Kapitel 28: Begeistertes Chaos

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Als sie den Fuß der Treppe erreicht hatten, betraten sie einen schmalen, dunklen Gang, mit grob behauenen Steinen.

Wie Kelsu vermutet hatte, war der Keller gut ausgebaut worden, aber mittlerweile ein verstaubtes Chaos, mit eingebrochenen Mauern und Räumen, denen zum Großteil die Türen fehlten. Schon im ersten Raum fanden sie mehrere menschengroße Kisten.

Er atmete tief durch.

„Die älteren müssen am Ende des Kellers sein", flüsterte Tyrael. „Wir sollten sie zuerst töten. Die anderen werden orientierungslos ohne sie sein."

Kelsu schüttelte vehement den Kopf.

„Wir werden diesen Keller nicht lebend verlassen, wenn wir jene am Eingang nicht zuerst beseitigen."

Sianna verdrehte sichtlich genervt die Augen. „Wenn wir bereits hier am Anfang beginnen ist die Gefahr viel zu groß, dass wir Aufmerksamkeit erregen und dann werden uns die Älteren durch die Lappen gehen!" Sie sprach langsam, fast so als würde sie es einem kleinen Kind versuchen zu erklären, doch Kelsu ging nicht darauf ein.

Er fühlte wieder diesen Druck in seinem Kopf und wünschte sich, er hätte am Abend nicht so viel getrunken.

„Ich dachte sie würden gar nicht wissen, was sie tötet?", erwiderte er gereizt und sie fuhr ihn verärgert an: „Du kannst ja anfangen jeden einzelnen der Schwächlinge im vorderen Teil zu töten. Da sie schlafen sollten sie selbst dich nicht überfordern. Der Rest von uns wird vorausgehen und sich um die echte Gefahr in dieser Festung kümmern!"

Für gewöhnlich dauerte es bis Kelsu wütend wurde. Doch heute war so einer dieser Tage, den er lieber im Bett hätte verbringen sollen, anstatt mit Idioten unterwegs zu sein. Fast erschrak er über seine eigenen Gedanken. Das Licht um ihn herum erlosch und sein Schutzkreis verkleinerte sich merklich, schloss Tyrael und Sianna aus. Sollten sie sich doch auf ihre Talismane verlassen, sie waren nicht seine Partner. Nicht einmal auf Zeit.

„Alles gut, beruhige dich bitte wieder Kelsu", sagte Jerud leise und er spürte eine Hand auf seiner Schulter. „Es hat keinen Sinn sich jetzt zu streiten."

Er atmete einige Male tief durch und realisierte erst jetzt, dass die Luft um ihn herum von seiner Magie geladen war. Es war lange her, dass er sich so sehr hatte provozieren lassen und Kelsu konzentrierte sich bewusst darauf seine Wut zu kontrollieren.

Er würde keinen der Krieger ernsthaft verletzen können, schlussendlich war er nur ein begabtes Medium. Doch er könnte die Vampire aufwecken und wie jeder Mensch wären auch sie wenig begeistert fremde, bewaffnete Wesen in ihrem Schlafzimmer stehen zu sehen.

Kelsu zwang sich das Licht wieder blass aufflackern zu lassen und schaute grimmig zu Jerud neben ihm, der seine Hand nicht von seiner Schulter genommen hatte.

Für eine Weile sprach niemand in der angespannten Atmosphäre.

„Kelsu und ich werden die Vampire im vorderen Teil töten. Ihr beide könnt voraus gehen und den Rest erledigen. Niemand von uns sollte alleine in diesen Gängen und Räumen bleiben. Versucht leise zu sein, bis ihr den Alten gefunden und getötet habt."

Jerud warf Sianna einen warnenden Blick zu und sie verdrehte die Augen.

„Du bleibst also zurück, weil du Angst hast, dass uns am Ende diese Kinder folgen werden?", fragte sie fassungslos und Jerd zuckte mit den Schultern.

Er war nicht hier um jemanden etwas zu beweisen, er wusste bereits was er konnte und welchen Platz er in dieser Welt hatte. Kelsu war wichtiger, zudem hatte er Recht mit dem was er sagte. Ihnen wäre der Rückweg abgeschnitten, egal wie viele ihrer Spielzeuge Sianna dabei hatte, um Tod und Zerstörung anzurichten.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt