Kelsu hasste reiten. Da es Tyraels und Siannas Idee gewesen war Pferde zu leihen, hatte er auch sie auf den gesamten Weg hin zu dem kleinen Dorf, in dem er nun völlig erschöpft erwacht war, gehasst.
Das Dorf selbst hatten sie am frühen Abend erreicht und abgesehen von seiner Trostlosigkeit und einer generellen Atmosphäre der Feindseligkeit gegen jeden, der die Ansammlung an wenigen Häusern nicht sein Zuhause nannte, hatte es nichts Nennenswertes zu bieten. Es war ein ruhiger Ort, in dem sie zwar ein Gasthaus gefunden hatten, sie aber schlussendlich nicht Willkommen gewesen waren.
Kelsu erinnerte sich daran, wie der Druck auf seinem Kopf sich bis zum Abend zu einem ständig pochenden Schmerz verstärkt hatte. Schon auf dem Weg hierher, war es ihm immer schwerer gefallen sich auf seine Umgebung zu konzentrieren und ihm war schwindelig geworden.
Er glaubte, dass es mittlerweile besser geworden war, konnte es allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Nacht über hatte er nicht gut geschlafen, der Alkohol vom Vorabend war ihm zu Kopf gestiegen. Irgendwann hatten ihn Erschöpfung und Schmerzen übermannt. Er glaubte Jeruds Stimme mitten in der Nacht gehört zu haben, wie er seinen Namen flüsterte, doch er war zu müde gewesen, um ihm zu antworten.
Der heutige Tag würde nur noch schlimmer werden, er hatte zumindest die Nacht in einem relativen Frieden verbringen wollen.
Es erwarteten ihn weitere Stunden, in denen er ungeschickt auf einem Pferd hängen und die kleine Reisetruppe verfluchen würde. Zusammen mit der Welt, dem Pferd auf dem er ritt und sich selbst, da er sich einverstanden erklärt hatte, mit ihnen auf eine Selbstmordmission zu gehen.
Pferde machten ihn misstrauisch. Sie waren groß und schauten aus ihren dunklen Augen voller Heimtücke auf die Lebewesen um sie herum. Als würden sie nur darauf warten ihm in den Rücken zu fallen.
Sie mussten etwas planen, warum sonst sollte ein so kraftvolles Tier sich von Menschen kontrollieren lassen?
Seine Abneigung ihnen gegenüber war auch der Grund, warum Jerud und er immer zu Fuß reisten. Geschwindigkeit war in seinen Augen völlig überbewertet. Eher würde er sich den unsicheren Luftschiffen anvertrauen, als jeden Tag auf einem Pferd zu sitzen.
Mit einem leisen Stöhnen richtete er sich auf und sah zu seiner Überraschung Jerud in dem Bett auf der anderen Seite des Raumes liegen. Nach dem gestrigen Abend hätte er fast damit gerechnet, dass er die Nacht wieder in Siannas Zimmer verbringen würde. Jerud schlief immer noch tief und fest. Kelsu wunderte es nicht, hatte er doch gestern noch mehr getrunken, als er selbst. Also das gleiche Verhalten wie immer, wenn er seine alten Freunde traf.
Sianna war zusätzlich eine wandelnde Provokation für die Bewohner gewesen, Tyrael hatte Hunger gehabt und war handgreiflich geworden, als er zu lange im Gasthaus ignoriert worden war, während Jerud sich bemühte die Wogen wieder zu gätten. Mildred war in der Zwischenzeit aufgeregt durch das Gasthaus geflogen - es war Tyraels Idee gewesen sie offen mit ihnen reisen zu lassen und die Bewohner konnten ihnen sowieso nichts anhaben - hingegen Kelsu versuchte mit der Wand zu verschmelzen.
Sie waren friedlicher geworden, als ein Becher Alkohol nach dem anderen auf dem Tisch vor ihnen abgestellt wurde und selbst Kelsu hatte sich etwas entspannen können.
Der Alkohol hatte seine Schmerzen kurzzeitig vertrieben, bis er glaubte, eine Stimme in seinem Kopf wispern hören zu können. Das war der Moment gewesen, da er beschlossen hatte ins Bett zu gehen und seine Barrieren um seinen vom Alkohol vernebelten Geist zu verstärken.
Wie immer war Jerud länger im Gastraum geblieben, als er selbst.
Normalerweise stand der Krieger allerdings selbst dann früher auf als er selbst. Für einen Moment vergaß er seine Kopfschmerzen, stand auf und stellte sich mit verschränkten Armen vor Jeruds Bett.
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Das letzte Echo
FantasyEine menschenfeindliche Welt, voller Schatten und Dämonen. Ein Geist ohne Erinnerung, mit zerstörerischer und unkontrollierbarer Magie. Und zwei Krieger, in einem ewigen Kampf gegen die Dunkelheit. Auf der Suche nach ihrer Erlösung und ihrer Vergang...