Kapitel 18: Verlust (Teil 2)

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Mildred saß mit ihrem Sohn auf dem Boden, hielt ihn in ihren Armen und strich ihm über sein Haar. Heute war er sechs Jahre als geworden und hatte gerade freudestrahlend sein Geschenk ausgepackt.

Er war der Stolz der gesamten Familie. Der männliche Nachfolger, den sie immer hatten haben wollen. Sajan hatte ihr zwar versichert, dass er sich über jedes Kind freuen würde und hatte ihr augenzwinkernd versichert, dass er eben dafür sorgen würde, dass ihre Tochter der neue Familienvorstand werden würde, doch sein Ansinnen war auf wenig Gegenliebe gestoßen.

Und dann war ihre erste Tochter tot zur Welt gekommen. Sie konnte sich nicht einmal mehr an die Geburt erinnern und ob sie ihre Kleine hatte sehen können. Sie hatten den ganzen Abend verdrängt.

In Gedanken schüttelte sie den Kopf und verbannte diese dunklen Erinnerungen. Nicht jetzt. Heute war Mireks Geburtstag, sie würde jetzt nicht über den Tod nachdenken. Sie würden feiern und glücklich sein.

Mirek war ihr kleiner Sonnenschein. Seit sie ihn in ihrem Leben hatte, verließ sie immer öfter das Bett und gab sich redlich Mühe eine gute Mutter zu sein.

Sie musste etwas richtig machen, denn er lachte oft und brachte ihr kleine Schätze, die er draußen im Garten fand. Wenn sie zu schwach war um ihm zu folgen, kam er am Abend mit Muscheln, Blumen, kleinen Steinen und Federn zurück. Sie sammelte diese auf ihrem ungenutzten Schminktischchen. Sie konnte den kleinen Tisch mit all seinen kostbaren Fundstücken von ihrem Bett aus sehen.

Plötzlich wurde die Tür zu ihrem Aufenthaltsraum aufgerissen und ihre Schwiegermutter, mit zwei Wachen, Nasri und der Heilerin stürmten herein, unterbrachen die friedliche Zeit mit ihrem Sohn.

Verwirrt schaute sie von einem zum anderen.

Die Wache verbeugte sich zwar kurz vor ihr, ergriff Mirek allerdings kurz danach und versuchte ihn ihren Armen zu entreißen. Schreiend versuchte sie ihn festzuhalten, doch sie war zu schwach um ihnen viel entgegensetzen zu können. Mirek klammerte sich dafür umso fester an sie.

Was soll das?", rief sie zum ersten Mal seit sie denken konnte wirklich wütend, doch Selena hob nur gebieterisch die Hand.

Er wird fortgebracht, da er lernen muss seine Magie zu kontrollieren. Er hat dir wahrscheinlich nicht erzählt was er heute getan hat, oder?"

Verständnislos schaute sie erst Mirek an, der von den beiden Wachen festgehalten wurde und wild strampelte.

Mama!", rief er verzweifelt. „Es tut mir leid! Sag' ihnen es wird nie wieder vorkommen...!"

Er... kann doch auch hier unterrichtet werden...", versuchte sie zu verhindern, dass ihr Mirek genommen wurde, der einzige, der ihr neben Sajan etwas bedeutete.

Selena schüttelte den Kopf. „Er ist viel zu mächtig. Mirek wird die besten Lehrer brauchen, die wir finden können."

Mirek teilte die Einschätzung seiner Großmutter nicht und schrie wiederholt wütend nach seiner Mutter. Sie war fast überrascht, dass er keine einzige Träne vergoss.

Donner ließ sie zusammenzucken und die Welt auf der anderen Seite des Fensters schien dunkler zu werden. Die beiden Wachen gingen scheinbar grundlos in die Knie, ließen Mirek allerdings nicht los.

Eluisa, die Heilerin, murmelte ein paar Worte und sie sah für einen Moment einen leicht glühenden Kreis in der Luft schimmern. Sie wusste es war ein Schutzkreis, selbst mit ihren geringen Fähigkeiten hatte sie gelernt einen zu ziehen, doch ihrer war immer flackernd und schwach gewesen. Kein Vergleich mit Eluisas.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt