Chapter 12

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Um zwei Uhr kam ich zuhause an. Ich wollte unbedingt vor Lisa da sein. Jetzt im Nachhinein war ich mir wirklich nicht sicher, ob es so eine schlaue Idee gewesen war, sie bei mir schlafen zu lassen. Auch wenn ich inzwischen mit ihr abgeschlossen hatte, hatte ich ein ungutes Gefühl.

Patricia hatte es mir ja vorausgesagt. Jetzt hatte ich den Salat.

Gerade einmal zehn Minuten hatte ich noch meine Ruhe, bevor Lisa kam.

"Hallo Charlotti.", sagte sie.
"Hey."

Sie ging einfach an mir vorbei und ganz selbstverständlich in mein Gästezimmer als ob sie hier wohnen würde.

"Den Spitznamen für mich kannst du dir gleich abschminken. Ich heiße Charlotte. Mit E am Ende."
"Ja, ist gut. Was gibt es zu Essen heute Abend?"

Ich war über so viel Unverschämtheit geschockt.

"Nur damit du es weißt: Dass du hier übernachten kannst, heißt nicht, dass ich dich zwei Wochen hier wie in einem Hotel behandle."
"Bist du immer noch nicht über mich hinweg?", fragte Lisa und kam aus dem Gästezimmer zurück zu mir.
"Was willst du eigentlich? Wenn du nur da bist, um Unruhe zu stiften, kannst du deine Sachen gleich wieder packen."

Für wen hielt sie sich eigentlich? Jetzt im Nachhinein fielen mir immer mehr Sachen an ihr auf, die einfach abstoßend waren. Patricia hatte Lisa ja schon immer durchschaut.

"Jetzt sei doch nicht so. Dann bestelle ich uns eben etwas zum Abendessen. Magst du Thailändisch?"
"Ähm. Ja.", erwiderte ich völlig perplex.
"Okay. Dann gibt es das heute."

"Warum genau bist du nochmal in München?", fragte ich nach.
"Kommendes Wochenende findet eine Hochzeitsmesse statt. Und da ich Hochzeiten plane, muss ich da hin."

Ach stimmt. Neben ihrem Studium, das zufällig um Modedesign ging, arbeitete sie als Hochzeitsplanerin. Doch sie war keineswegs dieses Rosa-Mädchen. Nein, Lisa war etwas ganz anderes. Ich wusste nicht einmal, was.

Sie war gerade einmal eine halbe Stunde hier und schon hatte ich Kopfschmerzen. Am liebsten würde ich jetzt bei Patricia auf der Couch sitzen und einen Film schauen. Doch das ging nicht. Lisa in meiner Wohnung alleine lassen würde ich im Leben nicht wagen.

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"Du gehst schon ins Bett?", fragte mich Lisa überrascht, als ich um kurz nach elf von meinem Laptop aufstand und im Badezimmer verwinden wollte.
"Ja. Sonst bin ich morgen nicht ausgeschlafen."
"Ach stimmt. Ich erinnere mich. Ich denke, ich bleibe noch auf."
"Okay."

Ich fand das Gespräch etwas unsinnig.

Nachdem ich im Bad verschwunden war und vorsichtshalber abgesperrt hatte, zog ich mich um und machte mich bettfertig. Auf einmal drückte sich die Klinke nach unten und ich musste über Lisas Durchschaubarkeit sogar ein bisschen lachen.

"Ach komm. Charlotte. Warum hast du abgesperrt?"
"Weil ich genau weiß, dass du rein willst und ich das aber nicht möchte."
"Komm raus.", sagte Lisa mit rauer Stimme. Sie wollte wohl sexy klingen.

Da ich tatsächlich fertig war, machte ich die Tür auf und da stand sie. Nackt.

"Lisa?"
"Komm zu mir." Sie machte einen Schritt auf mich zu.

Mein Herz fing an, zu pochen. Was machte sie hier? Wollte sie jetzt mit mir rummachen? Hätte ich sie doch nur nicht bei mir übernachten lassen. Aber jetzt war es bereits zu spät. 
Irgendwann war sie mir so nahe, dass ich wieder einen Schritt in Richtung Bad machte. Dann konnte ich nicht mehr weiter und ihr Körper war nur noch Zentimeter von meinem entfernt.

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt