⇴74/last time

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{Jungkook}

Meine Finger sind nun schon fast zu Eis erstarrt. Ich fühle mich wie eine Statue. Den Blick geradeaus auf den See.
Würde jetzt aber jemand vorbei kommen, wäre diese Statue keine Statue mehr. Sie würde den Blick senken, damit man die Rötungen unter jenen Augen nicht sähe.
Denn ich bin nun mal keine Statue. Ich sitze zwar hier regungslos wie eine, aber mein Herz ist nicht aus Stein. Es bröckelt, ja, aber nur, weil es von Gefühlen geplagt ist. Gefühle, die eine Statue nicht hat.

Ich weiß nicht, wie spät es ist. Aber die Sonne, die vorerst noch von einer dicken Wolkenschicht bedeckt war, traut sich langsam ihren Weg aus den Schatten, um ihren alltäglichen Lauf anzutreten. Deswegen meine ich, es sei Zeit zu gehen. Zurück in das Gebäude. Zurück zu Jimin.
Ein letztes Mal den Blick auf das schimmernde Wasser verharrend stehe ich von der ekelhaft kalten Bank auf und bewege mich in Richtung des Hotels.

Die Schiebetür öffnet sich automatisch, als ich vor dieser bin, sodass ich die bereits vertraute Lobby betrete. Alles ist so schlicht, aber dennoch so edel, obwohl es nur eine Art größere Pension ist.
Sofort schwindet aber meine Aufmerksamkeit für den Raum hier, denn ich fixiere nun den offenen Durchgang, der zum Speisesaal führt.

Gleich würde ich ihn dort sitzen sehen. Wahrscheinlich mit Kira und Taehyung. Ich kann die Stimmung jetzt schon spüren. Einengend. Still. Beklemmend.
Mir nervös über die Lippen leckend laufe ich durch den Saal und weiß auch nur mit einem Blick, wo sich die besagten Personen befinden. Ohne sie aber noch einmal anzusehen, gehe ich mit geneigtem Kopf auf sie zu.
Wie ich seinen Blick spüre. So unsicher und aufgeregt.

„Oh, guten Morgen", höre ich die überaus glückliche Stimme Kiras. „Morgen", murmle ich im Gegenzug und setze mich, ohne ihn einmal angesehen zu haben. Hingegen dessen schweift mein Blick durch den Speisesaal, in dem nun auch so manch bekannte Gesichter vom gestrigen Abend zu sehen sind. Alle tragen ein Lächeln. Alle verstehen sich blendend.

Doch plötzlich spüre ich eine warme, kleine Hand auf meinem Oberschenkel. Überrascht drehe ich mich zu Jimin. Denn von wem sonst soll diese Berührung kommen?
„Alles okay? Wieso warst du draußen?", fragt er besorgt, aber auch so ruhig und unwissend darüber, warum ich solch einen Zusammenbruch hatte. „Nur so ... Ich konnte bloß nicht mehr schlafen", kommt es zögernd aus mir.
„Du hättest mich wecken können."
„Ich ... wollte dich nicht st–stören."

Leicht schmunzelnd nickt er und scheint mir wirklich diese Lüge abzukaufen. Ja. Eine Lüge. Schon wieder. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm nichts anderes geben kann. Ihm nichts anderes vermitteln kann außer irgendwelche Lügen, Geheimnisse, oder sonst etwas.
Ich zerbreche ihn nur noch mehr. Mit jedem Wort. Mit jeder Tat.
Ich könnte wieder anfangen zu heulen, auch wenn es mir unfassbar unangenehm ist, sowas zu tun. Oder allgemein über meine Gefühle zu reden. Wieso sollte ich auch? Ich bin ein Mann. Ein Mann, dem gesagt wurde, dass Männer nicht weinen. Dass Männer stark und keine Weicheier sind. Das ist tief in mir verankert.
Doch es gibt eine Person, die diesen Anker schon oft löste.

„Willst du dann was essen?", fragt Jimin und sieht mich lieblich dabei an. „Nein ..., danke."
„Sicher?"
„Ja", antworte ich kurz und etwas kalt.
Unsicher presst mein Freund seine Lippen aufeinander und nickt. Während ich meinen Blick abwende, spüre ich aber noch für einen Moment, wie er versucht, eine Antwort aus mir zu lesen. Die Wahrheit. Das sucht er.

Nach dem Frühstück, entscheiden Jimin und ich uns, auf unser Zimmer zu gehen, wohingegen das frisch vermählte Paar weiterhin unten bei den noch übrigen Gästen bleibt.
Stumm treten wir in unser Zimmer, wobei ein kleines Chaos sich uns entgegenstreckt. Leicht erröte ich bei dem Gedanken an letzte Nacht. Überall auf dem Boden verstreut liegt unsere Kleidung, neben dem Bett befinden sich die dreckigen Laken, während sonst noch kaum aufgeräumt wurde.

Let's talk about SEX⇴{𝐣𝐣𝐤~𝐩𝐣𝐦}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt