Chapter 33

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Der Wind, gespickt mit kleinen Eiskristallen, peitschte mir in mein Gesicht. 
Dass es wehtat war mir egal. 

Ich war einfach gefahren. Abgehauen. Geflohen. Vor Iris Antwort. Wenn sie mir denn überhaupt eine geben hatte wollen.

Ich hatte mich noch nicht umgedreht, um zu schauen, ob Iris mir folgte, doch bei meiner Geschwindigkeit wäre das sicherlich auch keine gute Idee gewesen. 

Nachdem wir noch eine halbe Ewigkeit so dagestanden waren, waren meine Gefühle mit mir durchgegangen. 

Und jetzt düste ich hier mit einem irren Tempo die Piste hinunter. 

Mir war egal, in welche Richtung ich gerade fuhr und ob ich mich später noch auskennen würde. In diesem Moment konnte ich nur daran denken, dass ich Iris gerade gesagt hatte, dass ich sie liebte. 

Was war nur in mich gefahren, dass ich mich dazu hatte hinreißen lassen? Wie hatte ich nur so die Kontrolle verlieren können? 

Als ich eine kleine Abzweigung nach rechts sah, nahm ich diese und fuhr etwas langsamer weiter. Kurz schloss ich die Augen und stellte fest, dass ich anhalten musste. Das war gerade zu viel für mich. 

Ich wusste auch nicht, warum es mich so aus der Bahn warf, aber ich war mir nicht sicher, ob ich schon bereit gewesen war, Iris meine Gefühle zu gestehen. Ihr zu sagen, was sie mir tief in meinem Innersten bedeutete, obwohl wir eine einzige Nacht zusammen verbracht hatten. Vielleicht war es einfach noch zu früh gewesen. 
Doch andererseits war mein Geständnis rein intuitiv gewesen und vielleicht das, was mein Herz ihr schon seit geraumer Zeit mitteilen wollte.

Ich blieb stehen, schnallte meine Skier ab und setzte mich in den Schnee, auch wenn ich genau wusste, dass es kalt werden würde. 
Nachdem ich meine Augen geschlossen hatte, beruhigte sich meine Atmung etwas und ich konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. Mein Herzschlag normalisierte sich wieder und dieses Gefühl, überwältigt von Gefühlen worden zu sein, ließ langsam aber sicher nach. 

Auf einmal hörte ich ein Räuspern. Kurz schlug mein Herz schneller und ich war mir sicher, dass Iris gekommen war, um mit mir zu sprechen, doch als ich meine Augen aufschlug, stand Bettina vor mir. 
Ich schloss meine Augen direkt, nachdem ich sie gesehen hatte wieder und versuchte sie so gut es ging zu ignorieren. 

"Charlotte?" Ich konnte den Klang ihrer Stimme nicht einordnen. War sie besorgt oder wütend?
Ich beschloss, erst einmal in die Offensive zu gehen. 

"Hallo Bettina. Was gibt's?" Abwartend blickte ich sie nun mit geöffneten Augen an. 
Doch sie antwortete mir nicht und gab mir zu erkennen, dass sie Iris vermisste. 
"Ich habe keine Ahnung, wo sie gerade ist.", gab ich ihr wahrheitsgetreu zur Antwort. 
"Was ist da eigentlich los?", fragte Bettina mich auf einmal, nachdem wir eine Zeitlang die unangenehme Stille mit verschiedenen Räusperern hatten unterbrechen wollen.

Ich zuckte nur mit den Schultern und tat unwissend. Doch innerlich fing mein Herz wieder schneller an zu pochen. Wusste Bettina von uns? Aber wie? 
Gleichzeitig erinnerte ich mich dadurch an letzte Nacht und alle Gefühle waren mit doppelter Intensität wieder da. 
Ich musste schlucken. 

"Philipp? Rufst du Iris an?" Bettina wandte sich von mir ab und ich bemerkte, dass ihr Mann Philipp neben ihr stand. Auch das noch. Ich wollte auf keinen Fall, dass er mitbekam, was da zwischen Iris und mir passierte. 
Außerdem war es komisch, dass er den gleichen Namen wie mein Bruder trug. Das fühlte sich einfach seltsam an. 

Philipp verstand aber offenbar, dass dieses Gespräch nicht für ihn bestimmt war, denn er fuhr die Piste ein Stückchen weiter nach unten und holte dann sein Handy aus der Tasche, um Iris anzurufen. Wobei ich mir sicher war, dass sie den Anruf nicht annehmen würde. 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt