„Tschüss Mama. Tschüss Papa." Ich nahm meine Mutter fest in den Arm und drückte sie.
„Ich hab dich ganz doll lieb.", flüsterte mir sie mir ins Ohr.
„Ich habe dich lieb!", flüsterte ich zurück.
Dann beugte ich mich zu meinem Vater hinunter.
„Du bist schon so groß geworden. Charlotte, du weißt, dass ich wahnsinnig stolz auf dich bin. Ich habe dich sehr lieb."
„Ich habe dich auch lieb, Papa."Dann schaute Philipp noch aus der Tür hinaus. Er würde erst übermorgen fahren, denn er wohnte nicht in München und wollte nicht nach so kurzer Zeit schon wieder die Heimreise antreten.
„Rutsch gut ins neue Jahr! Wir telefonieren." Philipp schenkte mir ein Lächeln.
„Du auch. Das machen wir."
„Und ihr rutscht natürlich auch gut ins neue Jahr!", sage ich zu meinen Eltern.
Beide nickten und schenkten mir ebenfalls ein warmes Lächeln.Dann nahm ich meine Tasche in die Hand und ging auf mein Auto zu. Ich ließ sie auf den Beifahrersitz fallen und setzte mich hinter das Steuer. Einmal kurz hupte ich und brachte so alle zum Lachen. Das war mein Standardabschiedsgruß.
Dann fuhr ich aus der Einfahrt hinaus und versuchte, auf der verschneiten Straße die Spur zu halten, was bei dem ganzen Schnee gar nicht so einfach war.
Pünktlich zum zweiten Weihnachtsfeiertag hatte es in Massen geschneit und genau jetzt musste ich mich natürlich mit meinem Auto durch die weißen Massen kämpfen.Der Besuch bei meinen Eltern war schneller vorbeigegangen, als gedacht und ich hatte die Stunden im Kreise meiner Familie wirklich genossen. Besonders mit Philipp hatte ich mich ausgetauscht und wir wollten uns nun ein bisschen öfter sehen. Er hatte mir dann noch von seiner Freundin erzählt, seiner verheirateten Freundin, bei der er irgendwie nicht wusste, woran er war und ich hatte ihm einfach so von Iris erzählt. Es war mir herausgerutscht und Philipp hatte weder gelacht, noch einen blöden Kommentar abgegeben. So war ich ein bisschen optimistischer geworden. Ich wusste zwar nicht ganz warum, aber es war einfach so. Dagegen hatte ich jetzt auch nichts.
Ich fuhr gemütlich auf der Landstraße, als ich einen Traktor vor mir sah. Ausgerechnet. Jetzt musste ich auch noch überholen. Bei dem Schneegestöber würde das gar nicht so einfach werden, abgesehen davon, dass ich Überholmanöver wirklich schrecklich fand und sie gut es eben ging, vermied.
Da ich wirklich fast nicht die entgegenkommende Spur sehen konnte, dauerte meine Heimfahrt dementsprechend ein bisschen länger, da ich mich solange hinter dem Traktor aufhielt, bis dieser abbog und ich endlich wieder Gas geben konnte.Es war bereits halb vier, als mein Handy klingelte. Ich fuhr immer noch Auto und wollte während dem Fahren nicht dran gehen. Etwas so Modernes wie eine Freisprechanlage besaß ich natürlich nicht. Als es dann allerdings ein zweites Mal klingelte, fuhr ich rechts ran und war kurz darüber erstaunt, dass es Patricia war. Sollte sie nicht eigentlich jetzt auf dem Weg zur Berghütte in die französische Schweiz sein? Vielleicht war sie ja auch schon angekommen und wollte mir Bescheid geben.
Ich nahm den Anruf entgegen.
„Tricie? Mit dir hätte ich ja jetzt gar nicht gerechnet."
„Verdummt, Charlie, ich habe ein riesiges Problem." Patricia klang tatsächlich etwas verzweifelt. Sofort hakte ich nach.
„Was ist denn? Geht es dir gut?"
„Ja. Mir geht es gut. Zumindest körperlich. Mein Problem ist, dass ich etwas zuhause vergessen habe."
„Oh. Was denn?" Was sollte das denn? Man konnte doch alle möglichen Dinge nachkaufen. Niemand wollte wissen, wie viele Haarbürsten, Zahnbürsten und Shampoo Flaschen ich schon im Urlaub notgedrungen neu erstanden hatte.„Charlie, ich habe meinen Koffer zuhause vergessen."
„DEINEN KOFFER??!?" Ich konnte das nicht glauben. Den Koffer. Der war sogar von mir noch nie vergessen worden.
„Ja, meinen Koffer und ich habe jetzt leider überhaupt nichts da."
„Das ist natürlich ziemlich blöd."
„Mh." Ich nahm an, dass Patricia nickte, sehen konnte ich sie ja nicht. Und die Frage, weswegen sie anrief, die sollte sie ruhig selbst stellen."
„Charlie, ich weiß, das ist ein sehr großer Gefallen, um den ich dich da bitte. Und ich könnte dich natürlich auch verstehen, wenn du nein sagst, aber... ich stand dir doch in den letzten Wochen immer mit Rat und Tat zur Seite...", „jetzt frag schon!", unterbrach ich sie.
„Würdest du mir meinen Koffer bringen?"

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Ich will dich
RomanceCharlotte studiert Literatur in München. Iris unterrichtet an der gleichen Uni. Als sie aufeinandertreffen und Charlotte bemerkt, dass Iris die Frau ist, die sie vor ein paar Jahren im Urlaub getroffen hat und die sie seit dem nicht mehr vergessen k...