Ich lag in Patricias Armen und wir kuschelten uns gemeinsam mit je einer Tasse Glühwein unter meine weiche Winterdecke.
"Du machst mir so etwas aber nicht mehr."
"Sonst leitest du am Ende noch rechtliche Schritte gegen mich ein. Nein, da verzichte ich lieber drauf." Ich brachte sogar ein Grinsen zustande.
"Soll ich uns was zu Essen bestellen? Vielleicht Tailändisch?"
"Ja und Nein."
"Warum denn nicht tailändisch? Magst du das nicht mehr?" Patricia schaute mich verwirrt an.
„Das hatte Lisa bestellt, als sie da war und ich möchte ungern an die kurze Zeit, die sie bei mir verbracht hat erinnert werden."
„Sie hatte euch sogar was bestellt?" Patricia klang erstaunt. Jetzt im Nachhinein wunderte es mich auch, denn Lisa war wirklich nicht der fürsorgliche Typ.
„Dann hatte sie wohl schon von Anfang an geplant, mit dir ins Bett zu gehen." Patricias Stimme klang hart. Damals hatte sie das doch gar nicht so mitgenommen, dass ich mit Lisa geschlafen hatte. Oder hatte sie mich damals nur einfach nicht noch mehr belasten wollen, weil ich so durch den Wind gewesen war?
„Glaubst du?" Meine Stimme war leise. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.Auch wenn ich mit Lisa abgeschlossen hatte, verursachte der Gedanke, sie könnte das damals alles geplant haben in mir Unbehagen aus.
„Aber so wichtig ist das ja jetzt auch nicht mehr."
Ich versuchte eine gute Stimmung zwischen uns herzustellen, aber es wollte einfach nicht richtig funktionieren. Dann räusperte ich mich, sagte aber schlussendlich doch nichts. Patricia starrte mich an und ich blickte weg. Ich fühlte mich so unheimlich dumm. Warum hatte ich mich denn nicht gemeldet?!Eine Weile lang schwiegen wir weiter. Es war dieses Schweigen, das es nur zwischen besten Freunden gibt. Aber war ich das denn jetzt überhaupt noch? Hatte ich denn jetzt nicht alles vermasselt?
"Weißt du, was mich wirklich bedrückt?"
"Nein. Du redest ja nicht mit mir." Patricia war immer noch sauer, aber ihre Stimme klang schon wieder etwas versöhnlicher.
"Ich zweifle an allem. Daran, ob ich gut genug für euch bin. Für dich bin. Ob Iris etwas für mich empfindet. Ob ich überhaupt eine Chance bei ihre habe. Ob ich eine Enttäuschung für meine Familie bin. Ich zweifle alles an. Und diese scheiß Zweifel nagen an mir. Ob ich es will oder nicht. Und das wiederum macht mich extrem fertig."Patricia blickte mich lange an.
"Dann sollte ich wohl wirklich so etwas wie deine Therapeutin werden."
Beschämt blickte ich wieder in mein Kissen.
"Okay. Das war definitiv die falsche Antwort. Charlie! Du bist meine beste Freundin! Du bedeutest mich wahnsinnig viel. Ich könnte nicht ohne dich. Und weißt du überhaupt wie sehr wir uns alle freuen, dich in unserer Freundesgruppe zu haben? Nein? Dann sagen wir dir das alle mal bei unserem nächsten Treffen. Charlie? Wie kannst du nur so etwas denken?"
Patricia ging aufgeregt in meinem Wohnzimmer auf und ab. Sie redete sich ganz in Rage und verschüttete dabei fast ihren Glühwein. Ich musste grinsen.
"Kommst du Freitag mit mir in eine Bar? Ich habe reserviert."
"Du hast für mich reserviert, obwohl du nicht mit mir gesprochen hast?"
"Nein. Ich habe für mich reserviert, aber ich würde mich freuen, wenn du mitkommst."
"Kann Tom auch mit?"
"Eigentlich wollte ich einen Abend zu zweit, aber wenn.." Patricia unterbrach mich.
"Er würde einfach noch einen Kumpel von ihm mitbringen und dann können die zwei was machen und wir zwei."
"Achso... Ja dann, klar." Spontan zog Patricia mich in eine Umarmung.Ein warmes Gefühl durchströmte mich. Ich fühlte mich geborgen und wertgeschätzt.
"Tricie. Ich habe dich wirklich lieb."
"Ich habe dich doch auch lieb, Charlie." In Patricias Augen funkelte es verräterisch.
"Wieder gut?", fragte ich.
Patricia nickte und lächelte mich an.

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Ich will dich
RomansaCharlotte studiert Literatur in München. Iris unterrichtet an der gleichen Uni. Als sie aufeinandertreffen und Charlotte bemerkt, dass Iris die Frau ist, die sie vor ein paar Jahren im Urlaub getroffen hat und die sie seit dem nicht mehr vergessen k...