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SILBERNE KLINGEN RIESELN auf dich herab, als du friedlich im Bett liegst

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SILBERNE KLINGEN RIESELN auf dich herab, als du friedlich im Bett liegst. Sie perlen an den dicken, hohen Fenstern deines Schlafgemachs herab und stören deinen traumlosen Schlaf. Immer noch fühlst du dich wie in einem Fiebertraum gefangen; die Farben zu intensiv, die Stoffe zu weich, die Früchte zu süß. 
Seit einigen Tagen teilst du dir ein Gemach mit deinem Entführer. Anfangs ließ er dir deinen Freiraum, doch schließlich ist er ungeduldig geworden und zwang dich, in sein beinahe schon lächerlich riesiges Schlafzimmer umzuziehen. 

Der runde, geräumige Saal wird auf der linken Seite von großen, ebenfalls oben abgerundeten Fenstern flankiert. Sie bieten nicht nur Ausblick auf Asgards weites, wunderschönes Land, sondern auch auf einen ebenfalls goldenen Balkon, der von weiß-roten Blüten umrankt wird. Die goldenen Flügeltüren, die auf Kommando von den beiden Wachen, die stets am Eingang stehen, geöffnet werden, sind mit mythischen Geschichten geschmückt, welche die Heldentaten Loki Laufeysons erzählen; in der Mitte des Raums ruht ein langes, leicht gekrümmtes Sofa mit goldenen Füßen, das zum Ausruhen einlädt. Vielerlei Kommoden, Schränke und sonstiger Schabernack, in dunkelgrün und gold, versteht sich, stehen an die Wand geschoben. Morgens, wenn die Sonne durch die Balkonfenster hineinscheint, glitzern sie verführerisch, wie Schatzkisten. An den Wänden ranken sich goldene Muster auf dunkelgrüner Wandfarbe. Auf der linken Seite des Raumes befindet sich eine weitere Tür, doch sie ist viel kleiner und aus Holz geschnitzt, die in das prunkvolle Badezimmer führt. Auf der rechten Seite des Raumes steht das runde, riesige Ehebett, das der König hatte anfertigen lassen. Eingerahmt wird es von einem leichten, verträumten Baldachin, dessen Enden nachts, wenn bei offenem Fenster eine Brise weht, elegant hin- und herschwingen. Die Wände sind von Gemälden geschmückt, links vom Bett ein weiteres, großes Fenster, rechts eine erneute, teure Tür, die in das Ankleidezimmer des Königspaares führt. 
Das Wort liegt dir schon von Anfang an schwer im Magen.

Nachts einzuschlafen fällt dir schwer, wenn er neben dir liegt. Zwar siehst du nur seinen Rücken, und ihr berührt euch nicht, doch du hast immer noch Angst vor dem König. Er scheint zu ruhig in letzter Zeit, beinahe zu ausgeglichen. Wenn du das über jede andere Person sagen könntest, wärst du erleichtert, doch bei dem Prinzen war Anlass zur Vorsicht geboten. Durch sein instabiles Gemüt, das auf dem schmalen Grad zwischen Liebe und Obsession, Glückseligkeit und Wahnsinn, Niedergeschlagenheit und Depression wandelte, macht dir seine sanfte Art etwas Angst. Diejenigen Nächte, die du alleine verbringst, hast du weniger Probleme einzuschlafen.
Auch, wenn Asgard wunderschön ist, bist du immer noch eingesperrt. Sein Eigentum, seine Trophäe, sein Spielzeug. Natürlich hattest du versucht, zu fliehen: hast dich mit den Mägden angefreundet, in der Hoffnung sie würden dich durch eine Hintertür hinausschmuggeln; hast mit den Stallburschen geflirtet, damit sie dir ein Pferd geben; hast versucht, in der Schlossbibliothek irgendwas in Erfahrung über das Schloss und seine Gemäuer zu bringen, doch alles zwecklos. 
Das Einzige, was du noch nicht probiert hattest, war, den Prinzen zu umwerben, damit er dich gehen ließe. Das könnte nämlich entweder klappen oder total nach hinten losgehen.
Auf einmal hörst du, wie die Tür aufgeht. 
Schnell schließt du die Augen, versuchst, deinen Atem zu beruhigen.
Leise, langsame Schritte bewegen sich in Richtung des Bettes. Du hörst Stoff auf den Boden fallen, weißt, dass er sein königliches Gewand in etwas einfacheres, bequemes umtauscht. Du kennst auch das meiste seiner Routine: abends geht er gerne in den Garten, kommt meist erst spät zurück, wenn er glaubt, dass du bereits schläfst. Manchmal taucht er tagsüber unangekündigt neben dir auf, weiß also immer, wo du steckst. Er trägt stets eine Klinge bei sich, ein großes, schweres Schwert. Außer, wenn er zu Bett geht.
Du hörst, wie er sein Schwert sanft auf die lange Kommode an der linken Wand neben dem Bett ablegt. Du traust dich, durch deine Wimpern zu lugen, um zu sehen, wie er einige Schritte auf dich zugeht. Seine Haare sind länger geworden, sie hängen ihm öfter ins Gesicht, verdecken seine hellen Augen. Manchmal trägt er sie zum Abendessen sogar in einem Dutt oder einer anderen Frisur.
Du erschrickst, als seine kühlen Finger über deine Wange streichen.

𝐇𝐄𝐑𝐎𝐄𝐒                                                        LONGING HOMEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt