Chapter 31

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Durch ein klapperndes Geräusch wurde ich geweckt. Erschreckt schlug ich meine Augen auf und blickte mich um. Als ich dann aber aufstehen und nach der Ursache für das Geräusch suchen wollte, bemerkte ich, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ein Arm von Iris lag fest verschlungen um meinen Körper und ihr Bein hielt mich ebenso in Besitz.
Ein wohliges Gefühl durchzuckte meinen Körper. Sogar im Schlaf hielt sie mich fest. Obwohl ich sie jetzt gerne wachgeküsst hätte, blickte ich suchend im Zimmer umher. Die ersten Sonnenstrahlen hatten sich schon durch die Jalousie ins Zimmer geschlichen und blendeten mich ein bisschen. 
Vorsichtig befreite ich mich von Iris Bein und sah dann auch schon, was so einen Lärm verursachte. Es hatten sich mehrere Eiszapfen vom Dach gelöst und waren heruntergefallen. 

Eine Kindheitserinnerung strömte auf mich ein, als ich es als wahnsinnig toll empfunden hatte, einen großen Eiszapfen an der nächstbesten Dachrinne abzubrechen und daran zu lutschen. Ich verspürte den plötzlichen Drang, das Fenster zu öffnen und einen Zapfen abzubrechen. Nachdem ich es irgendwie aus dem Bett geschafft hatte, ohne Iris zu wecken, begab ich mich zum Fenster und brach mir, nachdem ich es geöffnet hatte, tatsächlich einen großen Zapfen ab. Auch wenn ich wusste, dass er nicht in Wirklichkeit zu hundert Prozent sauber war, blickte mich das durchsichtig schimmernde Eis verlockend an. 

Als ich gerade dabei war, das Fenster wieder zu schließen, bemerkte ich ein Geräusch aus Iris Richtung. War sie aufgewacht? 
Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht, als ich sah, dass sie bereits ihre Augen aufgeschlagen hatte. Verschlafen blickte sie mich an und kurz verspürte ich ein Gefühl der Unsicherheit. Sie würde es doch nicht bereuen? 

"Guten Morgen.", sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht. 
"Gut geschlafen?" Ich wusste, dass sie kaum mit ja darauf antworten können würde, denn wir hatten, wenn wir uns nicht gerade berührt hatten, fast die gesamte Nacht lang geredet. 

Sie rieb sich einmal über die Augen, wodurch ihr Schlafshirt ein wenig nach oben verrutschte und was schon wieder unnötiger Weise ein Bauchkribbeln in mir hervorrief. 

"Ja. Es war eine schöne Nacht.", sagte Iris. Ihre Stimme klang weich und ernst zugleich. 
"Finde ich auch." Unsere Blicke trafen sich und ich sah wie sich ein Lächeln in ihren Mundwinkeln anbahnte. Auch wenn sich eine leichte Unsicherheit in ihrem Gesicht abzeichnete, sah ich, dass sie es wirklich genossen hatte.

"Hast du schon mal..." Ich traute mich nicht, die Frage zu vollenden. 
"Nein.", flüsterte sie und ich konnte mich nur wundern, dass sie trotzdem so erfahren gewirkt hatte. Vielleicht war sie aber auch einfach nur ein Naturtalent. 
"Es war Wahnsinn.", flüsterte ich zurück, weil ich ihr unbedingt sagen wollte wie sehr es mir gefallen hatte.

Mein Herz sprang vor Glück unruhig in meiner Brust umher. Ich konnte es nicht glauben. Iris lag in meinem Bett und lächelte mich an. Gekonnt blendete ich aus, dass die Umstände unter denen sie hier bei mir war noch lange nicht geklärt waren und ich in nächster Zeit wirklich darüber mit Iris sprechen musste, dennoch genoss ich einfach den Moment und verabschiedete mich kurz, um mich im Bad fertig zu machen, denn auch wenn wir uns bereits nackt gesehen hatten, war es mir ein wenig unangenehm, mich vor ihr umzuziehen. Ich konnte auch nicht genau sagen, warum. 

Nachdem ich mir Anziehsachen ins Bad mitgenommen hatte und darin verschwunden war, konnte ich hören wie Iris wohl ebenfalls aufstand und sich im Zimmer bewegte. Mit einem Grinsen im Gesicht lauschte ich. Neugierig wie ich war, wollte ich unbedingt wissen, was sie machte. Eine Kurze Zeit lang blieb es still und ich fragte mich, ob Iris jetzt bewegungslos im Zimmer stand. Was machte sie da? 
Doch dann hörte ich ein leises Rascheln. Ich beschloss, nicht weiter zu lauschen und stieg in die Dusche. 

Wenig später trat ich aus dem Bad. 

"Wie stellst du dir den heutigen tag vor?", fragte ich mit sanfter Stimme. Als ich jedoch keine Antwort bekam, blickte ich mich irritiert im Zimmer um. Ich konnte Iris nirgendwo im Zimmer entdecken. 
"Iris?", fragte ich laut. Doch ich bekam keine Antwort. Zweifel stiegen in mir auf. Hatte Iris die Situation doch noch einmal überdacht und war zu dem Schluss gekommen, dass ich es ihr nicht wert war? Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und ich beeilte mich, mein Zimmer zu verlassen, um Iris zu suchen. 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt