Kapitel 23: Zerfallene Schatten

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Kelsu schaute Mildred mit einer Mischung aus Schock und Beunruhigung hinterher, als sie seine Seite verließ. Das rote Leuchten, welches sie bereits in der Grabstätte umgeben hatte, als sie wütend war, war zurückgekehrt und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter.

Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht.

Für einen Moment zog er in Betracht sie zurückzurufen, doch sie verschaffte Jerud Zeit, um sich außer Reichweite des Dämons zu begeben.

Kelsu wandte den Blick wieder zu Mildred und tat nichts. Er konnte in ihren blutunterlaufenen Augen die Wildheit eines typischen Rachegeistes erkennen, was nicht das war, was er bezweckt hatte. Ihre Fingernägel hatten sich zu langen, schwarzen Krallen verlängert und sie hatte nur noch wenig mit dem weiblichen Geist gemeinsam, mit dem er Karten gespielt hatte.

Es bestätigte aber einen Teil seines Verdachts, dass sie wesentlich mächtiger gewesen war, als es zu Beginn den Anschein gehabt hatte. Doch die Magie fühlte sich fremd an. Er hatte nur einmal etwas ähnliches wahrgenommen und hatte keine andere Wahl gehabt, als seinen Gegner zu zerstören.

Trotz, dass Mildred nur bedingt ihre Kraft zu nutzen schien, war sie doch stärker als dieser Dämon. Eine Tatsache, die ihn beunruhigte und die ihn dennoch nicht weiter half. Er hätte gerne gewusst wer sie war.

Sie hielt den Dämon von Kelsu selbst und Jerud fern und ließ ihm keinerlei Chance zur Flucht oder Verteidigung. Mit einer Nachlässigkeit, die er noch nie bei ihr gesehen hatte, blockte sie seine Angriffe ab.

Ihre Krallen hinterließen tiefe Wunden in seinem Körper, während sie selbst immer noch unverletzt war.

Nach einigen Momenten stellte er überrascht fest, dass sie den Kampf in die Länge zog. Sie hätte längst gewinnen können, doch sie schien noch nicht zu einem Ende kommen zu wollen. Mit einem Mal zweifelte er daran, dass es eine gute Idee gewesen war, auf die Ketten zu verzichten und die Bindung an den Ring nicht stärker zu gestalten.

Jerud humpelte in Richtung Kelsu, der ihm ein Stück entgegen lief um ihm hinter einem Teil der eingestürzten Mauer in Sicherheit zu bringen. Mildred brauchte ihre Hilfe nicht, so begann Kelsu Jeruds Wunden zu versorgen. Er holte seine Kräuter und Heilsteine hervor, Verbandsmaterial und wirkte die ersten Heilzauber, die ihn stabilisieren würden bis er ihn genauer untersucht hatte. Über seine Sorge um Jerud vergaß er fast seine eigenen Schmerzen und bemühte sich den Blutfluss aus den unzähligen Wunden zu stoppen.

Sein Partner hingegen verhielt sich still und beobachtete Mildred. Kelsu war ihm dankbar, dass er keinen Kommentar zu der aktuellen Situation abgab.

Wahrscheinlich fragte er sich aber ebenso wie Kelsu, wie sie Mildred nach dem Tod des Dämons wieder beruhigen sollten.

Um sie herum war die Magie mittlerweile fast sichtbar und kurz darauf sahen sie, wie der Dämon mit einem Heulen zu Staub zerfiel, nachdem ihn etwas wie mehrere blaue Blitze umgeben hatten.

Triumphierend lachte Mildred auf. Doch ihre Aura blieb aggressiv und rot verfärbt. Mit wirrem Blick sah sie sich in der Halle um, Krallen immer noch ausgefahren und schien auf der Suche nach etwas zu sein. Oder jemanden.

Jeruds Blick sprach Bände und Kelsu biss die Zähne zusammen. Sein Urteilsvermögen hatte sich offenbar in den letzten Wochen nicht gebessert.

Mildred! Zurück!, rief Kelsu, doch sie ignorierte ihn.

Als er sich deutlich panisch weiter hinter die Steine zurückzog, schüttelte Jerud nur den Kopf.

„Dein Plan...!?", flüsterte er ironisch, doch Kelsu legte nur einen Finger an die Lippen.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt