,,Da bist du ja endlich." Ein genervter Scaramouche begrüßt Mailin, als sie am frühen Nachmittag den großen Raum für ihre regelmäßigen Trainingseinheiten betritt. Er steht mit dem Rücken zu ihr und hatte sie dennoch sofort erkannt, als sie den Raum betrat. Der Harbinger mag zwar unberechenbar und blutrünstig sein, aber seine Fähigkeiten sind in jeder Hinsicht beeindruckend.
,,Lumine war heute morgen bei mir," entgegnet die junge Frau lediglich und tritt an den Dunkelhaarigen heran. Dieser dreht sich nun zu ihr um, mit dem üblichen durchdringenden Blick in den Augen.
,,Sie ist also zurück, unsere strahlende Prinzessin," lächelt er daraufhin spöttisch ohne, dass ihm seine vorherige Genervtheit noch anzumerken wäre. Mailin nickt. Es ist nicht so, dass sie sich über sein seltsames Verhalten noch wundert.
,,Und was hat sie dir erzählt?" fragt der Harbinger weiter. Sein Gegenüber zückt nun jedoch die Waffe.
,,Nichts, was dich irgendwie etwas angehen würde."
,,Oh," entgegnet Scaramouche und ein breites Grinsen bildet sich auf seinem Gesicht, ,,heute so bissig... seltsam in den letzten Tagen hatte ich eher den Eindruck, deine Zuversicht wäre endgültig erloschen..."
Statt einer Antwort gibt die junge Frau bloß ein Schnauben von sich. Der Griff um ihren Zweihänder verfestigt sich, als dem Dunkelhaarigen ein Lachen entweicht.
,,Deine Reaktionen sind wirklich immer wieder amüsant."
Er wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel, ehe er seinen Hut absetzt.
,,Also schön, genug geredet, wir fangen an," spricht er schließlich und tritt Mailin wieder etwas ernster gegenüber. Diese ist bereits auf seinen Angriff gefasst und blockt seine Hand seitlich mit ihrer Waffe ab. Bevor Scaramouche sie unter Strom setzen kann, entfernt die junge Frau sich rechtzeitig und startet sofort einen Gegenangriff.
Ihren Zweihänder schleudert sie ins Leere, doch diesen Moment nutzt sie, um die Waffe in den Boden zu rammen und den Harbinger mit dem Bein anzugreifen.
,,Netter Versuch," kommentiert dieser belustigt, als er ihren Fuß mit dem Unterarm abwehrt. In der nächsten Sekunde hat er bereits ausgeholt und trifft Mailin mit einem Schlag in die Seite. Ehe sie nach Luft schnappen kann, wird ihr Körper von starken Stromstößen gelähmt. Es ist ohnehin eine schmerzhafte Erfahrung, jedes Mal aufs Neue. Doch mit jeder Sekunde wird es schwieriger ihre Kampfhaltung aufrecht zuhalten.
Letztendlich gelingt es der jungen Frau, sich aus ihrer Starre zu befreien. Sie springt zur Seite und zieht ihren Zweihänder aus dem hölzernen Boden.
Erneut stehen sie sich gegenüber. Für Scaramouche ist es nichts weiter als ein Zeitvertreib. Ein amüsantes Schauspiel. Doch für Mailin ist es bitterer Ernst. Es stellt sich allerdings die Frage, ob es für sie überhaupt jemals eine Chance darauf geben würde gegen ihn zu gewinnen. Vielleicht würde sie niemals stark genug sein. Niemals die Fähigkeit besitzen Khaenri'ah zu unterstützen. Vielleicht waren es doch bloß leere Erwartungen, denen sie niemals gerecht werden würde.
In diesem Moment erinnert die junge Frau sich an Lumines Worte, die sie ihr am Morgen sagte. Sie sprach davon ihr volles Potenzial auszuschöpfen... sie solle sich an das Gefühl erinnern, welches sie hatte, als sie die Augen schloss. Aber wie genau sollte ihr das nun weiterhelfen?
,,Hey," holt der Dunkelhaarige sie aus ihren Gedanken zurück, ,,geistige Abwesenheit in einem Kampf ist ein fataler Fehler."
Mit diesen Worten hat er ihr bereits einen weiteren Stromschlag verpasst. Diesmal umfasst er jedoch mit seiner Hand unsanft ihren Kopf und leitet die Elektroenergie darüber in ihren Körper. Für einen Augenblick verschwimmt Mailins Sichtfeld. Nein. Viel mehr beginnt es zu Flimmern. Sie kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mit letzter Kraft hebt sie nun ihre Hand und umfasst sein Handgelenk. Auch sie leitet nun so viel Energie, wie sie aufbringen kann, in den Körper des Harbingers. Und tatsächlich klärt sich ihr Sichtfeld daraufhin. Es scheint, als würde ihre aufeinander treffende Elektroenergie sich gegenseitig aufheben, sich gegenseitig neutralisieren.
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Mailin
Fanfiction,,Halt still," befahl das kleine Mädchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Xiao seufzte bloß genervt als er den Blumenkranz in den Händen des Kindes sah. Dennoch ließ er es zu, dass sie es auf seinen Kopf setzte. Ihre Augen wurden nun ganz groß...