,,Du musst dich schon etwas mehr anstrengen... gestern war deine Verteidigung besser."
Mailin wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß aus der Stirn und atmet tief durch. Scaramouche lässt ihr allerdings keine Zeit zur Erholung, stattdessen startet er bereits den nächsten Angriff. Diesmal umfasst die junge Frau allerdings im richtigen Moment sein Handgelenk und bringt seine Bewegung damit zum Stoppen.
Ja, so langsam durchschaut sie die Angriffe des Harbingers. Es sind immerhin bereits einige Tage vergangen, in denen sie nichts anderes tat, als sich ihm im Training zu stellen. Tage, in denen sie Schmerz und Niederlage erfuhr, sowohl physisches als auch seelisches Leid durchgestanden hatte. Die Frage ist bloß, hat sich all dies gelohnt?
Das bekannte der Gefühl der Elektrizität durchströmt nun ihren Körper, als Scaramouche diese über die Hand der jungen Frau in ihren Körper leitet. Seine Mundwinkel wandern zufrieden nach oben. In seinen Augen ein aufgeregtes Funkeln, während Mailin unter Schmerzen das Gesicht verzieht. Dennoch lässt sie sein Handgelenk nicht los.
,,Du hast wirklich Mut, das muss ich dir lassen," kommentiert der Dunkelhaarige, ,,doch mit jedem Mal, an dem ich diese ungebrochene Entschlossenheit in deine Augen sehe, bereitet es mir um so mehr Vergnügen all deine Hoffnungen mit einem Schlag niederzuschmettern."
Mit seiner freien Hand umfasst er nun ihren Hals. Noch stärkere Elektroenergie durchfährt daraufhin ihren Körper. Alles ist taub. Keine Schmerzen mehr. Doch nun droht die junge Frau das Bewusstsein zu verlieren. Er hat definitiv keine Gnade mit ihr. Es fühlt sich an, als befände sie sich bereits an der Schwelle zum Tot. Ihre Sicht verschwimmt. In den Ohren ein lautes Rauschen. Dennoch entgehen ihr die Worte des Harbingers nicht, als er sie nun näher an sich heranzieht.
,,Ich werde dich schon noch brechen... es ist nur eine Frage der Zeit, glaub mir."
Dann ein Lachen. Es dröhnt so laut in ihrem Kopf, dass Mailin sich am liebsten die Ohren zu halten würde. Allerdings kann sie sich noch immer nicht bewegen. Tatsächlich erscheint jedoch vor ihrem inneren Auge ein Bild. Bennet. Aether und Paimon. Sie sitzen um ein Lagerfeuer herum. Paimon schmachtet das Essen über dem Feuer an. Bennet grinst verlegen und kratzt sich am Hinterkopf, während Aether ihm etwas zu erzählen scheint.
Wie es ihnen wohl gehen mag? Die junge Frau vermisst ihre Teamkameraden und Freunde wirklich sehr. Am liebsten würde sie nach ihnen suchen, um ihnen alles zu erzählen. Ihnen zu versichern, dass es ihr gut geht. Doch das geht nicht. Zumindest noch nicht. Lumine will ihren Bruder aus dieser Sache herauslassen und das muss Mailin akzeptieren. Die Dinge sind nun kompliziert. Je mehr Leute davon wissen, um so eher werden sie gefährdet. So lange sie sich selbst nicht im Klaren über ihre eigene Zukunft ist, kann sie auch niemand anderen darin einbeziehen.
Tatsächlich befindet sich im Hintergrund des Bildes noch eine weitere Person. Der beschützende Yaksha hat sich auf einem Baum niedergelassen und beobachtet die anderen nachdenklich aus der Ferne. Auch wenn dieses Bild bloß einer Halluzination entspricht, die durch die Folter des Harbingers hervorgerufen wird, spürt die junge Frau plötzlich eine neu aufkeimende Kraft. Es mögen einige wenige Sekunden gewesen sein, in denen Mailin das Bewusstsein verlor. Doch als sie erneut die Augen aufschlägt kann der Dunkelhaarige eine Veränderung in ihrem Blick erkennen. Mit einem Augenrollen schleudert er sie zu Boden.
Es ist Hoffnung.
Vielleicht wurde sie dafür erschaffen. Um diejenigen zu beschützen, welche es nicht selbst können.
Zumindest ist es das, was sie eines Tages erreichen will. Keine Menschen mehr, die durch die göttlichen Mächte unterdrückt werden. Wie in Inazuma. Keine Macht den Starken. Sondern Macht für den Einzelnen, das Leben selbst bestimmen zu können. Ihr Schicksal wurde von Beginn an festgelegt. Doch jeder sollte eine Wahl haben. Vielleicht hat Mailin dies allerdings auch. Sie hat ihre Wahl bloß noch nicht endgültig getroffen.
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Mailin
Fanfiction,,Halt still," befahl das kleine Mädchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Xiao seufzte bloß genervt als er den Blumenkranz in den Händen des Kindes sah. Dennoch ließ er es zu, dass sie es auf seinen Kopf setzte. Ihre Augen wurden nun ganz groß...