Chapter 5

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Heute war wirklich der Tag meines Referates gekommen. Ich träumte nicht und war ganz wahrhaftig in diesem Hörsaal, in dem ich die nächste halbe Stunde mit klopfendem Herzen vorne stehen würde. 
Ich war tatsächlich sehr nervös. Vor allem, weil ich die ganze Zeit über an meinen Traum denken musste und Iris tatsächlich statt einer Hose einen dunkelblauen Rock und ein dazu farbig passendes Jackett anhatte. 

Jetzt da ich wusste, dass ich mich im Hier und Jetzt befand, gefiel mir Iris mit ihrem Rock sogar noch ein Stückchen besser. 

Tief holte ich Luft. Ich würde mich jetzt auf meine Präsentation konzentrieren. 

Irgendwie war ich wohl vorne an die Tafel gekommen und sprach meinen Einleitungssatz. Und weil ich mich wirklich ausgiebig mit meinem Referatsthema beschäftigt hatte, war ich ganz in meinem Element. 

Das Klopfen von Fäusten auf den Tischen katapultierte mich wieder in den Hörsaal zurück. Ich hatte mein Referat hinter mich gebracht! 
Mein Blick zuckte zu Vanessa, die einen Daumen in die Höhe reckte. Dann schaute ich zu Iris, die gerade noch die letzte Notiz auf ihrem Papier vermerkte. Sie sah hoch und unsere Blicke trafen sich. Jedoch konnte ich ihren Blick nicht lesen. 
Zeigte er Begeisterung oder Enttäuschung? Zuneigung oder Abneigung? 

Ich zog meinen USB-Stick aus dem Laptop heraus und nahm meine Karteikarten in die Hand. Dann wartete ich darauf, dass Iris zum Pult kam. 

"Danke für Ihr Referat, Frau Wendt. Bleiben Sie doch nach der Stunde noch kurz da. Dann kann ich mit Ihnen einen Termin zur Nachbesprechung ausmachen."
"Ja, natürlich."

Die gesamte restliche Stunde fieberte ich auf die Unterhaltung mit Iris hin. Wir würden uns noch zur Nachbesprechung sehen. 

"Was ist denn los, Charlotte? Du bist so hibbelig." Vanessa sah mich von der Seite an. 
"Nichts." Ich merkte selbst, dass ich nicht ganz glaubwürdig klang, also schob ich noch ein "Ich bin einfach froh, dass ich das Referat hinter mir habe.", hinterher. 
"M-hh.", Vanessa schein mir nicht zu glauben. 
"Ich werde Patricia mal fragen, ob sie was weiß." 
"Ach Ness. Lass mich doch einfach mal einen guten Tag haben."
"Ja. Ich freue mich doch, wenn du glücklich bist, aber noch mehr freuen kann ich mich, wenn ich weiß, was los ist."
"Ich sage es dir nächste Woche, okay? Wenn wir uns wieder sehen."
"Dann warte ich sehnsüchtig auf nächsten Donnerstag." 

Ich musste kurz grinsen, weil ich aus einem ganz anderen Grund sehnsüchtig auf den nächsten Donnerstag wartete, doch das musste Vanessa zumindest heute noch nicht wissen. 

"Du kannst schon gehen. Ich muss noch etwas mit Frau Marquart wegen dem Referat besprechen."
"Okay, dann sehen wir uns nächste Woche. Oder auch schon am Wochenende. Ich glaube, Liv wollte einladen."
"Ja genau. Tschüss." 
"Ciao, ciao."

Als Vanessa den Saal verlassen hatte, packte ich so schnell ich konnte meine Sachen ein und begab mich vor zu Iris. 

"Ah genau. Frau Wendt. Ich hätte nächste Woche am Montag Nachmittag oder am Mittwoch in der Früh für die Nachbesprechung Zeit. Wann passt es bei Ihnen denn?"
Schnell überlegte ich. Obwohl ich auf den Montag nicht so lange hätte warten müssen, entschied ich mich für den Mittwoch, da ich am Montag zum Geburtstagessen von meinem Vater bei meinen Eltern eingeladen war und ich das schlecht absagen konnte. 

"Für mich wäre der Mittwoch besser. Kann ich mir das dann als Termin eintragen?"
"Ja, okay. Perfekt. Dann bis Mittwoch." 

Sie holte ihrem Terminplaner hervor und blätterte zur kommenden Woche. Schnell versuchte ich, einen Blick auf ihre Termine zu erhaschen, doch Iris warf mir einen irritierten Blick zu und so machte ich mich schnell aus dem Staub. Das war ihr wohl zu weit gegangen, wobei ich mir selbst eingestehen musste, dass ich es nicht gut finden würde, wenn eine Fremde meine Termine sehen würde. 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt