Chapter 40

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Das Essen war mehr oder weniger schweigend verlaufen. Kurz hatten wir darüber gesprochen, welche Pisten wir am Nachmittag noch fahren wollten, was komisch gewesen war in Anbetracht der Tatsache, dass zwischen uns etwas gerade nicht ganz stimmte. 

Als wir die Hütte verließen, folgte ich Iris schweigend. Immerhin wollte sie gerade offensichtlich nicht mit mir reden. Aus welchem Grund auch immer. Wofür hatten wir denn darüber diskutiert, dass Kommunikation der Schlüssel für unsere Beziehung war?!
Meine Enttäuschung verwandelte sich langsam aber sicher in Genervtheit. Iris schien wirklich nicht aus ihrer Haut zu kommen. Andererseits verstand ich natürlich auch, dass es schwer für sie war, nach so langer Zeit von einem auf den anderen Tag alles anders zu machen. Meine Gefühle waren zwiespältig. 

Ich wusste, dass ich sie nicht durch Drängen dazu bringen würde, mir zu sagen, was mit ihr im Moment gerade nicht stimmte. Vielmehr musste ich versuchen, ihr eine Atmosphäre zu bieten, in der sie sich sicher fühlte und das Gefühl hatte, ich würde sie nicht für irgendetwas aus ihrer Sicht Peinliches oder etwas, das sie verletzlich machte, verurteilen. Ich entschied mich, dass sie einfach ein bisschen Normalität mit einem kleinen bisschen Geborgenheit brauchte, um sich mit der Situation, in der sie sich gerade befand, zurechtzufinden und sich mir mitzuteilen.  

Mit einen leichten Kopfschütteln schnallte ich meine Skier an. Im einen Moment verkündetet sie mir nichts dir nichts, dass wir jetzt zusammen waren und bescherte mir damit das größte Glücksgefühl überhaupt und im nächsten Moment verschloss sie sich wieder und brachte mich damit zum Zweifeln inwiefern eine Beziehung zwischen uns gut gehen konnte. Ich wusste, dass ich nicht auf Dauer damit leben können würde, dass ich nie ganz sicher sein konnte, woran ich war. Irgendwann brauchte jeder eine Konstante in seinem Leben, ob das jetzt ein Partner war oder nicht sei dahingestellt. Aber wenn es ein Partner war, dann musste es eine Beziehung sein, die auf Verlässlichkeit und Sicherheit beruhte.

Als wir dann am späten Nachmittag in die Gondel stiegen, die uns wieder ins Tal brachte, wusste ich immer noch nicht weiter. Sie war zwar nicht wirklich abweisend, aber ich spürte genau, dass etwas nicht mit ihr stimmte. 
Die Gondeln waren jetzt am Ende des Skitages ziemlich voll, so dass wir uns nur noch mit Müh und Not hineinquetschen konnten. Iris wurde von anderen Skifahrern mit ihrer Vorderseite ziemlich fest an meinen Rücken gepresst und ich konnte mir nicht helfen - sofort stellte sich ein Kribbeln bei mir ein und ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Dabei hatte Iris nicht einmal etwas gesagt. 
Ich war mir sicher, dass ihr die Situation unangenehm war. Ihr musste ja bewusst sein, dass sie sich heute nicht wirklich fair mir gegenüber benommen hatte. Sicherlich wollte sie gerade auch körperlichen Kontakt meiden. 
Ihre Vorderseite drückte sich also an mich und ich konnte nicht widerstehen. Also lehnte ich mich ein bisschen nach hinten zu ihr. Mit einer halben Drehung schaffte ich es, meinen Mund in Richtung ihres Ohres zu bewegen. 

"Wenn jetzt hier niemand anwesend wäre...", sagte ich und drehte mich dann wieder nach vorne. Lange musste ich nicht auf ihre Reaktion warten. Sofort beugte sie sich jetzt zu mir vor und ein erleichtertes Gefühl durchströmte mich, das mich von dem Gedanken, sie hätte ihre Meinung in irgendeiner Weise geändert abbrachte. 
"Musste das jetzt sein?", fragte sie mich und ernüchterte damit alles an Gefühlen, die gerade dabei waren, sich in meinem Bauch auszubreiten. 
Meine Hand schob sich suchend nach hinten. Ich wollte ihre Finger mit meinen umschließen und drücken, um ihr zu signalisieren, dass alles gut war. Ich spürte ihre Hand und umschloss sie. Dann drückte ich leicht zu und fing an, mit meinem Daumen über ihren Handrücken zu streichen. Als sie ihre Hand nicht zurückzog, fuhr ich mit der Bewegung fort. 
Während ich sie so hielt, fingen meine Gedanken langsam an, verrückt zu spielen. Würde ich das aushalten können? Diese Launen von Iris. Oder was auch immer es war, das sie veranlasste, sich in regelmäßigen Abständen von mir zu entfernen, nur um danach wieder zu beteuern, dass sie sich bessern würde. 
Dann dachte ich aber, dass es das wert war. Ich liebte diese Frau nun einmal. Auf der anderen Seite verliebte man sich natürlich auch nicht immer in die richtigen Menschen. Aber Iris war ja kein schlechter Mensch und ich musste auch bedenken, wie ihr Sozialleben bisher ausgesehen hatte und dass sie die letzten Jahre mit einem Mann hatte verbringen müssen, den sie nicht liebte und von dem sie auch keine Liebe bekommen hatte. 
Es war verzwickt. 

Ich will dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt