Kapitel 47

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Tills Sicht:

Meine Schritte werden kleiner, verlangsamen sich, bis ichschlussendlich stehen bleibe, mich jedoch nicht umdrehe, ich starre einfachweiter geradeaus, beobachte die dunkelgrünen Blätter, die sich dank desleichten Windes sachte bewegen, gedämpft rauschen. Der schwache, erfrischendeLuftzug umspielt auch meinen erhitzten Körper, kühlt ihn ein wenig ab, lässtmich langsam wieder in der Realität landen. Diese einzigartige Frau bringt michirgendwann noch um, bringt mein pochendes Herz, das längst schon ihr gehört,zum Stillstand, raubt mir den Atem, nimmt mir die Fähigkeit rhythmisch Luft inmeine Lungen zu pumpen. Wenn ich mich jetzt ihr zuwende, ihren umwerfendenAnblick in mich aufsaugen könnte, würde ich wieder ein Mal die Kontrolle übermich, über meinen Körper, der sich nach nichts anderem als MarthasZärtlichkeiten sehnt, verlieren. Mit ihr fühlt sich einfach alles so intensiv,so fantastisch an. Allein schon ihr wunderschönes Lächeln lässt meineüberreizten Hormone wild durch meinen Körper tanzen, lässt jede noch sounscheinbare Faser kribbeln, macht mir bewusst, wie unglaublich viel sie mirbedeutet. Ich bin nicht in der Lage mich in irgendeiner Weise zu bewegen, ichstehe hier, wie eingefroren, vollkommen von meinen Gefühlen und Empfindungenüberwältigt. Ich schaffe es nicht mich noch weiter von ihr zu entfernen, den Abstandzwischen unseren bebenden Körper, die sich wie zwei gegensätzliche Pole eines Magnetenanziehen, wenn sie sich nur nah genug sind, zu vergrößern. Und, um mich gegenMarthas unfassbar starke Anziehungskraft auf mich wehren zu können, um nichtsofort wieder in ihren unvergleichbaren Bann gezogen zu werden, müsste sie aufdem Südpol, oder noch besser noch auf der anderen Seite der Erde sein, sonstbin ich ihr schutzlos ausgeliefert, muss mich der überirdischen Kraft hingeben,habe einfach keine Chance. Martha hat ein robustes Gummiband um mich gebunden,das dazugehörige Ende hält sie fest in ihrer Hand. Je weiter ich mich von ihrwegbewege, desto stärker spannt es um meine Hüfte, zieht mich mit einergewaltigen Wucht zurück zu ihr, zurück an ihren Körper. Und auch, wenn ich michihr nähere, das elastische Band eigentlich nachgeben sollte, wird es nichtlockerer, es rafft sich nur noch stärker zusammen, erhöht den Druck auf mich,lässt mich nicht entweichen. Mit jedem Schritt wird die Spannung um meinenKörper, zwischen uns, stärker und stärker, wird ins Unermessliche gesteigert, bisich den Ort meiner Begierde erreicht habe, bis ich Martha wieder in meine Armeschließen kann, sie wieder spüren kann. Und genau dieses durchsichtige,kraftvolle Band, vor dem ich schon vor langer Zeit kapituliert habe, zwingtmich jetzt dazu, mich um meine eigene Achse zu drehen, mich ihr wieder zuzuwenden, sie anzusehen, auch, wenn ich damit mich und meine brüchigeSelbstbeherrschung vor eine unüberwindbare Aufgabe stelle. Mein Blick fälltaugenblicklich auf Martha. Sie steht immer noch genauso da, an den Baumgelehnt, hat sich keinen Millimeter bewegt. Nur ihre Arme, die ich vor nichtallzu geringer Zeit fesselnd über ihren Kopf gedrückt habe, hängen jetztschlapp neben ihrem Körper. Allein der Gedanke an diesen unfassbar intimenMoment, an unsere leidenschaftliche Zweisamkeit, an unsere gegenseitigen,heißen Provokationen lässt die Temperatur in meinem Körper ansteigen, mir wirdwarm, verdammt warm. Meine starrenden Augen fixieren jetzt die für mich mitAbstand hübscheste Frau auf diesem Planeten, ich schaffe es einfach nichtmeinen Blick von ihr abzuwenden, sie hält mich gefangen ohne, dass sieirgendetwas dafür tun muss, ihr bloßer Anblick lässt mich alles vergessen,blendet meine Umgebung vollständig aus, das Einzige, was jetzt noch zählt, istdieses wundervolle Wesen, 4 Meter von mir entfernt. Wie von selbst wandert meinBlick musternd über ihren verlockenden, reizvollen Körper, über ihrbildhübsches Gesicht. Ich versuche mir jedes, noch so unscheinbare Detail,jedes wunderbare Alleinstellungsmerkmal dieses wahrgewordenen Traumseinzuprägen. Ihre in alle Richtungen abstehenden kurzen, verwuschelten, blondenHaare, die ihr markantes Gesicht so frech, so schelmenhaft umspielen, siejedoch gleichzeitig auch so unschuldig, so lieb, so niedlich wirken lassen. Ihreentzückende, vielleicht ein bisschen zu groß geratene Nase, die sich beikälteren Temperaturen augenblicklich rot färbt, ihre perfekt geformten Lippen,die sich so phänomenal auf meinen anfühlen, die bei jeder Berührung ein farbenfrohes,gigantisches Feuerwerk in mir entfachen, die mich jedes Mal aufs Neue auf einenunvergleichbaren, märchenhaften Höhenflug einladen, mir den Boden unter denFüßen wegziehen. Ihr toller, aufregender Körper, der eine so anziehende Wirkungauf mich hat, in mir immer wieder den unstillbaren Wunsch, das unersättlicheVerlangen erweckt, mehr von dieser atemberaubenden Frau, von Martha, zuentdecken, ihren attraktiven, ihren unfassbar heißen Körper zu erkunden, sienoch intensiver zu spüren. Ein durchdringendes Kribbeln durchzieht mich vonKopf bis Fuß, jeder Muskel meines durchtrainierten Körpers spannt sich an, ichbrenne innerlich, ich brenne für sie, für uns, für unsere Leidenschaft. Unddann werden meine gaffenden Augen ganz automatisch von ihren angezogen. Sie istaus ihrer Trance aufgewacht, hat sich wieder die Kontrolle über ihren Körperzurückerkämpft, schaut mir jetzt direkt in meine Augen, funkelt mich belustigtan. Ich spüre, wie mir die Röte in die Wangen schießt, wie sie ganz warmwerden, wie sich ein leichter Schweißfilm auf meiner erhitzen Haut bildet. Mirist diese Situation extrem peinlich. Keine Ahnung, wie lange sie mich schonbeobachtet, sie hat aber hundertprozentig bemerkt, wie ich sie regelrechtabchecke, wie ich sie mit lüsternen Augen anglotze, wie ich sie anschmachte.Wahrscheinlich auch noch mit offenem Mund, fehlt nur noch der Sabber, der miraus den Mundwinkeln fließt. Ich will im Erdboden versinken, mich vor ihrverstecken, wenigstens den Blick von ihr abwenden. Aber ich kann es einfachnicht, schaffe es nicht, mich von diesem eindringlichen Blick zu lösen, ihrezauberhaften Augen halten mich gefangen, nehmen mich vollkommen ein, stürzenmich für dieses Momentum in eine Art Abhängigkeit. Diese strahlenden, kristallklarenblauen Augen, die so einzigartig, so unverwechselbar sind, machen michverrückt, machen mich willenlos. Ich kann nicht anders, als in dieserungreifbaren Tiefe ihrer Augen, die zwei mächtigen Ozeanen gleichen, zuversinken, mich in ihnen treiben zu lassen, mich selbst zu verlieren. DieseFrau hat die schönsten Augen, die ich je gesehen habe und je sehen werde. „Till!Hallo, Erde an Till!", ich schrecke auf, Martha steht jetzt dicht vor mir undwedelt wild mit ihrer rechten Hand vor meinem Gesicht. Als sie realisiert, dassmeine volle Aufmerksamkeit wieder auf ihr liegt, wird ihr Lächeln noch breiter,noch neckischer. „Fertig mit Anstarren oder soll ich mich auch mal umdrehen?Gefällt dir wenigstens was du siehst?", fragt mich Martha provokant, bevor siesich einmal langsam um ihre eigene Achse dreht, nur um mich danach nochprovozierender anzugrinsen. Ich schlucke schwer, meine Atmung wirdunrhythmisch, stockend, mein Herz fängt an zu rasen, hämmert kräftig tief inmeiner sich schnell hebenden Brust, der Rotton auf meinen Wangen ist mit hoherWahrscheinlichkeit noch eine Nuance dunkler geworden. Ich muss etwas antworten,darf mir vor Martha nicht die Blöße geben. Ich bin doch ein Meister, wenn es umprovozierende Konter oder dumme Sprüche geht. Jedoch kann ich in MarthasGegenwart einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen, sie pustet mein Gehirnaus meinem Kopf, sie vernebelt all meine Sinne. „Ja, du bist wunderschön",flüstere ich heiser und schaue ihr dabei tief in die Augen. Das ist zwar nichtder freche Spruch, der selbstsichere Konter, den ich mir gewünscht habe. Dasfette, glückliche Lächeln, das sich aber daraufhin auf ihrem Gesichtausbreitet, sie richtig strahlen lässt, stellt mich mehr als zufrieden, machtmich wiederum unfassbar glücklich. Martha kann unserem intensiven Blickkontaktnicht mehr standhalten, senkt ihren Blick auf meine Brust. „D-D-Danke",stottert Martha leise, peinlich berührt. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt,warum ich so handle, woher ich auf einmal diese Selbstsicherheit nehme, jedochlege ich die Finger meiner rechten Hand sacht unter ihr Kinn, hebe es an,zwinge sie so mich wieder anzuschauen, mir wieder tief in die Augen zu blicken.„Martha, ich glaube, du weißt gar nicht, wie hübsch du eigentlich wirklichbist. Für mich bist du die schönste, wundervollste, tollste, beste Frau derWelt. Du bist einfach du, du weißt was du willst. Ich habe noch nie einenanderen Menschen getroffen, der so stark ist wie du. Du bist so einzigartig.Ich habe dich in den letzten Jahren an jedem einzelnen Tag vermisst, konntenicht aufhören an dich zu denken. Seitdem du so überstürzt das Einsteinverlassen hast, mir das Herz damit gebrochen hast, warst du einfach immer inmeinem Kopf, du warst immer ein Teil von mir. Ich konnte dich nie vergessen. Dubist mir so unglaublich wichtig. Man Martha, ich-ähhm-ich-ich- ich l...." „Martha, Till wo seid ihr? DasFrühstück ist fertig.", unterbricht mich Rikes lautes Geschrei.

5_Jahre_danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt