Chapter 17

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"Na, wie geht's, wie steht's?" Vanessa kam mit einem großen Grinsen auf mich zu.
"Happy Birthday!" Ich rannte auf sie zu.

Wir ließen uns in eine stürmische Umarmung fallen und ich freute mich einfach, heute Zeit mit Vanessa verbringen zu können. Es war Freitag Abend und da ich sie heute nicht in der Uni gesehen hatte, dauerte die Umarmung noch etwas länger. 

"26. Du gehst ja jetzt schon langsam auf die dreißig zu.", lachte ich. 
"Na, werd mal nicht frech hier." 

Ich hakte mich bei ihr ein und wir verließen zusammen den Uni-Campus.
"Ich möchte dich heute jemandem vorstellen.", sagte Vanessa zu mir. 
"Oh, da bin ich aber gleich neugierig." 
"Es fällt mir nicht ganz leicht, weil ich in solchen Dingen etwas schüchtern bin, aber ich habe seit ungefähr drei Monaten eine Freundin."

Mein Mund klappte auf. In einem Satz hatte mir Vanessa erklärt, dass sie auf Frauen stand, bereits länger in einer Beziehung war und mir das auch noch verheimlicht hatte. 

"Wie? Wo?", ich war völlig perplex. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. 
"Wir treffen uns in zwei Stunden in einem Café." 

Spontan umarmte ich Vanessa noch einmal. 

"Ich freue mich für dich." 
"Wirklich. Du bist nicht sauer, dass ich dir nichts gesagt habe?", fragte sie nach. 
"Nein. Das ist ja deine Sache. Und du stehst dann auf Männer und Frauen?"
"Genau so sieht es aus.", lachte Vanessa. 

Wir gingen ein Stückchen nebeneinander her. Ich hatte ein ganz kleines bisschen ein schlechtes Gefühl, weil ich Vanessa nichts von Iris erzählte. Andererseits hatte ich ja auch wirklich einen guten Grund. 

"Weißt du wie es Lilly geht?", fragte Vanessa mich. 
"Ich habe sie die Woche mal besucht. Es ging ihr schon mal besser würde ich sagen.", antwortete ich. 
"Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass sie noch in diesen Hockeytyp verknallt ist."
"Dann müssen wir ihr eben einen Schubs geben." 

Wir lachten beide und ich war in dem Moment froh, dass meine Probleme doch nur aus einem Crush auf meine Dozentin bestanden. Oder war da schon mehr? Ich schob den Gedanken beiseite. Außerdem waren Iris und ich morgen verabredet. Bei dem Gedanken kribbelte mein gesamter Bauch. 

"Wie heißt sie denn?", fragte ich Vanessa. 
"Victoria. Und sie ist vier Jahre älter als ich. Sie arbeitet in einem Architekturbüro." 
"Okay. Architektin also."
Vanessa nickte. 
"Und man merkte die vier Jahre Unterschied eigentlich gar nicht."
"Das ist doch auch egal.", meinte ich. 
"Findest du?"
"Ja, man sucht sich schließlich nicht aus, in wen man sich verliebt."

An einem Freitag Nachmittag im November bei Sonnenschein durch München zu spazieren war einfach herrlich. Es war bereits kalt und man konnte den eigenen Atem sehen, dennoch fror ich nicht und redete ununterbrochen mit Vanessa. 

"Okay, jetzt muss ich aber nochmal nachhaken. Kannst du dich daran erinnern, dass du mir versprochen hattest, mir bei Gelegenheit etwas zu erzählen, was bei dir passiert ist?" 
Oh Nein! Das hatte ich ja tatsächlich einmal gesagt. 

"Ähm. Ja? Weiß nicht. Es gibt nichts." 
"Das kannst du jemand anderem erzählen. Mir nicht. Jetzt schieß los." 

Doch ich konnte mich einfach nicht überwinden. Es war mir nie besonders leicht gefallen, über mein Liebesleben zu sprechen. Bei Iris war das Ganze noch ein Stückchen komplizierter. 

Ich blickte unglücklich zu Vanessa. 

"Ich möchte nicht darüber sprechen. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn du dir aber Sorgen machst, musst du das nicht. Es ist alles gut bei mir.", versuchte ich es. 
Und tatsächlich gab Vanessa nach. 
"Klar. Du bist ja nicht gezwungen, mir alles zu erzählen." 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt