Kapitel 13 - Smalltalk

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Als Mailin am nächsten Morgen die Augen aufschlägt wäre sie fast vor Schreck aus ihrem Schlafsack gesprungen. Denn direkt neben ihr sitzt der distanzierte Adept und sieht sie aus seinen gelben Augen an. Während die junge Frau versucht ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bringen, richtet sie sich langsam auf und mustert Xiao dabei fragend. Doch diesem scheint das gar nicht aufzufallen.

,,Äh guten Morgen?" kommt es ein wenig unsicher von Mailin. Warum ist er so nah bei ihr und verzieht dabei nicht Mal den Hauch einer Miene? Eigentlich nähert er sich niemandem einfach so aus reiner Eigeninitiative.

Irgendetwas scheint ihm durch den Kopf zu gehen, denn er sieht nun nachdenklich von ihren Augen den Oberkörper hinab und dann wieder nach oben, als wolle er sich versichern, dass es ihr gut geht.

,,Du hast dich im Schlaf gewunden und bewegt, als wären unangenehme oder furchteinflößende Bilder in deinem Kopf erschienen."

Dass er sie dabei so aufmerksam mustert, lässt sie ein wenig unwohl werden.

,,Oh tatsächlich? Leider kann ich mich nicht mehr an meinen Traum erinnern," überlegt Mailin und kämpft sich etwas aus ihrem Schlafsack heraus. Sie sieht herüber zu Bennet und Aether, doch diese scheinen beide noch tief und fest zu schlafen. Also wendet sie sich wieder dem Yaksha zu.

,,Ähm hast du etwa die ganze Nacht hier neben mir verbracht?" will sie nun von ihm wissen. Xiao schüttelt mit dem Kopf.

,,Nein, nur die letzten Stunden, bevor es hell wurde," entgegnet er schließlich, ,,es schien, als würde es dich etwas beruhigen, also bin ich geblieben."

Ihre Wangen färben sich ein wenig rot, bei dem Gedanken, dass er sie die ganze Zeit über im Schlaf beobachtet hatte. Zum Glück sind die anderen noch nicht wach, um irgendetwas davon mitzubekommen. Und Xiao kann, so wie er eben ist, ihr Erröten sowieso nicht nachvollziehen.

,,Also... Danke, schätze ich."

Der Adept betrachtet sie lediglich mit emotionsloser Miene.

,,Dein Gesicht ist rot, geht es dir gut?" fragt er sie plötzlich und Mailin starrt ihn überrascht an. Woher kommt diese Neugier auf einmal?

,,Naja, normalerweise beobachtet man die Leute nicht einfach so während sie schlafen, weißt du..."

Xiao scheint einen Moment zu überlegen, dann nickt er langsam.

,,Verstehe," erwidert er leise, ,,eine Erkenntnis mehr über die seltsamen Bräuche der Menschen."

Sein ernster und nachdenklicher Blick bringt Mailin zum Lachen.

,,Schlafen ist doch kein menschlicher Brauch... Es ist eine Notwendigkeit," erklärt sie ihm nun, ,,musst du etwa nicht schlafen?"

Der Yaksha seufzt genervt.

,,Du denkst ich würde schlafen? Du hast kein Respekt für die Wege der Adepti," entgegnet er daraufhin kühl. Die junge Frau kann seine plötzliche abweisende Haltung nicht wirklich nachvollziehen, scheinbar ist es wie eine Beleidigung für Xiao, wenn man ihn mit den Menschen vergleicht.

Um einer weiteren Konfrontation aus dem Weg zu gehen befreit sie sich endgültig aus ihrem Schlafsack und steht auf.

,,Ich werde schon Mal beginnen etwas zu Essen zu machen, solange die anderen noch schlafen," lässt sie ihn wissen. Der Adept nickt stumm. Dann ist er auch schon auf einen Baum nahe der Feuerstelle verschwunden und widmet seine Aufmerksamkeit der Umgebung ihres Camps.

Mailin bereitet aus den Zutaten, die sie noch bei sich hat ein paar einfache Pfannkuchen zu. Der Duft es Essens scheint die anderen beiden langsam aus dem Land der Träume zurück zu holen. Tatsächlich ist es jedoch Paimon, die nun als erstes neben der jungen Frau in der Luft aufpoppt und erfreut den riesen Stapel Pfannkuchen in ihren Händen betrachtet.

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt