Kapitel 37: Frühlingsfest

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Wieder ein langes Kapitel. :)

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Sie drängten sich zwischen den Menschen hindurch, langsam aber stetig hin zu der Adresse, die Shaya ihnen genannt hatte.

Die Straßen waren fast völlig verstopft von Menschen und selbst die Tatsache, dass man ihnen Platz machte, erleichterte kaum ihr Vorankommen.

Es war die Zeit des Frühlingsfestes.

Die Geburt der Göttin Nyssa wurde gefeiert. Sie war der Inbegriff des Lebens, stand für den Beginn der Welt und das Leben nach dem Tod. Selbst jene, die von Vampiren gewandelt worden waren, würden bei ihr im Tod Zuflucht finden, wenn sie es schafften ihr wahres Wesen wiederzuentdecken. Sie war die allverzeihende Mutter.

Immer an ihrer Seite war ihr Gemahl, der den Menschen ihre Lebenszeit gegeben hatte. Die Hunderte von Jahren, die ihnen mit dem Erwachen der Welt geschenkt worden waren. Gemeinsam sorgten sie für die Menschheit.

Eine so große Stadt wie Semeria hatte zu dieser Zeit besonders viele Gäste aus dem Umland. Die Feiernden kleideten sich in grüne und braune Kleider, Blumen waren in ihren Haaren geflochten und ihre Gesichter und Hände waren rot gefärbt.

Das Blut, welches ihnen allen Leben brachte.

Die Städte waren selten so belebt und die Menschen so ausgelassen wie zu den Festen zu Ehren der Götter. Heute waren ihre Taschen gut mit Süßigkeiten und Gebäck gefüllt und am Abend würde ein riesiges Feuer vor den Toren der Stadt brennen. Mit einem wehmütigen Blick auf die Menschen um ihn herum stellte Kelsu fest, dass er gerne ebenfalls wieder an einer solchen Feierlichkeit teilnehmen wollen würde.

Das letzte Mal lag bereits viel zu viele Jahre in der Vergangenheit. Zu dieser Zeit reiste er mit den Priestern und sie waren für einige Rituale zuständig, hatten aber selbst keine Chance zum feiern gehabt.

Vor einem großen Anwesen blieben sie stehen. Es war das einzige, welches nicht geschmückt war und hinter den Mauern war es still.

„Sie soll hier wohnen", teilte Shaya ihnen mit.

Kelsu stand mit einer Tasse Kaffee neben ihr, eine rote Blume in seinen Zopf gesteckt. Er hatte auf die rote Farbe verzichtet, die Blume musste ausreichen.

„Du sagtest ihre Familie hat dich hierher geschickt, weil sie sich merkwürdig benimmt. Sich zurückgezogen hat, andererseits ihr Verhalten auffällig anders ist. Vielleicht ist sie nur unglücklich. Oder krank...", merkte er stirnrunzelnd an.

Er fand die Reaktion der Familie reichlich übertrieben und es war durchaus möglich, dass sie eine unschuldige Frau zum Frühlingsfest belästigten, die vielleicht einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte. Es gab überhaupt keine typische Anzeichen darauf, dass sie von einem Geist besessen war.

Tadelnd schaute Shaya ihn an.

„Du hast allen Ernstes deinen Kaffee aus dem Gasthaus mitgenommen?"

„Nein", antwortete Jerud für ihn. „Nur die Tasse, den Kaffee hat er sich auf dem Marktplatz auffüllen lassen. Du erinnerst dich, als er plötzlich verschwunden war...?"

„Ich hatte nicht gedacht, dass meine Abwesenheit euch auffallen würde. Ihr schient sehr in eurem Gespräch vertieft zu sein."

„Shaya müsste nicht alles wiederholen, wenn du bei uns geblieben wärst. Am besten kürzen wir das alles ab: Shaya hat dich zurückgeholt, also helfen wir ihr mit dieser besessenen Frau."

„Runik kann hinter den Mauern nichts spüren", fügte sie hinzu, bevor Kelsu weiter diskutieren konnte.

Sie hatte sich geweigert Blumen in ihr Haar zu flechten, ebenso wie Jerud. Kelsu trank nervös einen weiteren Schluck Kaffee. Es war nur fair Shaya als Gegenleistung zu helfen. Aber es würde ihre Suche nach Mildred verzögern und das ließ ihn unruhig werden.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt