Es dauerte mehrere Tage bis Layana in Sichtweite kam.
Auf den Straßen waren ihnen immer weniger Reisende begegnet und die Unterkünfte waren zumeist leer gewesen.
Wie Kelsu sich bereits gedacht hatte, ließen die übernatürlichen Aktivitäten nach, je näher sie den Bergen kamen. Was auch immer sich auf dem Weg zu ihnen gemacht hatte, es vertrieb alle Wesen, welche die unmittelbare Umgebung verlassen konnten. Um diejenigen, die nicht fliehen konnten, würden sich die Krieger und Priester kümmern.
Doch auch so war Layana als die Stadt bekannt, welche die wenigsten übernatürlichen Aktivitäten aufwies. Eine Seltenheit in dieser Welt.
Kelsu schaute sich absichernd um und als er niemand Fremden sah, entließ er Mildred aus dem Ring.
Sie schwebte vor ihm und schaute sich aufmerksam um. Jerud wandte sich ab. Sie hatten die Abmachung getroffen, dass er sie heraus lassen durfte, sobald sie alleine waren. Damit sie sich schneller daran erinnerte wer sie war und folglich auch schneller erlöst werden konnte. Jerud hatte nur widerwillig zugestimmt.
Mildred währenddessen schien an Substanz gewonnen zu haben, auch wenn sie immer noch nicht wusste wer sie war.
„Wo sind wir?", fragte sie neugierig.
„Nahe Layana." Kelsu wies an ihr vorbei den Weg hinunter und sie drehte sich um. „Kommt dir die Stadt bekannt vor?"
Mildred gabihr Bestes sich zu erinnern, fand aber nicht mehr als ein vages Gefühl. „Der Anblick kommt mir bekannt vor. Aber ich habe keine Erinnerung", stellte sie fest.
Kelsu beschloss sie nicht weiter unter Druck zu setzen und wechselte das Thema. „Einige Geister vom städtischen Friedhof haben sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Das interessante daran ist, dass sie nicht alle auf dem Friedhof begraben sind, sondern auch von den naheliegenden Grabstätten kommen. Es sind mehrere Männer gestorben, seit diese Gruppe ihr Unwesen treibt."
Aufmerksam schaute Mildred ihn an. „Man scheint sich sehr sicher zu sein, dass es die Geister waren. Vielleicht sind diese Männer auch nur fort gelaufen."
„Es wurde sehr genau untersucht. Selbst die Geister dieser Männer sind nicht mehr auffindbar, in keiner der bekannten Welten."
Mildred schwieg. Der Gedanke sich mit anderen Geistern zusammenzutun war ihr noch nicht gekommen. Er behagte ihr auch nicht. Selbst als sie die anderen Grabstätten von ihrer aus hatte sehen können, hatte sie kein Bedürfnis gespürt mit einem anderen Geist Freundschaft zu schließen.
„Was hältst du davon, wenn wir die Nacht in einem Gasthaus der Reisenden verbringen, Jerud?"
„Nein", antwortete er kurz angebunden.
„Vielleicht erinnert Mildred sich an etwas. Mit Sajan hat sie viele Reisen unternommen, aber sie werden mit Sicherheit nicht in eine der Gasthäuser für die Krieger übernachtet haben."
Abrupt blieb Jerud stehen. „Du wirst nachlässig und gedankenlos", fuhr er ihn an. „Du kannst einen Geist nicht innerhalb einer Stadt erscheinen lassen. Es bringt uns alle in Schwierigkeiten."
„Es wäre in unserem Zimmer..."
Fassungslos schaute er ihn an. „Das macht es nur noch schlimmer! Hast du dich in letzter Zeit reden gehört?", fragte er und fuhr sich verzweifelt durch seine kurzen Haare. „Man könnte meinen, es hätte dich bereits besessen und hat dir gerade so viel Freiheit gelassen, dass du halbwegs normal erscheinen kannst", sagte er verärgert und ging voraus.
„Jeruuuud", rief er und beeilte sich ihm zu folgen.
Mildred hielt sich wohlweislich aus dieser Diskussion heraus und schaute sich stattdessen weiter um. Kelsu hatte gesagt, dass sie und Sajan viel gereist waren. Dann waren sie bestimmt auch in Layana gewesen. Von Weitem waren die weißen Mauern gut zu erkennen und viele Menschen besuchten diesen Ort. Doch wenn sie hierher gereist war, dann würde sie sich nicht an den Weg erinnern können. Sie wäre in einer Kutsche oder etwas ähnlichem gewesen, in Sicherheit. Eine Frau aus den großen Familien würde nicht selber laufen oder reiten müssen.
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Das letzte Echo
FantasyEine menschenfeindliche Welt, voller Schatten und Dämonen. Ein Geist ohne Erinnerung, mit zerstörerischer und unkontrollierbarer Magie. Und zwei Krieger, in einem ewigen Kampf gegen die Dunkelheit. Auf der Suche nach ihrer Erlösung und ihrer Vergang...