Kapitel 7: Gargoyles

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Kelsu beobachtete dennoch sehr aufmerksam den Kampf, der sich schon bald in der Dunkelheit vor ihm abspielte. Beide Krieger hatten ihre jeweiligen Talismane aktiviert, die sie vor den Schatten und anderen Wesen der Nacht schützen würden und er konnte Pistolenschüsse hören und zerberstenden Stein. Aus Gewohnheit richtete er seine geistige Aufmerksamkeit auf Jerud, auch wenn er sich sicher war, dass Tyrael nicht zulassen würde, dass er zu Schaden kam. Schließlich seufzte er auf.

Es war nicht so, dass er Tyrael nicht vertraute. Aber es machte ihn nervös, dass er nicht mit seinem Partner den Gargoyles gegenüber, sondern abseits stand.

Kelsu erhob sich und schritt auf die Kampfgeräusche zu. Ein schwach flackerndes magisches Licht erhellte die Szene, um das sich hektisch zuckende Schatten versammelt hatten. Die Gargoyles waren gerade so auszumachen, kreischende, fast schon unbeholfene Gestalten, in deren Augen sich Hunger und Angst spiegelte. Wut. Die Runen auf Jeruds Schwert glühten in einem hellen Blau und die Klinge durchschnitt mit Leichtigkeit die Körper seiner Feinde. Er war entschlossen und schnell wie immer, während Tyrael erwartungsgemäß wenig Gedanken an eine Strategie verschwendete. Er fragte sich, ob der Krieger überhaupt zielte, oder einfach nur in das Halbdunkel schoss, in der Hoffnung, wenn er oft genug feuerte, etwas zu treffen.

Kelsu kniff die Augen zusammen und sah weitere Schatten aus den Höhlen auf sie zukommen. Es waren mehr als er gedacht hatte.

Mit einer nachlässigen Geste verbannte er die Schattenwesen, die über den Boden auf ihn zukrochen, in einem weiten Kreis um sich herum. Fast glaubte er ihre Unzufriedenheit spüren zu können. Doch auch ihre Geduld. Ein Moment der Schwäche war alles was sie brauchten.

Er griff in eine der vielen Taschen seines Umhanges und holte schließlich einen Mondstein heraus. Ein transparenter Edelstein mit einem leicht bläulichen Glanz. Die Oberfläche war glatt geschliffen und ein blassblauer, weißer Schimmer wanderte darüber, wenn er ihn zwischen seinen Fingern drehte. Er atmete tief ein, spürte die Ruhe in seinem Geist, bevor er den Stein in die Luft warf, wo er blass leuchtend in der Luft schweben blieb. Mit etwas Konzentration brachte er den Stein zum leuchten, dass er seinen Namen alle Ehre machte. Der Steinbuch vor ihm wurde in einem blassen, weißen Licht erhellt und er stellte mit Erschrecken fest, wie viele Gargoyles noch auf den Weg zu Jerud und Tyrael waren. Es schien, dass sie die Anzahl unterschätzt hatten. Selbst Kelsu hatte nicht so viele wahrgenommen, doch so lange sie mit dem Stein verschmolzen waren, entzogen sie sich seiner Wahrnehmung. Sie mussten erst jetzt nach und nach erwacht sein.

„Kelsu!", rief Jerud und schaute zu der Anhöhe hinauf, auf der das Medium immer noch stand. Tyrael schoss mit seinen beiden Pistolen auf die nächsten Gargoyles vor sich, aber es mangelte ihm an Jeruds Schnelle und Geschicklichkeit. Man konnte eben nicht alle Probleme dadurch lösen, dass man mit einer Waffe darauf zielte.
Mehr und mehr Schatten hängten sich an die Fersen der Gargoyels. Der Anblick der nur zum Teil mit den Bewegungen der Gargoyles übereinstimmenden Schatten war beunruhigend, aus dem dunklen Körper wuchsen lange Fortsätze, die sich über den Boden hinweg zu den beiden Kriegern ausstreckten.

Es würde dauern, bis Gargoyles und Schatten Kelsu erreicht hätten. Sie hatten ihren Lagerplatz nicht ohne Grund ausgewählt.

Er löste einen der Beutel, die an seinem Gürtel hingen und holte eine handvoll Türkisstaub heraus. Es wäre eine Verschwendung gewesen den beschädigten Stein zu entsorgen, nun würde er ihm helfen, seinen Schutzkreis auf Jerud und Tyrael auszuweiten und zu verstärken. Er ließ ihn auf seinen eigenen Kreis hinunter rieseln, während er sich einmal schwungvoll herum drehte und mit ein wenig Blut aus seinem Finger aktivierte er die Verbindung der Schutzzauber untereinander. Sie würden ihn keine Konzentration mehr kosten, so lange es zu keinem intensiveren Ansturm kam. Gegen die Gargoyles waren die Kreise freilich nutzlos.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt