Kapitel 24: Der Wald wandert (Teil 2)

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„Kelsu!"

Er blinzelte mehrmals, als er Jeruds Stimme hörte.

Seine Beine hatten bereits die Grenze zum Wald hin überschritten und die Bäume hatten seine Knöchel und Unterschenkel mit weiteren Ästen umschlungen.

Er fluchte leise, aktivierte die Bergkristalle unter seiner Haut und klärte seinen Geist. Der Schmerz in seinem Arm flutete seinen Verstand und er war fast dankbar dafür. Dann zog er seinen Dolch und versuchte die Wurzeln und Äste um seine Knöchel zu erreichen.

Noch immer konnte er den Wald nahe seiner Gedanken spüren, doch er schaffte es einen Schutzzauber um sich und Jerud zu wirken. Sie würden die nun auftauchenden Schatten nicht in Schach halten können.

Kurz darauf riss er erneut den Arm hoch, um sich gegen einen Angriff zu schützen und musste in seinen Bemühungen sich zu befreien innehalten.

Doch die Wurzel erreichte ihn nicht, sondern zerfiel vor seinen Augen zu Staub.

Wenige Augenblicke später traf ein Pfeil auch den Ast in seinem Arm und dieser zog sich ruckartig zurück, um in blauen Flammen zu Asche zu verbrennen.

Kelsu keuchte auf und hielt sich den nun heftig blutenden Arm. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, doch die Bergkristalle hielten ihn bei Bewusstsein. Sein Körper fühlte sich schwer an und es erschien ihm nahezu unmöglich sich vom Wald zu entfernen.

Nur langsam zog er sich Richtung Weg zurück.

Mit einem dumpfen Klang schlug sein Schwert neben ihm auf dem unebenen Boden auf.

„Hier", sagte eine fremde Frauenstimme.

Er konnte nur einen kurzen Blick auf sie erhaschen, dann war sie bereits an Jeruds Seite. Erleichterung durchflutete ihn und er griff mit seiner linken Hand nach dem Schwert. Ungeschickt hielt er es, stand taumelnd auf und begann mit der Klinge auf die stetig nachwachsenden Fortsätzen des Waldes einzuhacken. Er hatte es geschafft seinen Geist fest vor dem Wesen zu verschließen.

Mit wenigen Schritten überwanden die Kämpfer den Abstand zu ihm und nahmen ihn in ihre Mitte.

Jerud warf ihm einen besorgten Blick zu, schien aber zufrieden zu sein, dass er wieder handlungsfähig an seiner Seite war.

Die beiden schafften es routiniert ihren Bereich frei zu halten und Kelsu übernahm wieder die Aufgaben von denen er wusste, dass sie von ihm erwartet wurden. Das Schwert ließ er zwar nicht los, doch seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Wald.

Er hielt sich nicht damit auf den Wald beruhigen zu wollen, er hatte es schon zuvor nicht geschafft zur Schwarmwesenheit durchzudringen. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit auf den beschädigten Schutzzauber des Weges.

Alte Magie, wahrscheinlich die älteste auf der Welt. Nicht so simpel auszuführen und wiederherzustellen, wie das was heute praktiziert wurde. Er musste zuerst die Muster erkennen, dann das was zerbrochen worden war wieder zusammenführen. Er zeichnete neue Runen in die Luft vor sich und verwob sie mit dem alten Wegezauber, in der Hoffnung ihn dadurch zu stärken.

Doch der schwierige Part stand ihm noch bevor. Es war das, was ihn am meisten an der alten Magie störte. Die Rituale und Handlungen die vollführt werden mussten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Er holte einen Beitel mit Kräutern aus den Taschen seines Umhanges und hinterließ blutige Abdrücke auf ihm. Immer noch leicht wankend holte er eine Mischung aus Salbei und Beifuß heraus, die sich mit dem Blut auf seiner Hand vermischte. Das ersparte ihm immerhin etwaige Opferhandlungen.

„Jerud!", rief er und ging direkt auf den Wald zu. Sein Partner verstand ihn sofort und folgte ihm, ebenso wie die fremde Frau. Beide hielten ihm die Angreifer vom Leib. Doch der Wald wusste, dass er etwas vorhatte, fast so als wäre er noch mit seinem Geist verbunden.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt