Ich will dich

Chapter 30

Skeptisch blickte ich den Umschlag an. Dann machte sich ein Kribbeln in meinem Bauch breit. Hatte Iris mir einen Brief geschrieben? Sofort stoben die Schmetterlinge in meinem Bauch noch schneller umher. War es vielleicht sogar ein Liebesbrief?

Schnell schnappte ich ihn mir und machte ihn vorsichtig auf. Als ich dann die ersten Zeilen las, flatterten die Schmetterlinge nicht mehr. 

So. Ich bin jetzt weg und du kannst Iris beobachten. Mein Angebot bleibt bei dem Betrag, den ich dir bereits genannt habe. Ich erwarte dich im neuen Jahr mit Berichten. Hier ist meine Handynummer: +49 180 28381028

Schnell faltete ich den Brief wieder zusammen. Was wollte dieser Typ? Konnte er nicht einfach mit Iris sprechen? Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Iris sollte nicht bei ihm sein. Ferdinand war ein Betrüger und Lügner. Ich warf den Brief in den Abfalleimer, traf aber nicht, machte mir aber auch nicht die Mühe, ihn ordentlich in den Müll zu werfen und ging dann wieder nach unten ins Wohnzimmer.

Es war bereits halb zehn und ich hoffte, dass Patricia nicht bemerken würde, dass ich nicht mehr da war. Doch als ich bei ihrem Zimmer vorbeikam und sie und Tom lachen hörte, machte ich mir keine Gedanken mehr und ging ich beschwingten Schrittes die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Bei der Garderobe bückte ich mich, um meine Schuhe anzuziehen. Da spürte ich ihre Anwesenheit. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und ich drückte meinen Rücken ein wenig stärker beim Aufstehen durch, als es nötig gewesen wäre. Als ich mich zu Iris umdrehte, wendete sie ihren Blick ein klein wenig zu spät von meinem Hintern ab und ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Normalerweise war das ja immer ihr Move.

Ertappt blickte sie mich an und presste ihre Lippen aufeinander. Bei diesem Anblick wurde ich augenblicklich erregt.

"Das war aber nicht sehr gut geschauspielert.", meinte ich zu ihr und biss mir provokant auf die Lippe.
Sie machte einen Schritt auf mich zu und legte ihre Hände um meine Hüfte. Ich zuckte kurz.
"Komm mit. Wir gehen.", flüsterte sie mir ins Ohr und ging dann schnellen Schrittes zur Tür hinaus in das Schneegestöber.
Ich folgte ihr und als wir ein kleines Stückchen von der Hütte entfernt waren, hielt ich sie an ihrem Arm fest.

"Du fliehst doch nicht etwa vor mir?", fragte ich sie.
"Wie könnte ich, wenn es mich zu dir hinzieht?", stellte sie eine Gegenfrage und zog mich zu sich.

In dem Moment als wir uns küssten, musste ich an unseren ersten Kuss heute Vormittag denken. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich mir das nicht doch nur vorgestellt hatte. Der Kuss war nicht ganz so lang, weil uns kalt wurde, aber nicht weniger intensiv, als der in meinem Zimmer vorher. Den ganzen Weg zur Pizzeria spürte ich ihre Lippen noch auf meinen und ich fragte mich, ob es ihr genauso ging.

Ich nahm ihre Hand in meine und begann ein bisschen schneller zu gehen. Iris steigerte ebenfalls ihr Tempo, aber ich bemerkte ihren glücklichen Blick auf unsere verschränkten Hände natürlich trotzdem.

"Ich hätte niemals gedacht, dass ich dich an der Hand nehmen würde.", sagte ich leise und auch eigentlich mehr zu mir selbst.
"Ich kann es selbst jetzt noch gar nicht fassen." Wir blieben stehen und ich zog Iris noch einmal in einen Kuss, weil ich einfach nicht genug bekommen konnte.

"Jetzt müssen wir aber wirklich rein gehen.", sagte Iris mit strenger Stimme und ich musste kurz lachen.
Wir betraten die Pizzeria und augenblicklich bekam ich Hunger, obwohl wir vorhin schon gegessen hatten.
"Bestellst du dir noch etwas zum Essen?", fragte ich Iris.
"Ich hätte an eine Nachspeise gedacht.", antwortete sie mir. Ich nickte.

Wir setzten uns an unseren Tisch und ich wurde etwas nervös, wenn ich daran dachte, dass wir jetzt wohl oder übel über die ganze Sache reden mussten. Ich konnte Iris immer noch nicht ganz einschätzen. Würde sie einen Rückzieher machen? Doch im Moment sah es nicht so aus, denn sie nahm meine Hand in ihre und drückte sie leicht.