Chapter 36

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Sofort fuhren Iris und ich auseinander und ich überdeckte sie mit meiner Decke. Dann fiel mir ein, dass ihr Bettzeug sich ja ebenfalls in meinem Bett befand, weshalb ich in sekundenschnelle alles zusammenraffte und es mitsamt Iris hinter den Schrank verfrachtete. 
Keine Sekunde zu früh legte ich mich wieder ins Bett, denn Patricia betrat mein Zimmer. 

"Was ist los?", knurrte ich etwas unfreundlich. 
"Warst du gerade am Einschlafen?", fragte sie nach. 
"Nach was sieht es denn aus?" Ich war in Alarmbereitschaft. Iris befand sich in diesem Raum und konnte jedes gesprochene Wort hören. Und die Gefahr, dass Patricia etwas sagte, das für Iris Ohren nicht bestimmt war, war groß. 

"Hey." Patricia hob abwehrend ihre Hände. 
"Ich wollte nur mal nachfragen wie es dir so geht. Wegen vorhin und so..." Sie blickte mich nachdenklich an. 
"Ja. Ich bin nur sehr müde. Können wir das auf morgen verschieben?", fragte ich nach und hoffte, dass sich Patricia damit zufrieden geben würde. 
"Das Gespräch ist wohl nicht so gut gelaufen, hm?" Sie kam auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante. Wenn sie sich nur etwas weiter nach links bewegte, würde sie Iris sehen. 
"Wir haben es auf morgen verschoben.", presste ich heraus. Mein Blick zuckte kurz zu Iris, die wie versteinert hinter dem Schrank saß. 
"Oh, okay. Dann gute Nacht. Ich drück dir die Daumen." Sie lächelte mich noch einmal kurz an, bevor sie mein Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. 

Ich atmete auf. Das war gerade noch einmal gutgegangen. Sofort fiel mein Blick auf Iris, die sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte. 

"Sie weiß von uns?" Ihre Stimme klang fassungslos. Doch mir zauberte ihre Frage ein Lächeln ins Gesicht. Uns. 
"Sie ist immerhin meine beste Freundin. So etwas kann man nicht verheimlichen. Und Patricia ist sehr vertrauenswürdig." Ich musste schlucken. Leider nur in nüchternem Zustand. Immerhin wusste Tom auch schon Bescheid. Und Bettina auch, aber aus anderen Gründen. Also eigentlich fast alle.

Jetzt bewegte sich Iris endlich und kam samt Bettzeug zurück ins Bett. 

"Und ich dachte, es wäre noch nicht raus." 
"Was wäre denn so schlimm?", fragte ich vorsichtig nach. Dabei streckte ich ganz langsam meine Hand aus, um ihre zu berühren. 
"Ich, ach... Ja, ich weiß auch nicht." Dann schien sie sich zu sammeln. 
"Ja, doch. Ich weiß eigentlich genau, warum es schlimm wäre. Immerhin bin ich verheiratet, ich habe eine Familie, die niemals akzeptieren wird, dass ich mich in eine Frau verliebt habe und ich muss mich gleichzeitig auch noch vor meinen Kollegen an der Uni rechtfertigen, warum ich mit einer ehemaligen Studentin ausgehe und ob das eventuell schon noch während ich dich noch in meinem Kurs hatte, begonnen hat..."
Iris redete noch weiter und wurde immer aufgebrachter, doch ich hörte gar nicht mehr zu. 

Verliebt.
Verliebt.
Verliebt.

Hatte ich mich verhört? Iris schien nicht bemerkt zu haben, dass sie mir gerade gesagt hatte, dass sie in mich verliebt war. Sie hatte es doch gesagt, oder? 
In meinem Bauch breitete sich ein Kribbeln aus, das mein Herz schneller schlagen ließ. Ich schnappte nach Luft und fühlte mich wie bei einer Achterbahnfahrt. 

Ich blickte zu ihr und hörte noch immer nicht, was sie sagte. Ich konnte nur die Bewegung ihres Mundes, der immer wieder auf und zu ging, sehen. Sie streckte die Hand aus und führte eine Geste aus. Sie schloss kurz ihre Augen und legte den Kopf in den Nacken. Dann redete sie weiter. Wie sie da neben mir in meinem Bett saß und fast schon ein wenig verzweifelt wirkte, verspürte ich das große Bedürfnis, sie einfach in meine Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. 

Bevor mein Verstand auch nur protestieren konnte, hatte ich mich schon stürmisch zu Iris hinübergerollte und kuschelte mich an sie. Noch nie hatte ich jemanden so fest an mich gedrückt. Ich wollte sie wirklich nie wieder loslassen. 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt