let them bleed (bb)

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HIMMELGEGEBENES SILBER RINNT an der Fensterscheibe hinab

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HIMMELGEGEBENES SILBER RINNT an der Fensterscheibe hinab. Etwas chaotisch und verwirrt gleiten die Regentropfen über das helle Glas, das die Lichter der Straße bleich und verschwommen filtert.
Seit Stunden liegst du wach und fragst dich, wie viel Zeit dir wohl noch mit ihm bleibt. Ruhig und gleichmäßig benetzt sein Atem das Kissen, sein nackter Rücken blitzt immer dann auf, wenn die Eiche vor eurem Fenster ein wenig Mondlicht durchlässt. Ein seichtes Lächeln schleicht sich auf deine Lippen, du richtest dich auf und lehnst dich auf deine Hand.
Es ist schon irgendwie ironisch, wie du so wach liegst und er seelenruhig schläft. Doch das stört dich nicht, du freust dich, dass er wieder durchschlafen kann, meistens jedenfalls. Er fände es bestimmt gruselig, wenn er wüsste, dass du ihn beim Schlafen beobachtest, doch eigentlich ist es nicht so. Beobachten wäre, wenn du ihn nur anschauen würdest, inspizieren würdest, analysieren würdest. Aber das tust du nicht. Du beobachtest nicht, du bewunderst. Bewundern heißt fühlen, lieben, vorstellen.
Bewundern heißt träumen.
Ein leichtes Seufzen reißt dich aus deinen Gedanken, du schreckst auf, dein Blick fällt auf den Wecker auf dem Nachttisch. Drei Uhr zweiundvierzig? Du atmest tief durch und legst dich auf den Rücken, betrachtest die Decke. Du musst schmunzeln, wenn du an eure Gespräche denkst, als ihr noch keine Decke hattet.

»Ist dir eigentlich nicht kalt?«, fragst du erstaunt, hebst eine Augenbraue. Es ist ein frostiger Januarmorgen, die Stäbe der Zelle sind angeraut und krallen sich in deine Stirn, als du dich anlehnst. Der Winter Soldier wirft dir einen verwirrten, jedoch eisigen Blick zu, den du nur mit einem Lächeln quittierst.

»Du hast kein Shirt an, weißt du.« Um deine Aussage zu untermalen, ziehst du dir die Ärmel deines löchrigen Wollpullovers über deine kalten Hände und hebst spitzbübisch eine deiner Augenbrauen.

»Ah, ich vergaß«, trällerst du sarkastisch und legst dir dramatisch eine deiner Hände an die Stirn, knickst deinen Kopf nach hinten, »Du bist ja der Winter Soldier. Dem wird sicher nie kalt.«

Doch auch das vermag keine Reaktion aus dem Brünetten herauszuholen. Manchmal weißt du gar nicht, ob er überhaupt spricht. Wenn er mit seinen Triggerwörtern manipuliert wird, ist er sowieso nicht er selbst, dann spricht er erst recht nicht. Aber wenn das Training vorbei ist und alle in ihre Zellen geschubst werden, hörst du ihn nachts manchmal murmeln. Nachdem Livija, die eigentlich neben ihm eingesperrt war, spurlos verschwand, hatte man dich neben dem Metallmann eingebuchtet. Du seufzt und starrst auf deine rissigen Schuhe mit den ungleichen Schnürsenkeln. Das Rasseln der langsamen Schritte der Wachen, die Patrouille laufen, kreischt in deinen Ohren, das getrocknete Blut an deiner Schläfe juckt dich.

»Ich weiß, dass du mich heute hast gewinnen lassen.« Du kickst ein paar Kieselsteine von dir weg und lässt deine Finger gedankenlos über das rostige Metall fahren. »Du gewinnst sonst immer, und ich verliere immer gegen dich.«

Der Winter Soldier lehnt sich über sein Waschbecken, sein Rücken ist blutig und gerötet, du wendest deinen Blick ab, hörst, wie er den Wasserhahn aufdreht. Du drückst deinen Kopf stärker gegen die Metallstäbe, bist es leid, dass er dir nicht antwortet. Alle anderen schlafen, sind auf Missionen oder im Labor.
Für einige Minuten ist es wieder still in den Gängen und Kerkern des Hydra-Komplexes. Nur die langsamen Schritte der Wachen und das gelegentliche Knistern eines Feuerzeugs sind zu hören. Dein Bett, oder eher deine Holzliege, ist keine vier Meter von dir entfernt, und obwohl dir deine Augen fast zufallen, machst du keine Anstalten, dich zu ihr hinüberzubewegen.
Deine Augenlider flattern sanft, als du doch eine dunkle Stimme hörst.

𝐇𝐄𝐑𝐎𝐄𝐒                                                        LONGING HOMEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt