Noch zögernd schritt er die breiten Treppen vor dem Gasthaus hinunter, dann jedoch straffte er sich und schlug den Weg zur Innenstadt ein. Der Energiefluss der Bergkristalle war konstant und seine Gedanken klar. Kelsu wusste, dass er später die Konsequenzen zu trage hätte, aber im Moment war es das was er brauchte und wollte. Er hatte es schon viel zu lange herausgezögert.
Heute würde er erneut versuchen mit Mildred zu kommunizieren und sie der Erlösung einen Schritt näher zu bringen.
Jerud hatte Recht gehabt, das letzte Mal war er nicht erfolgreich gewesen. Doch dieses Mal wäre er besser vorbereitet. Kelsu konnte sich lebhaft vorstellen wie Jerud auf seinen Vorstoß reagieren würde.
Ein weiterer Grund erfolgreich zu sein.
Entschlossen schritt er aus und suchte nach einer schlecht einsehbaren Stelle in der Nähe Lumiels. Er wollte nicht zu weit zurücklaufen, sondern möglichst schnell zurückkehren können.
Die Hoffnung auf Schlaf hatte er noch nicht ganz aufgegeben.
Auf den Feldern vor der Stadt arbeiteten Menschen und er hörte sie zusammen mit den anwesenden Priestern Schutzlieder singen. Sie entwickelten ihre Macht durch die Anzahl an Gläubigen und er konnte die Magie über die Felder hinweg fließen spüren, über die Wege. Er konnte dazwischen sogar das Lachen von Kindern hören, die fast unbeaufsichtigt zwischen den Erwachsenen umher liefen und geduldet wurden. Es war die einzige Zeit des Tages zu der sie die Stadt verlassen durften. Innerhalb der Stadt gab es kaum Natur oder Platz zum Spielen für sie.
Kelsu blieb einen Moment stehen und beobachtete gedankenverloren wie eine Gruppe von ihnen Krieger spielte. Einige der Kinder waren als Dämonen ausgelost worden, während die anderen die heldenhaften Krieger waren. Er erkannte eine angehende Schamanin unter ihnen, sie wurde von einem Raben begleitet und er sah sie zwei Talismane mit den typischen Schutzzeichen an ihrer Kleidung tragen. Der Anblick von ihrem Turmalinanhänger um den Hals und den kleinen Edelsteinperlen, die in ihre lange Haare geflochten waren, ließen ihn lächeln. Auch wenn Kelsus Vorgehen ein anderes war, gab es doch Parallelen zwischen ihm und Schamanen. Schon in wenigen Jahren würde ihre ernsthafte Ausbildung beginnen und sie würde lernen nicht mehr nur Kämpfe zu spielen. Doch noch würde man sie ein Kind sein lassen und ihr nur die wichtigsten Schutzzauber und Fertigkeiten näher bringen.
Er setzte seinen Weg fort.
Der Anblick der Kinder, wie ernsthaft und doch ausgelassen das Leben der Krieger nachgespielt hatten, hatte ihm gute Laune gemacht. Es erinnerte ihn daran, dass sein Leben einen Sinn machte und jeder mit den Fähigkeiten ausgestattet war, mit denen er dieser Welt am besten dienen konnte.
Aufgeregt schrien die Kinder auf, als über ihnen ein Luftschiff flog.
Auch er wandte seinen Blick gen Himmel und runzelte die Stirn. Es waren drei Schiffe, wie er schnell erkannte. Selbst von hier unten konnte er die Magie spüren. Sie waren auf dem Weg zur Hauptstadt des Landes, hin zum Großkönig und seinem Hofstaat. Es beunruhigte ihn, obwohl er nicht sagen konnte warum.
Die Kinder hatten ihr Spiel nur kurz vergessen, um aufgeregt hinauf zu zeigen, dann waren sie bereits wieder in ihren Kampf unter den aufgestellte Kreuzen vertieft.
Kelsu beschloss bis an den Rand des Waldes zu wandern, damit er auf keinen Fall einen der anwesenden Menschen in Gefahr brachte. Das war weiter als er geplant hatte, aber bis zum frühen Abend hatte er Zeit nach Lumiel zurück zu kehren.
Absichernd schaute er sich um und als er niemanden in der Nähe sah, begann er Kreise zu zeichnen und weitere Vorkehrungen zu treffen.
Erst als er mit seinen Zaubern zufrieden war, rief er sie wieder zu sich.
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Das letzte Echo
FantasyEine menschenfeindliche Welt, voller Schatten und Dämonen. Ein Geist ohne Erinnerung, mit zerstörerischer und unkontrollierbarer Magie. Und zwei Krieger, in einem ewigen Kampf gegen die Dunkelheit. Auf der Suche nach ihrer Erlösung und ihrer Vergang...