Kapitel 40: Schatten der Vergangenheit

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Kelsu hatte nach dem erfolgreichen Energietransfer den Ring zerstört und kein Wort mehr gesprochen. Auf den Weg zurück nach Ishaka hatte er vor Müdigkeit gewankt und hatte sich geweigert Jeruds Fragen zu beantworten. Er wollte nur noch schlafen.

Was er dann schlussendlich auch bis zum Mittag des nächsten Tages getan hatte.

Er fühlte immer noch den dunklen Schatten, der sich auf seinen Geist gelegt zu haben schien. Auch die Bergkristalle, die er in sich trug und direkt nach dem Ritual aktiviert hatte, konnten diesen Makel auf seiner Seele nicht wieder von ihm nehmen.

Jerud hatte ihm wie immer Kaffee gebracht, doch seine Miene war ernst. Die dunklen Ringe unter seinen Augen zeugten von einer durchwachten Nacht und hätte Kelsu die Kraft gehabt, hätte er sich schuldig gefühlt, dass er am Abend seine Fragen nicht beantwortet hatte.

Doch nicht nur Jerud hatten seine Handlungen aufgewühlt zurückgelassen.

Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es sich beim ersten Mal so angefühlt hatte. Vielleicht weil er jünger und unerfahrener gewesen war, enthusiastisch. Gestern war ihm alles nur falsch erschienen und er empfand nicht mehr als Abscheu sich selbst gegenüber.

Aus den Augenwinkeln schaute er hinüber zu Jerud und beschloss die Rolle zu spielen, die er immer in ihrer Beziehung gehabt hatte. Er trank einen Schluck Kaffee und wies dann auf seinen Rucksack.

„Kannst du ihn mir bitte geben?", fragte er Jerud leise, dem seine Sorge und Fragen deutlich ins Gesicht geschrieben standen. Im Gegensatz zur letzten Nacht war er nun völlig still und nachdenklich geworden. Kelsu wusste, dass er wartete, doch ihm wäre es am liebsten, wenn sie diesem Thema aus dem Weg gehen könnten.

Jerud reichte ihm wie gewünscht sein Gepäck und er wühlte eine Weile darin herum, bis er Schmerztabletten fand. Nicht nur sein Kopf schmerzte, sein gesamter Körper schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Alles hatte seinen Preis.

„Und?", frage Jerud schließlich auffordernd, als auch ihm langsam klar zu werden schien, dass Kelsu den gestrigen Abend nicht von sich aus ansprechen würde. Er wich seinem Blick aus. Der Kaffee brauchte plötzlich seine volle Aufmerksamkeit und der Becher erst! Er war so... braun und unregelmäßig getöpfert. Sehr interessant.

„Wag es ja nicht so zu tun, als wärst du nicht da. Du weißt das funktioniert nicht!", warnte der Krieger ihn.

Kelsu seufzte lautlos. „Was möchtest du hören?", fragte er widerstrebend und etwas genervt.

„Bei allen Göttern, ist das nicht offensichtlich? Der Kreis... Du hattest von einigen wenigen Modifikationen gesprochen, aber er war etwas komplett fremdes. Du warst jemand Fremdes!"

Als Kelsu nun doch endlich auf und ihm in die Augen schaute, sah er die Angst in ihnen. Nicht vor ihm, oder dass er ihm etwas antun würde. Die Angst vor dem was er war. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Blick bei einem Menschen sah. Doch es war lange her und sie war seit einer gefühlten Ewigkeit tot.

Unbehaglich schaute er wieder in seine Tasse. „Gestern war für uns alle schwierig. Es war eine angespannte Situation und nicht ganz ungefährlich", wich er ihm aus.

Jerud schnaubte. „Schwierig! Du hast einen dunklen Kreis gezeichnet und einen Geist nicht nur einfach gebannt, oder befohlen zu gehen, oder dir Antworten zu geben. Du hast ihn vollständig kontrolliert. Das ist..."

Er hielt einen Moment inne und schien um Worte zu ringen. „Es ist etwas, was man den Unsichtbaren nachsagt. Ist das der Grund, warum Shaya meinte, sie hofft, dass es niemals jemand erfährt?"

Kelsu schaute auf und grinste schief. „Ich gebe zu, das war nicht etwas, was ich normalerweise mache. Aber mich deswegen gleich als einen Unsichtbaren zu bezeichnen..."

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt