Chapter 32

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Langsam ging ich auf Iris zu. Meine Hände legten sich wie von selbst um ihre Schultern und ich drückte sie an mich. Ich spürte, dass ihre Wangen bereits nass waren, obwohl sie noch kein einziges Geräusch von sich gegeben hatte.

Dann spürte ich ein Zittern, das ihren gesamten Körper erfasste.

"Warum ist es so gut und so falsch zur gleichen Zeit?", flüsterte sie. Vielleicht hatte ich mir das aber auch nur eingebildet. Trotzdem antwortete ich ihr.
"Es ist nicht falsch."

Ich spürte, dass Iris sich fester an mich drückte. Jetzt drohten auch mich die Gefühle zu überwältigen. Die letzten Wochen waren einfach so anstrengend gewesen.
Obwohl ich fast gar nichts gemacht hatte - die meiste Zeit war ich in meiner Wohnung herumgesessen - hatte mich diese ungewisse Spannung zwischen Iris und mir strapaziert. Und zwar ziemlich.

"Ich will dich nicht unterbrechen, aber ich glaube, es gibt Frühstück.", sagte ich dann irgendwann in die Stille hinein.

Als wäre Iris sich nicht bewusst gewesen, dass sie sich die gesamte Zeit in meinen Armen befunden hatte, rückte sie abrupt von mir ab. Dann schaute sie mir in die Augen. Erst eine Sekunde, dann zwei, dann drei... Ich war wie hypnotisiert und konnte mich nicht lösen.

"Bitte sag mir, was los ist." Ich erwiderte immer noch ihren Blick.
"Wieso gibt's du dich mit mir ab?", fragte sie mich und mir traf die Frage völlig unvorbereitet. Was wollte sie denn jetzt hören? Dass sie mir wichtig war? Dass ich sie liebte?!

"Wieso fragst du mich das jetzt? Habe ich dir gestern nicht genug gezeigt, was du mir bedeutest?", stellte ich eine Gegenfrage.

Dann drehte sich Iris auf einmal weg und machte Anstalten, sich an mir vorbei durch die Tür aus ihrem Zimmer zu begeben. Doch das wollte und konnte ich nicht zulassen! Wir würden das jetzt klären!

"Stopp, Iris!" Ich stellte mich in den Türrahmen.
"Lass es doch einfach. Ich schaffe das jetzt gerade nicht und ich brauche meine Ruhe." Iris Stimme klang matt.

Ich war verzweifelt. Wir mussten dieses Missverständnis oder Problem, was auch immer es war, aus der Welt räumen. Während ich kurz in Gedanken versunken war, hatte Iris jedoch die Chance genutzt und sich an mir vorbeigedrückt. Innerlich fluchte ich.
Dann folgte ich ihr und wir kamen gemeinsam beim Frühstückstisch an. Auf einmal knurrte mein Magen laut und Patricia musste sofort lachen.

"Da scheint jemand Hunger zu haben."
"Stimmt."
Iris setzte sich neben Tom, deswegen setzte ich mich gegenüber von ihr hin. Jetzt das gesamte Frühstück neben ihr zu sitzen hätte ich nicht durchgehalten. Aber auch so war es die ganze Zeit über komisch, Iris direkt vor mir sitzen zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass wir zwar die Nacht gemeinsam verbracht hatten, jedoch gerade irgendetwas zwischen uns stand.

"Versuchen wir es heute mit dem Skifahren überhaupt?", fragte Patricia dann irgendwann in die Runde, als die Stille unangenehm wurde.
"Die Pisten sind glaube ich präpariert.", erwiderte Tom.
"Was spricht dann dagegen?", meinte Patricia und ich konnte nur aus dem Augenwinkel sehen wie Bettina ihre Augen verdrehte.
"Und wie kommen wir zur Piste?", fragte sie genervt nach.
"Na zu Fuß!" Patricia schien völlig überzeugt von ihrer Lösung zu sein und bemerkte nicht wie Bettinas Laune noch weiter in den Keller sank.

In mein Gesicht schlich sich ein Grinsen, weil ich ganz genau wusste wie es dazu kam, dass sich die beiden nicht mochten, beziehungsweise dass Bettina Patricia nicht mochte. Die beiden wollten immer recht haben. Und zwei Sturköpfe ging eben nicht immer gut.

"Dann kann Charlotte ja ihr Können auf der Piste heute beweisen. Skier hat sie ja schon."
Bettina blickte in die Runde und ich fühlte mich komisch, weil sie so von mir sprach, als wäre ich nicht anwesend.
Ihre Worte von heute morgen kamen mir wieder in den Kopf.

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt