Kapitel 46: Das Ende der Reise (Teil 2)

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Ich habe beschlossen den Abschluss des Kapitels heute auch noch zu posten. :) 

Die Geschichte ist damit fast zu Ende, es folgt noch ein Kapitel und ein kurzer Epilog, um den Kreis zu schließen.

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Mildred stieß den Schrei, für den sie im Leben keine Kraft mehr gehabt hatte, als Geist aus.

Sie fuhr sich durch die Haare, schwebte aus dem Kreis heraus, den Kelsu hastig deaktivierte, bevor er ihr oder ihn selbst Schaden zufügen konnte.

Ihr war alles gleich. Sie hatte ihre eigenen Sohn ermordet.

„Mildred", versuchte Jerud zu ihr durchzudringen und sie nahm Kelsus mitleidigen Blick wahr.

„Ich habe ihn getötet", flüsterte sie verzweifelt und der Gedanke zerriss sie innerlich. Mirek war zu ihr zurückgekommen, nach all der langen Zeit und sie hatte ihn getötet. Die eigenen Mutter. Warum hatte sie ihn nicht erkannt?

Wie konnte sie Jerud sagen, was sie getan hatte, wenn allein der Gedanke an ihre Tat sie bereits zerbrechen ließ? Warum sagte Kelsu nichts zu ihr?

„Wen?", fragte Jerud und stellte sich vor ihr. Er schien ehrlich besorgt, doch sie hatte Angst vor seinem Urteil. Es hatte so lange gedauert, bis er sie als eine Person anerkannt hatte und nun würde sie alles verlieren. Ein weiteres Mal.

„Mirek", antwortete sie schließlich und begann ziellos durch den Raum zu schweben. Sie wusste nicht wohin mit ihrem Schmerz und der Schuld.

„Mildred!", sagte Kelsu streng und streckte eine Hand zu ihr aus. „Das reicht!"

Geschockt hielt sie inne und schaute ihn an. Der Gedanke an Mireks Tod trieb sie schier in den Wahnsinn, aber Kelsu war immer noch da. Ruhig und sie nicht offen verurteilend.

Sie schüttelte den Kopf, schaute auf ihre Hände hinunter, als wäre sie dort in der Lage das Blut ihres Kindes zu sehen. Doch da war kein Blut gewesen als er starb. Er war an der gegen ihn gerichteten Magie gestorben.

Kelsu verstand sie auch ohne Worte und erklärte Jerud was geschehen war.

„Sie ist an Erschöpfung und dem Fieber nach dem Kampf gestorben. Da sie niemals zuvor bewusst Magie gewirkt hat und ihre Grenzen nicht kannte, hat es sie völlig ausgebrannt zurückgelassen. Es ist nicht auszuschließen, dass jemand in diesem Zustand ihren Tod beschleunigt hat, aber am Ende hat es wahrscheinlich keinen großen Unterschied mehr gemacht."

Mildred schenkte seinen Worten kaum eine Beachtung. Es war ihre Schuld. Alles war ihre Schuld.

Die Welt schien vor ihren Augen zu kippen und sie fühlte sich, als würde etwas ihren Schädel zusammendrücken. Seit sie tot war hatte sie nicht mehr so gefühlt.

Dennoch ergab alles nun einen Sinn.

Warum sie nicht hatte gehen können und warum sie die Ereignisse, die zu ihrem Tod geführt hatte, vergessen hatte. Wer konnte schon friedlich ins Jenseits übertreten, wenn er wusste, dass er sein eigenes Kind getötet hatte? Würde Blodwen sie überhaupt aufnehmen, wenn sie bereute? Wenn sie beteuerte, dass es nicht ihre Absicht gewesen war?

Doch sie hatte töten wollen und sie fand den Tod an Nasri immer noch gerechtfertigt. Keine Reue für diejenige, die sie in ihrem neuen Zuhause gequält hatte.

Oder würde Blodwen die Notwendigkeit ihrer Handlungen sehen, ihre Befreiung von den Menschen, die sie unterdrückt hatten? Blodwen war auch eine Kämpferin. Vielleicht hätte sie Verständnis.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt