,Ja... entschuldige, ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich habe auch keine Zeit lange um den heißen Brei zu reden... also sage ich dir direkt weshalb ich hergekommen bin," erklärt die junge Frau ihm eilig, was der Blondhaarige ihr allerdings nicht zu verübeln scheint. Im Gegenteil, er nickt sofort mit einem neugierigen Ausdruck in den Augen.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt