⇴61/wanna be a runaway

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{Jungkook}

„Was für ein Tag", schwärme ich lächelnd und blicke dabei in die wohl schönsten Augen auf dieser Erde. „Ja", stimmt mir Jimin zu, wem diese von Sternen funkelnden Augen gehören. Schmunzelnd streiche ich über seine Oberarme und mustere seine feinen Gesichtszüge. „Ich bin noch überhaupt nicht bereit Onkel zu werden", kichert der Blondhaarige, während seine Wangen einen leichten Rotschimmer annehmen.
„Ich auch nicht."

Dass Taehyung und Kira jetzt ein Baby bekommen, ist einfach unglaublich. Ich freue mich mehr als ein junges Küken über deren Glück. Wie es sich wohl anfühlt, auf ein Kind zu warten, welches einfach die Hälfte einer Selbst besitzt? Es muss doch unsagbar schön sein, ein Wesen auf die Welt zu bringen, was aus Liebe entstanden ist, oder?
Doch wenn ich diese Gedanken mit den meiner Eltern vergleiche, wird mir übel. Ich weiß, was ein Kind mit jungen Eltern anstellen kann. Ich weiß, dass so viele Kinder auf dieser Welt nicht aus liebevoller Zeugung kommen. So wie ich.
Ich will mir mein Trauma eben aber nicht ansehen lassen. Ich will meine Freude mit Jimin teilen und ihm kein schlechtes Gefühl vermitteln.

„Schließlich gehörst du schon lange zur Familie", meint Jimin dann nach langem Betrachten meiner Augen. Und als hätte das Schicksal gewusst, dass mich etwas bedrückt, schickt es mir diese süßen Worte von meinem Freund. Ein Teil seiner Familie. Schon lange.
Seit dem Kindergarten kenne ich diesen Jungen und weiß alles über ihn und seine Familie, so wie er auch das Wissen über meine Umstände besitzt. Nur reden wir nicht oft darüber, da es uns Beide jedes Mal aufs Neue ziemlich traurig macht.
„Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet, Jimin."
„Oh, doch", sagt er, „das weiß ich." Sein Blick gleitet tief in meine Seelenspiegel, was mir sogleich Herzrasen bereitet.

Mit verführerischem Blick beugt er sich zu mir vor, doch ich weiche mit dem Kopf nur etwas zurück. Wir stehen nämlich bereits vor dem Haus meines Vaters, da Jimin so nett war und mich dorthin begleitet hat. „Nicht dass man Vater uns sieht", halte ich ihn auf. Ohne ein Wort zu sagen nickt er erstmals und löst dann auch seine Arme von mir. Er wirkt betrübt. Sehr sogar. „Ich werde es ihm bald sagen, Baby."
Seufzend nickt er auf meine Aussage, doch bleibt immer noch stumm. „Tut mir leid, ich hätte dir einen Abschiedskuss geben sollen...", murmle ich voller Schuldgefühle. „Nicht schlimm", antwortet er. „Aber bitte sag es ihm bald, ja?"

Sogleich nicke ich. „Versprochen. So bald es geht!" „Gut", lächelt er süßlich und beißt sich darauf milde auf die Unterlippe. „Wir sehen uns dann morgen."
„Ja. Morgen", wiederhole ich manche seiner Worte und bin gefesselt von seiner Schönheit. Bei dem Licht hier nämlich, diesem schwebenden, dunklen Licht der Abenddämmerung. Es lässt ihn so unscheinbar wirken. So träumerisch und geheimnisvoll. Als verberge er etwas und würde es erst aufdecken, wenn der nächste Tag mit neuem Licht anbrechen würde.

Es fühlt sich wirklich schmerzhaft falsch an, in weggehen zu sehen, ohne seine Lippen vor dem Einbruch der Nacht noch spüren zu können. Ich hätte es tun sollen. Ich hätte ihn küssen sollen. Dann würden die Stunden, die jetzt noch vergehen werden, sicher um einiges erholsamer sein.

Seufzend drehe ich mich zur Haustüre um und schließe diese auch sogleich auf. Dieser Geruch und das Gefühl, welches mir eigentlich Heimat vermitteln sollte, beißt sich tief in meinen Magen und sticht mit Messern in meine Brust. Und auch das letzte Stück Hoffnung erlischt, als ich mich von der Außenwelt verabschiede und in die dunklen Zimmer meines Zuhauses eintrete.

Ich hasse es.

Müde steige ich aus meinen Sneakers und lege den Ranzen leise auf dem Boden ab, damit ich mir problemlos meine Jacke ausziehen kann. Diese hänge ich gleich darauf an ein dreckiges Gusseisen, welches zuvor mal ein glänzender Teil der hier angebrachten Garderobe war.
Alles hier sah einst deutlich schöner aus. Die dunklen Wände aber hatte das Haus schon immer.

Let's talk about SEX⇴{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt