Chapter 15

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"Wo bleibst du denn?", rief ich den Flur von Patricias Wohnung hinunter. Zur Abwechslung war ich einmal pünktlich gewesen und Patricia kam schon seit zehn Minuten nicht aus ihrem Zimmer heraus.

"Jetzt beeil dich doch. Liv hat mich gerade schon gefragt, wo wir bleiben.", rief ich erneut in Patricias Richtung.

"Komme." Irgendwie klang Patricias Stimme merkwürdig tief.

Dann bog sie um die Kurve und beinahe hätte ich einen Herzinfarkt bekommen. Da stand ein Monsterclown mit einer riesigen Maske über dem Kopf. Wie jedes Jahr hatte Patricia mit ihrem Halloween-Kostüm reichlich übertrieben.

"Du machst Sachen. Hättest du mir nicht vorher Bescheid geben können? Da falle ich ja schon um, bevor ich etwas getrunken habe."
Patricia lachte böse, soweit ich das erkennen konnte.

"Hey, hey. Ganz ruhig." Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Dompteur aus dem Zirkus, der einen Löwen vor sich hatte.
"Keine Angst. Ich tue dir nichts.", meinte Patricia daraufhin.
"Das will ich doch stark hoffen."

Ich hatte ein schwarzes Kleid angezogen und mir eine rote Verletzung auf die Backe gemalt. Im Vergleich zu Patricia fühlte ich mich kein bisschen gruselig mehr.

"Also: Wen müssen wir jetzt noch alles im Auto mitnehmen? Liv und Nico? Vanessa kommt  nicht, meinte sie ja."
"Genau. Deswegen beeilst du dich jetzt bitte."
"Ich kann auch die U-Bahn nehmen.", meinte Patricia trotzig.
"Aber klar doch. Mit deinem riesigen Kopf verschreckst du alle. Am Ende fällt dann doch noch jemand tot um."

Nach einer gefühlten Stunde saßen wir dann endlich im Auto und Patricia nahm tatsächlich ihren Kopf ab, da er, wie sie mir beichtete, doch etwas heiß innen drin war.

"Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass Iris kommen will?", fragte ich Patricia.
"Sie kommt? Nein, das wusste ich noch nicht. Ich hätte ich sie gar nicht als Halloween-Liebhaberin eingeschätzt."
"Ist sie, glaube ich, auch gar nicht so. Das Ganze habe ich meinen wunderbaren Überzeugungskünsten zu verdanken."
"Ach. Jetzt verstehe ich die Wahl deines Kostüms. Du willst sexy wirken."
"Tricie! Hör auf."
"War ja gar nicht böse gemeint. Schau mal, da vorne steht Liv ja schon."
"Kein Wort über Iris! Hast du mich verstanden?"
"Ja, sicher. Ganz blöd bin ich dann auch nicht."

Nachdem ich neben Liv angehalten hatte, öffnete sie die Tür und stieg ein.

"Hey. Danke fürs Abholen. Ihr beide seht ja richtig gruselig aus."
"Keine Ursache. Der einzige Nachteil ist, dass ich dann wohl nicht so viel trinken kann heute."
"Davon würde ich dir auch abraten.", meinte Patricia und ich wusste genau, worauf sie anspielte.

Kurz darauf war dann auch Nico eingestiegen und wir waren auf dem Weg zu der Veranstaltungshalle, in der die Party geplant war.

"Kommen Ben und Lars nicht?", fragte Liv Nico.
"Ne, sonst würde ich ja nicht bei euch hier mitfahren.", antwortete er.
"Du kannst auch gerne wieder aussteigen, wenn es dir bei uns nicht gefällt.", meinte Patricia.
"Nein, nein. So war das doch nicht gemeint. Ich bin doch gerne hier bei der Mädelsgruppe dabei."
"Ach ja?", hakte Liv nach.
"Natürlich. Sonst hätte ich wirklich die U-Bahn genommen."

Ich hörte Liv von hinten leise kichern und wusste intuitiv, dass Nico gerade den Kopf über Liv schüttelte.

"Was ist eigentlich mit dir, Charlotte? Du bist heute so still.", fragte Nico mich auf einmal.
"Nichts. Ich hatte nur gerade nichts zu sagen."

Ich bemerkte wie Patricia ihr Handy aus ihrer Tasche holte und etwas schrieb. Dann hielt sie es so, dass ich sehen konnte, was sie geschrieben hatte.

Macht dich die Aussicht, Iris zu sehen, wirklich so sehr nervös?

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt