Chapter 24

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Missmutig stand ich in der Kälte und fror. Ich hatte ja bereits vorausgesagt, dass es gräßlich werden würde. Mein Glühwein war bereits kalt, ich hatte Hunger und dann setzte jetzt auch noch ein nasser und schwerer Schneeregen ein.

Patricia stand bereits seit einer Viertelstunde beim Flammkuchen-Stand an. Heute hatte sie mich auf den Weihnachtsmarkt geschleppt und so kurz vor Weihnachten war er auch an so einem Schlechtwettertag wie heute gebrochen voll. Vier Tage vor Weihnachten wollte eben jeder schnell noch ein kleines Geschenk kaufen oder sich ablenken, um die Wartezeit bis Heiligabend zu verkürzen.

Nicht so ich!
In mir war wieder eine Phase der Trauer und Wut auf mich selbst angebrochen, seit dem mir Iris den Freitagabend, den sogar sie vorgeschlagen hatte, abgesagt hatte. Ich Idiotin hätte es vorausahnen können.
Patricia war ahnungslos geblieben. Zwar hatte ich ihr an dem Freitag im Q1 von der Abweisung Iris erzählt und sie auch sonst auf den neuesten Stand gebracht, die neuerlichen Annäherungsversuche hatte ich jedoch seitdem unerwähnt gelassen.

Und jetzt stand ich hier missmutig auf diesem bescheuerten Weihnachtsmarkt und trank kalten Glühwein, in dem spätestens jetzt schon mehr Schneematsch als eigentliches Getränk vorhanden war. Natürlich waren die Plätze unter den Zelten und Planen alle schon belegt und ich grummelte im Regen vor mich hin.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, einfach abzuhauen, doch Patricia wäre mir für immer böse und das wollte ich neben meinen Problemen mit Iris nicht auch noch riskieren.
Ich wusste eigentlich gar nicht, ob ich es überhaupt noch Probleme mit Iris nennen konnte, denn sie hatte mir mal wieder zu verstehen gegeben, dass da nichts zwischen uns entstehen würde.
Mein Herz wollte das allerdings nicht einfach so akzeptieren und so ging es eben weiter.

Bevor ich jedoch noch mehr trübe Gedanken sammeln konnte, kam Patricia strahlend mit zwei Flammkuchen zu mir.

„Les voilà!" sie grinste mich an. Ihr schien der mittlerweile von Regen zu Schnee übergegangene Niederschlag nichts auszumachen.
„Das wurde aber auch Zeit.", murmelte ich und schnappte mir mein Essen, auf das ich jetzt wirklich schon zu lange gewartet hatte.
„Ein bisschen mehr gute Stimmung hier bitte." Patricia boxte mir in die Seite und ich zwang mich zu einem Lächeln.
„Ist schon gut Tricie, es ist ja sogar ganz okay heute." Ich merkte, dass ich mir die Lüge nicht einmal selbst abkaufte. Ganz toll.
„Wenn du es wirklich so schlimm findest, dann machen wir das nächstes Jahr nicht mehr.", sagte Patricia.
Ihr Blick war traurig. Das hatte ich jetzt nicht gewollt.
„Nein, nein. Bei besserem Wetter macht es ja sogar Spaß.", versuchte ich zu beteuern.

Der Abend wurde nicht mehr besser. Ich war mir nach einer weiteren Stunde im eiskalten Schneegestöber sogar sehr sicher, dass ich mich erkälten würde.
Irgendwann konnte ich Patricia dann überzeugen, nachhause zu gehen.

Wir liefen also die Straße entlang und irgendwann hakte ich mich bei ihr ein. Meine Stimmung hatte sich, nachdem wir noch eine Runde Glühwein getrunken hatten, dank dem Alkohol ein bisschen gebessert.

„Dann sehen wir uns jetzt erst einmal zwei Wochen nicht. Man, ich werde dich echt vermissen."
„Stimmt. Aber übe Weihnachten ist doch immer so viel los. Da geht die Zeit bestimmt ganz schnell vorbei!"
„Hm." Ich nickte. Die Zeit würde überhaupt nicht schnell vergehen.  Wahrscheinlich würde ich sogar auf meinem Sofa vor Langeweile eingehen.
„Wenn ich von Toms Eltern zurückkomme, schreibe ich dir und wir treffen uns, okay?", schlug Patricia mir vor und ich war mir sicher, dass sie meinen traurigen Blick gesehen hatte.
„Ja." Ich zog eine Schnute.
„Wo wohnen Toms Eltern denn eigentlich?", fragte ich dann neugierig nach. Ich wusste, dass ich das nur fragte, weil es auch Iris Mutter war, die Patricia besuchen würde, aber das musste sie nicht wissen. Wahrscheinlich durchschaute sie mich sowieso.
„Wir fahren nicht zu ihnen nach Hause, sondern verbringen eine Woche zusammen auf einer Berghütte in der französischen Schweiz."
„Ach?"
„Ja. Das ist wohl sogar so eine Art Chalet und der erste Mann von Toms Mutter muss ziemlich reich gewesen sein, wenn er da gewohnt hat, als er noch lebte." Ich schluckte. Das war Iris Vater.
„Oha. Wow!"

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt