JEDEN MORGEN GEHST du jetzt laufen.
Diese Idee wäre dir natürlich nie im Leben alleine gekommen, schon gar nicht aus heiterem Himmel.
An einem Dienstag im Mai bist du viel zu früh für deinen Geschmack zu deiner besten Freundin losgetigert, um dir ihre Präsentation anzuhören, die sie an diesem Morgen vor ihrem Chef in der Werbeagentur halten musste.
Danach wolltest du noch einen kleinen Spaziergang im Park hinlegen, um dich etwas zu beruhigen und dir eine Pause zu gönnen, bevor du zurück zur Arbeit musstest.
Und genau da hast du ihn gesehen.
Einen überaus attraktiven, dunkelhäutigen Mann, der durch das Grün lief.
Sofort hast du dich auf eine Parkbank gesetzt und so getan, als würdest du mit deinem Handy beschäftigt sein, doch in Wirklichkeit hast du ihn bei seinen Runden beobachtet.
Du konntest dir nicht vorstellen, ihn einfach so wieder zu vergessen, also hast du dir die Uhrzeit aufgeschrieben und bist den Morgen danach wiedergekommen.
Und den Morgen danach.
Und den Morgen danach.Das ging jetzt schon zwei Wochen so.
Laufen, sich grüßen, anlächeln, und weiterlaufen.
Ihr habt nicht zwei Wörter miteinander gewechselt und du hattest dich Hals über Kopf in den Unbekannten verschossen.
Doch das tägliche Training macht sich langsam bemerkbar, also selbst wenn du ihn bald nicht mehr sehen solltest, würdest du trotzdem weitermachen.
Aber daran willst du gar nicht denken.
Du hast doch tatsächlich Angst davor, dass du ihn nicht mehr jeden Morgen sehen kannst. Was würdest du dann nur tun?
Doch heute ist der Tag, an dem du es wagen wirst.
Du wirst ihn ansprechen.
Wie?
Das weißt du noch nicht, aber du improvisierst wohl.
Was soll da bloß schiefgehen...Du läufst gerade wieder eine neue Runde, als du ihn von Weitem sehen kannst.
Er sieht weder müde noch erschöpft aus, im Gegensatz zu dir.
Verdammt, wie kann jemand so ruhig und entspannt vor sich hin joggen?!
Je näher er dir kommt, desto aufgeregter wirst du.
Sollst du es wirklich wagen?
Du atmest tief durch und springst über deinen Schatten, als er direkt neben dir ist.»Entschuldigen Sie«, beginnst du etwas aus der Puste und er bleibt stehen, lächelt dich freundlich an und wartet geduldig, bist du wieder zu Atem kommst, »Können Sie mir vielleicht helfen?«
»Guten Morgen Ma'am«, grüßt er dich höflich und grinst noch breiter, »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Oh Gott, du schmilzt dahin.
Ein Gespräch.
Ihr führt ein richtiges Gespräch.
Am Liebsten würdest du ihn sofort anspringen und ihn bitten, dich nochmal Ma'am zu nennen, doch das steht wohl nicht zur Debatte.»Wissen Sie vielleicht wo man hier guten Kaffee bekommt?«
Das ist das beste, das dir eingefallen ist?
Du bist enttäuscht von dir selbst.
Kaffee? Wirklich? Wie offensichtlich wollen wir heute denn sein?
Doch du entspannst dich etwas, als du merkst, wie er sich die Lippen leckt und dich von oben bis unten mustert.»Sie laufen hier seit zwei Wochen jeden Tag herum«, beginnt er mit raunender Stimme, bei der es dir eine Gänsehaut über den gesamten Körper jagt, »und wollen mir ernsthaft weismachen, Sie hätten bis jetzt noch keinen einzigen Coffeeshop gesehen? In New York? In der Nähe des Central Parks?«
Du zuckst nur unschuldig mit den Schultern und kickst einige Kieselsteine aus dem Weg. Er nickt anerkennend und scheint aber angebissen zu haben.
Er blickt auf seine Armbanduhr.»Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gerne meinen Lieblingsladen«, sagt er dann einladend und du nickst eilig.
Etwas zu eilig für deinen Geschmack, aber das ist dir in diesem Moment egal.
Er lächelt mit diesem überwältigenden Lächeln, und seine Zahnlücke macht ihn noch attraktiver, sodass du wieder weiche Knie bekommst, als ihr beginnt, gemütlich zu spazieren.»Ich bin übrigens Sam«, stellt er sich mit nun weicherem Ton vor und du reichst ihm die Hand, sagst ihm, wie du heißt.
Schnell kommt ihr gut ins Gespräch.»Woher weißt du überhaupt, dass ich hier erst seit zwei Wochen laufe?«, fragst du nebenbei nach und folgst ihm um eine Kurve. Sam beißt sich kurz auf die Unterlippe, bis er den Mund öffnet, um etwas zu sagen, jedoch zu zögern scheint.
»Ich laufe hier jeden Tag«, beginnt er mit seichter Stimme und du siehst ihn fragend an, »und jemand wie du wäre mir schon früher aufgefallen.«
»Also hast du mich beobachtet?«, neckst du ihn und hebst eine Augenbraue. Er zieht seine zusammen, sieht dich wieder von Kopf bis Fuß an und grinst dann erneut.
»Tu nicht so, du hast mich doch auch beobachtet.« Ertappt reißt du überrascht die Augen auf, bis du dich wieder fängst und ihn leicht gegen die Schulter schubst.
»Einfach irgendwelchen wildfremden Frauen im Park auflauern, also wirklich Sam. Wie ungezogen«, triezt du ihn erneut und er sieht dich ungläubig an. So, als würden die Frauen, mit denen er normalerweise redet, ihm kein Kontra geben. Du grinst nun an seiner Stelle spitzbübisch und ihr kommt aus dem Park raus auf die Straße.
»Hey!«, ruft er aus und seine raue, sehr attraktive Morgenstimme verabschiedet sich langsam, was du etwas bedauerst, »Das gilt doch für dich genau so!«
»Das ist... nicht wahr«, versuchst du dich herauszureden, wobei du kläglich scheiterst, »Das gilt nur für dich.«
»Ach, ist das so?«, fragt er nun mit tiefer Stimme und sieht dich frech an. Seine Hand streift deine, und du kannst nicht mehr klar denken, also nickst du einfach und folgst ihm daraufhin in das Café, das ihr beide eigentlich aufsucht.
»Der Nächste bitte«, ruft der Barista euch auf und ihr stellt euch an den Tresen. Schulter an Schulter, es macht dich wahnsinnig, doch noch wahnsinniger macht dich die Tatsache, dass du eigentlich so etwas wie ein Date mit dem Unbekannten hast, für den du seit zwei Wochen schwärmst, und er dich anscheinend ebenfalls mag.
Oder witzig findet.
Wer erkennt da schon den Unterschied?
Gerade, als du bestellen willst, bemerkst du, wie der Barista dir ungeniert auf die Brüste glotzt und dann einen Kussmund in deine Richtung macht.
Selbst Sam ist das unangenehm und er richtet sich etwas auf.»Na Baby«, fängt er an und du rollst mit den Augen, »Wie magst du deinen Kaffee?«
»Ich mag meinen Kaffee wie meine Männer«, antwortest du und grinst selbstsicher, als du daran denkst, was du als nächstes sagen wirst und Sam sieht dich verwirrt an.
»Heiß?«, fragt der schmierige Typ nach und du lächelst selbstsicher, bevor du dich zu Sam drehst und ihm in die Augen siehst.
»Schwarz.« Sam lächelt dich breit an und du lächelst zurück. Den Blick wendest du nicht ab, bis der nun mürrische junge Mann dir deinen Becher überreicht und du ihm nochmal provokant zuzwinkerst, als du bezahlst, bevor ihr beide das Café verlasst.
Draußen prustet ihr gemeinsam drauf los und Sam hält sich den Bauch vor Lachen.»Das war ja der Hammer! Den Blick von diesem Typen hätte ich am Liebsten fotografiert!«, ruft er lachend und schüttelt ungläubig den Kopf. Er steckt dich mit seiner guten Laune an und du lächelst ununterbrochen, bis er auf seine Armbanduhr sieht, »Oh Mist.«
Dein Lächeln schwindet und du spürst Trauer und Enttäuschung in dir aufsteigen.
Was ist denn jetzt?»Ich muss leider schon wieder los«, murmelt er bedauernd und hat einen bitteren Gesichtsausdruck aufgesetzt, »Scheiße.«
Schnell kramst du einen Stift aus deiner kleinen Tasche, kritzelst deine Nummer auf den Becher und überreichst ihn Sam, der dich überrascht ansieht.
»Du magst deinen Kaffee also gar nicht schwarz?«, fragt er jetzt nach und hat die Nummer auf der Pappe anscheinend noch nicht entdeckt.
Du zuckst nur mit den Schultern.»Aber deine Männer schon«, sagt er etwas unsicher und du grinst breit, »Oder war das auch eine Lüge?«
»Ruf an und find's raus«, antwortest du schelmisch, zeigst auf den Becher und drehst dich um, mit einem angenehm aufgeregten Gefühl im Magen und Vorfreude ins Gesicht geschrieben, als du daran denkst, dass du diesen Mann hoffentlich schon bald öfter als nur beim Joggen sehen wirst.
»Verlass dich drauf!«
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𝐇𝐄𝐑𝐎𝐄𝐒 LONGING HOME
Fanfiction𝐎𝐍𝐄𝐒𝐇𝐎𝐓/𝐈𝐌𝐀𝐆𝐈𝐍𝐄𝐒 𝐁𝐎𝐎𝐊 ───────────────────────── ❝ Dass die Avenger unaufgefordert in deine Wohnung reinplatzen, wenn ihr gerade nicht im Tower residiert, warst du schon gewohnt. Meistens findest du dann einen schlafenden Tony, ein...