Chapter 18

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Ich schüttelte meine Haare aus. Die Locken waren ganz gut geworden. Doch das minderte in keinem Fall meine Aufregung. Im Gegenteil: Sobald ich an heute Abend dachte, fing mein Herz wie verrückt zu pochen an.

In einer Stunde würde ich zum Marienplatz aufbrechen. Ich konnte es kaum fassen. Es ging mein Wunsch in Erfüllung, den ich mir seit Wochen erträumte. Manchmal war das Leben eben auch gerecht.

Ich wählte eine schwarze Hose mit einem pinken Top aus und schminkte mich ein bisschen. Meine Lieblingskette mit der silbernen Muschel durfte auch nicht fehlen.

Dann endlich war es so weit. Ich saß in der U-Bahn und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Ich konnte mit Sicherheit sagen, dass ich rote Flecken am Hals bekommen hatte. Mein gesamter Körper fühlte sich bereits überhitzt an.
Ich blickte mich in der U-Bahn um. Alle schienen ganz entspannt an ihren Plätzen zu sitzen oder zu stehen. War ich die einzige hier, die gerade bis zum geht nicht mehr nervös war?

Dann endlich sah ich den orangefarbenen Bahnhof und ich stieg aus. Jetzt musste ich nur noch Iris finden. Gerade als ich mein Handy aus meiner Tasche holen wollte, um sie anzurufen, erblickte ich sie.
Wenn mein Herz überhaupt noch schneller pochen konnte, dann tat es das jetzt. Sie kam auf mich zu und trug eine Bluse mit einer Jeans. Ich hatte sie noch nie in einem so entspannten Freizeitlook gesehen.

Mein Lächeln erreichte meine Lippen und ich ging auf sie zu.

"Schön, dass Sie es geschafft haben!", meinte Iris.
"Ja, ich freue mich auch sehr."
"Das pink steht Ihnen gut.", meinte Iris.
"Ach, gehen wir doch zum Du über.", brachte ich den Punkt an, den ich unbedingt ansprechen wollte.

Erst sah Iris mich erstaunt, dann schüchtern an. Es war mir immer noch völlig schleierhaft, wie es sein konnte, dass sie in der Uni eine solche Strenge ausstrahlte und jetzt auf einmal schüchtern war.

"Okay. Dann ab jetzt Iris für... dich."
"Charlotte." Ich lächelte.

Wir gingen zusammen den U-Bahnsteig entlang und ich fühlte mich sehr wohl.

"Hast du denn ein Lieblingsgenre?", fragte Iris mich. Ich merkte, dass ihr das Du noch nicht ganz flüssig über die Lippen kam.
"Ich lese gerne Krimis, aber ich mag auch ganz gerne historische Romane oder Klassiker."
"Ja, historische Romane. Sonst finde ich persönlich auch Gesellschaftsromane ganz gut."

Ich nickte. Dann lächelten wir uns an.

"Hast du außer Tom eigentlich noch andere Geschwister?", fragte ich Iris.
"Nein. Aber ich denke, ein Bruder reicht mir auch." Iris lachte.
"Ich habe auch einen Bruder. Das kann ich absolut verstehen."

Bis wir beim Festival angekommen waren unterhielten wir uns weiter und ich konnte gar nicht glauben, wie wir ohne Unterbrechung immer neue Themen fanden. Wir lachten zusammen und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen.

"Dein Lächeln steht dir total gut." Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, war es mir schon unangenehm. Doch Iris reagierte ganz anders als erwartet.
"Danke. Wenn du bei mir bist, muss ich einfach lächeln."

Darauf wusste ich nicht, was ich sagen sollte. War da jetzt etwas? Eigentlich schrie doch alles nach JA. Aber Iris fügte nichts hinzu. Ich wurde fast verrückt. Sollte ich sie jetzt ansprechen?

Doch weil schon zu lange Stille herrschte, traute ich mich dann auch nicht mehr.

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"Na dann." Wir standen vor dem Eingang und zeigten unsere Eintrittskarten vor.

Die Stimmung zwischen uns war so gelöst wie zuvor, nachdem wir einen verfrühten Weihnachtsmann auf der Straße gesehen hatten.

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt