Kapitel 8 - Schlaflos

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Mailin!

Eine Stimme, sie ruft Mailin in ihrem Traum. Dann schlägt sie erschrocken die Augen auf und starrt an die Decke. 

War das etwa? 

Lumine. 

Warum taucht sie in ihrem Traum auf? Sie kennt sie ja eigentlich gar nicht. Dennoch wird die junge Frau dieses seltsame Gefühl nicht los. Mit einem Seufzen wälzt sie sich aus ihrer Decke heraus und setzt sich auf die Bettkante.

Es dürfte noch mitten in der Nacht sein. Zumindest ist es draußen dunkel. Bloß ein paar schwache Strahlen des Mondes erreichen die verstaubten Holzdielen ihres Zimmers. Eine Weile sitzt Mailin einfach so da und starrt herüber zum Fenster. Ohne es zu bemerken driften ihre Gedanken zu dem sturen Yaksha ab, der sich bei ihrem Widersehen mal wieder so kalt und abweisend verhielt, wie ein Kryo-Abgrundmagier. Dabei wollte sie ihn eigentlich fragen ob er sich mit ihr das Feuerwerk am Tag des Laternenrituals ansieht. Mailin muss leicht über sich selbst lachen, als sie sich dabei ertappt, wie sie dachte, dass der Adept sie vielleicht eines Tages einmal näher an ihn heranlassen würde. Ein absurder Gedanke.

Die junge Frau schüttelt ihren Kopf. Nein, an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Vor allem nicht nach diesem seltsamen Traum. Aber was dann?

Schließlich steht sie von ihrem Bett auf und verlässt das Zimmer. In dem dunklen Flur muss sie sich an der Wand entlang tasten, um nicht die Orientierung zu verlieren. Kurze Zeit später steht sie in dem nächsten Zimmer direkt neben ihrem. Ein Grinsen bildet sich auf ihrem Gesicht, als Mailin an das Bett von Bennet heran tritt. Dieser scheint tief und fest zu schlafen. Jedenfalls wird er nicht wach, als sie seinen Namen sagt und auch nicht als sie ihn an der Schulter rüttelt. 

Dann eben anders.

Sie klettert kurzerhand auf das Bett des Weißhaarigen und springt so lange auf und ab, bis dieser endlich zu sich zu kommen scheint. 

,,Nein, Dad, ich will nicht so viel Gemüse essen," nuschelt er nun plötzlich im Halbschlaf vor sich hin.

,,Hey, sehe ich etwa aus wie einer deiner Väter?" beschwert sich Mailin und lässt sich mit einem letzten Sprung neben ihn auf die Matratze fallen, ,,wach endlich auf, du Schlafmütze."

Dann schlägt er langsam die Augen auf, blinzelt ein paar Mal und sitzt in der nächsten Sekunde kerzengrade im Bett.

,,Oh man, Mailin. Erschreck mich doch nicht so!"

,,Ich habe grade ungefähr eine halbe Stunde versucht dich aufzuwecken. Was hat das denn bitte mit erschrecken zu tun?" lacht sie leicht.

,,Wirklich?" kommt es bloß verschlafen von Bennet, der sich müde die Augen reibt. Erst dann scheint ihm aufzufallen, dass es noch immer mitten in der Nacht ist.

,,Ja, wir haben mitten in der Nacht und jetzt schau nicht so bedröppelt drein, ja?" weist Mailin ihn an, als seine Verwirrung sich langsam in einem fragenden Blick äußert. Die junge Frau dreht sich auf den Rücken und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.

,,Ich hatte einen wirklich seltsamen Traum und jetzt kann ich nicht mehr schlafen."

Der Weißhaarige sieht nachdenklich auf sie herab. Seit er ihr das erste mal begegnete, als sie noch Kinder waren, hatte er sie immer um ihre Stärke und den Mut bewundert. Jemand wie Mailin, hatte er zuvor noch nie kennengelernt. Sie wollte mit ihm befreundet sein, obwohl sie wusste, dass das Pech ihn überall hin verfolgt und die meisten Leute ihm deswegen aus dem Weg gehen.

,,Kann ich dir etwas wirklich verrücktes anvertrauen?" will die junge Frau plötzlich von ihm wissen, ,,ich habe es bisher niemandem erzählt, weil ich dachte es würde mir sowieso keiner glauben."

MailinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt