Kapitel 12: Vampirjagd

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Als sie das Gebäude verließen, sahen sie eine Gruppe von fünf Kriegern, mindestens einer von ihnen war ein Magier, der blau flackernde Lichter heraufbeschworen hatte, die nun den Weg und einen Teil des nahegelegenen Waldes erhellten. Die Hütte war in ein unwirkliches Licht getaucht, ebenso die Gesichter der Anwesenden.

Das schrille Kreischen war von dem Gefangenen der Truppe gekommen, der am Rand des Weges stand, nur wenige Zentimeter von der magischen Grenze entfernt, welche ihn vor dem Wald schützte. Die Schatten dahinter huschten aufgeregt über die Bäume und den Boden, flackerten mit dem blauen Licht über die Blätter und niedrig wachsenden Büsche. Die Aufregung war nahezu spürbar und Kelsu versuchte mehr in der Dunkelheit zu erkennen, als Schwärze. Doch das Gesicht Nishas blieb vor ihm verborgen. Er musste sich geirrt haben.

Der so in die Ecke gedrängte Mann fauchte die Truppe an und Kelsu erkannte, dass er ein Vampir war. Er war dünn, aber nicht ausgehungert. Sein Bauch hing in Falten an seinem Körper herunter, der breite Mund zeigte deutlich seine spitzen Zähne und die dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Er war so blass und durchscheinend, wie man es von einem Vampir erwartete. Seine Haare hingen wirr an den Seiten herunter und seine Arme waren vor seinem Körper mit Metallketten gefesselt worden. Er konnte zudem einen Zauber spüren, der ihn daran hindern würde, die Menschen um ihn herum beeinflussen und sein äußeres Erscheinungsbild zu verändern.

Schnell hatten sich die Krieger um diese Truppe versammelt, riefen ihre eigenen magischen Lichter herbei oder hielten Fackeln in den Händen. Jeder wusste, was nun geschehen würde und mit einem Mal waren alle wieder hellwach. Selbst Kelsu hatte seine Erschöpfung vergessen.

„Gibt es wieder Aufträge Vampire zu finden?", fragte einer der Männer lachend und viele der anderen Krieger fielen mit ein.

„Wir haben ihn gefunden und er reist mit uns. Zumindest bis hierher", antwortete ein Berg von Mann, der eine Axt auf den Rücken geschnallt hatte und an den Seiten zwei große Messer trug.

„Gefunden!", hisste der Vampir wütend. „Aus der Erde gegraben!"

Trotz der Ketten schaute er sie kampfeslustig an, heulte aber auf, als sich ein Dolch in seine Seite bohrte.

Ein schlaksiger Junge, offensichtlich noch in der Ausbildung zum Krieger, rief mit erstaunlich lauter Stimme: „Wie lange überlebt er im Wald? Wetten werden ab jetzt angenommen!"

Sofort wechselte die Stimmung der anwesenden Krieger und begeisterte Rufe waren zu hören.

„Ich würde ja behaupten, nicht länger als eine halbe Minute", verkündete die einzige Frau der kleinen Gruppe, auf deren verschränkten Unterarmen verschlungene Symbole tätowiert waren.

Die anderen Krieger ließen sich nicht lange bitten und platzierten ihre ersten Wetten, während Kelsu und Jerud zusammen mit einigen anderen dem Spektakel aus der Ferne zusahen. Es war nicht so ungewöhnlich, dass ein Werwolf, oder Vampir für Sport gefangen wurde. Gerade auf langen Reisen brauchten viele der Krieger eine ungefährliche Abwechslung.

Der Vampir versuchte an den anderen vorbei zu kommen, doch sie hielten ihn mit Leichtigkeit in Schach. Die Stimmung wurde aufgeregter, als die Wetten laut ausgerufen wurden und der Krieger mit dem er zuvor im Innern des Gebäudes geredet hatte hielt ihm eine Weinflasche hin.

„Scheint ein ordentliches Schauspiel zu werden", merkte er an und Kelsu trank einen Schluck Wein. Kein guter Wein, aber immer noch besser als Whiskey.

„Damit endet dieser Tag zumindest nicht ganz so langweilig", merkte Jerud neben ihm an und streckte ebenfalls die Hand nach der Flasche aus. Kelsu reichte sie weiter und der Junge feuerte sie alle an, weitere Wetten zu setzen.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt