Kapitel 6: Auf die alte Zeit

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Dieses Kapitel hat leider sehr lange gedauert, es war doch recht stressig in den letzten Wochen... ich hoffe es ist nicht zu langweilig :)


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Die Stadt der Arbeiter des Steinbruchs war nur wenige Stunden Fußweg von Lumiel entfernt, doch aus Erfahrung wusste Jerud, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht sein würde. Ein Grund warum die meisten Menschen es bevorzugten in den großen Städten zu leben, selbst wenn diese überfüllt waren und oft nicht genug Arbeit boten.

Die Randgebiete des Landes waren noch spärlicher besiedelt. Hier lebten nur die Menschen, die keine andere Wahl hatten, oder dort geboren waren. Die kleine Arbeiterstadt war allerdings nahe an Lumiel gebaut worden und das gab ihr einige Vorteile. Sie profitierte indirekt von der Macht der größeren Stadt und die Wege waren sicher zu bereisen. Schutzzauber waren stark und wurden regelmäßig erneuert und in der Nacht waren die Wege von magischen Lichtern erhellt.

Jetzt mit Tyrael wieder von einem Ort zum anderen zu reisen, auch wenn es nur das eine Mal für einen Auftrag war, stimmte Jerud nostalgisch. Er hatte den Hünen lange nicht mehr gesehen und wie er ihn so von der Seite betrachtete stellte er fest, dass er sich kaum verändert hatte. Seine kurzen blonden Haaren standen genauso strubbelig von seinem Kopf ab, wie er es in Erinnerung hatte. Einen Kopf größer als er, hätte Jerud immer noch Schwierigkeiten mit ihm Schritt zu halten, wenn er in Eile war. Er trug keinen dunklen Umhang mit eingewebten Zaubern, hatte nie einen solchen besessen und vertraute mehr auf seine Fähigkeiten.

So lange Jerud ihn kannte, hatte er immer Handfeuerwaffen bevorzugt. Er wusste, dass Tyrael auch Wurfsterne besaß. Er hatte ihn öfter damit üben sehen und er wusste, dass er gut war, doch im Kampf waren sie noch nie zum Einsatz gekommen.

Sie waren zwanzig Jahre gemeinsam durch das Land gezogen und es war die aufregendste Zeit seines bisherigen Lebens gewesen. Es hatte keine Grenzen für sie gegeben und sie beiden hatten sich einen Platz unter den besten Kriegern erkämpft. Jerud erinnerte sich mit einem Lächeln daran, dass sie immer Willkommen gewesen waren und sie kaum eine Nacht alleine im Bett verbracht hatten. Es war eine unausgesprochene Übereinkunft, dass selbst eine verheiratete Frau mit einem Krieger die Nacht verbringen durfte. Sie blieben meist nicht länger als diese eine Nacht in einer Stadt oder einem Dorf und wer erinnerte sich schon an jeden Menschen den er auf seinen Reisen getroffen hatte? Jerud konnte sich nicht an all die Frauen erinnern, mit denen er in den Gasthäusern gesessen hatte oder die er in den Anwesen der großen Familien kennengelernt hatte.

Doch er erinnerte sich an die Nächte, die er und Tyrael wider besseren Wissens am Lagerfeuer verbracht hatten, umgeben von Schatten. Mit ihren Whiskeyflaschen in der Hand hatten sie das Schicksal herausgefordert und jedes einzelne Mal gewonnen.

Sie hatten keinen Gedanken an die Zukunft verschwendet.

Mit Kelsu hatte sich alles geändert.

Der Jüngere war das komplette Gegenteil von ihm.

Als er ihn kennengelernt hatte, war Kelsu mit einer Gruppe von Priestern unterwegs gewesen. Auch wenn er die gleichen Gewänder wie sie trug, hatte Jerud dennoch sofort das Gefühl gehabt, dass er nicht wirklich dazu gehörte. Er war selbst anders als die Priester gewesen, obwohl sie scheinbar die gleichen Ziele verfolgt hatten. Ein Medium war am besten in diesen Gruppen oder in einem der Tempel aufgehoben. Doch mit seiner Sturheit schien er sich unter ihnen keine Freunde gemacht zu haben. Vielleicht war es das gewesen, was Jeruds Neugier erweckt hatte. Selbst vor ihm und Tyrael vertrat er vehement die Meinung, dass jedes Wesen einen Versuch der Rettung verdiente. Egal was es in der Vergangenheit getan hatte. Jerud hatte zwar das Gefühl, dass Kelsu diesen Gedanken mit der Zeit zum Teil verloren hatte, aber in seinem Innersten war er immer noch der gleiche Priester wie vor dreißig Jahren.

Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt