Er erwachte mit Kopfschmerzen und einem steifen Nacken.
Mit einem Stöhnen öffnete er die Augen und stellte fest, dass er mit dem Oberkörper halb aus dem Bett heraus hing. Ungeschickt zog er sich ins Bett zurück und rieb sich den Nacken.
Das andere Bett im Zimmer war leer. Die Sonne schickte bereits ihre hellen Strahlen durch die nur unzureichend abgedunkelten Fenster in den Raum. Dennoch war es kalt und es widerstrebte ihm das Bett zu verlassen. Er fragte sich wie Jerud es immer schaffte früh aufzustehen.
Nur wenige Momente später wurde die Tür geöffnet und Jerud trat mit einem großen Tablett auf den Armen in den Raum.
„Frühstück!", rief Kelsu strahlend aus und setzte sich, seine Decke um die Schultern drapiert, im Bett auf. Erwartungsvoll beobachtete er Jerud, wie er das Tablett neben ihm auf das Bett stellte und sich ans Fußende setzte. Es war vielleicht zu weit gegriffen es als ein Ritual zu bezeichnen, doch ihr Morgen verlief mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit in dieser Form.
Wahrscheinlich weil Jerud festgestellt hatte, dass sie schneller in den Tag starten konnten, wenn er ihm etwas entgegen kam.
„Wir können einen weiteren Tag in der Stadt bleiben. Mich haben keine weiteren Aufträge erreicht", sagte dieser gerade.
„Du meinst, du bist Menschen aus dem Weg gegangen", stellte Kelsu mit einem Grinsen fest und griff nach dem Becher mit Kaffee. Nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, fühlte er sich schon viel lebendiger und bereit in den nächsten Stunden das Bett zu verlassen.
Er war Jerud durchaus dankbar, dass er es vermieden hatte weitere Aufträge zu erhalten. So stressige Zeiten hatte Kelsu seit er als Krieger unterwegs war noch nie erlebt.
Geister, Dämonen, übernatürliche Wesen - sie alle legten unnatürliche Verhaltensweisen an den Tag. Selbst die Wälder, die lange in einem Halbschlaf verbracht hatten, erwachten plötzlich wieder zum Leben und versuchten die Schutzzauber zu durchbrechen, die sie in ihr Gebiet einschlossen. Einzelne Bäume wanderten an den schwachen Stellen langsam über die Grenzen und auch die Fey tauchten entgegen ihrer Natur oft in der Nähe von Dörfern auf. Normalerweise hielt sie die Angst vor Eisen und den Runen fern.
Niemand wusste, was sie dazu bewogen hatte ihre Verstecke zu verlassen und keiner hatte ihnen Antworten entlocken können.
Alle waren sich einig, dass etwas Großes auf dem Weg zu ihnen war, welches selbst die Welt des Übernatürlichen in Angst und Schrecken versetzte. Doch bis auf einige wenige, halbherzig durchgeführte Befragungen, stellte niemand von ihnen ernsthafte Nachforschungen an. Auch er selbst und Jerud nicht.
Der Gedanke, dass es etwas geben könnte, dem sie unterlegen waren, beunruhigte die Welt der Krieger und erschütterte ihren Glauben an sich selbst. Sie alle schienen zu der stillen Übereinkunft gekommen zu sein, dass sie sich um dieses Problem kümmern würden, sobald es sich ihnen zu erkennen gegeben hatte. Bis dahin würden sie die aktuellen Entwicklungen weitestgehend ignorieren und versuchen die Ordnung aufrecht zu erhalten.
„Wir sollten unsere Ausrüstung ausbessern lassen", merkte Kelsu etwas abwesend an und warf einen Blick auf seine Schuhe, die vor dem Bett standen. Sie waren längst nicht mehr wasserdicht und die Zauber in ihren Umhängen hatte auch nachgelassen. Er brauchte zudem Nachschub an Materialien für seine Magie, an erster Stelle stand ein Ersatz für seinen Türkis, der seinen letzten Einsatz leider nicht überlebt hatte.
Jerud griff nach einem Stück Brot und antwortet ihm nicht, was Kelsu als eine halbe Zustimmung wertete. Über das Tablett hinweg stieß er Jerud an, darauf bedacht die kleine Kanne Kaffee nicht umzustoßen. „Hast du schlecht geschlafen?"
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Das letzte Echo
FantasyEine menschenfeindliche Welt, voller Schatten und Dämonen. Ein Geist ohne Erinnerung, mit zerstörerischer und unkontrollierbarer Magie. Und zwei Krieger, in einem ewigen Kampf gegen die Dunkelheit. Auf der Suche nach ihrer Erlösung und ihrer Vergang...