2.

860 4 0
                                    

In Anbetracht dessen, dass ihm kaum noch Treibstoff übrig blieb und er sich so schnell wie möglich nach einer Möglichkeit zu nachfüllen umschauen musste, zog Steven an dem Hebel, der für die Geschwindigkeit zuständig war, drosselt diese auf fünftausend Stundenkilometer herab und aktivierte den Autopiloten, dem er zwar kaum, jedoch genug vertraute, als das er ihn durch die endlos scheinende Leere fliegen lassen würde, immer darauf bedacht, dass er rechtzeitig zurück am Steuer sein musste, bevor er Grulika passiert hatte. Zwischen Nebkular und Grulika war es weitgehend ruhig und nru selten kam ihm etwas in die Quere, dass ihm Probleme bereiten könnte. Hatte er Grulika und seine unterbelichteten Bewohner jedoch passiert, musste er wachsamer sein, da es einige Asteroiden, oder zerstörte Schiffe gab, die an ihm vorbei flogen und denen er ausweichen musste. Steven stand auf, blickte noch ein letztes Mal aus dem Fenster des Cockpits und streckte sich, seine Gelenke fühlten sich vom vielen sitzen taub an. Er lief aus dem Cockpit heraus und ging auf eine große Metalltür zu, die sich nach einem kurzen Knopfdruck mit einem leisen zischen und ein wenig quietschend öffnete. Es war die Tür, die Steven direkt zur Toilette des Raumschiffs geleitete, wo auf ihn kein heimischer Thron aus weißem Keramik wartete, sondern lediglich eine metallene Schüssel, die bei einem Besuch des Gesundheitsamtes jeden erdenklichen Test verhauen würde, doch es reichte Steven. Wenn er auf reisen war, ging er vor der Reise seinen Darm entleeren, er ging nach der Reise seinen Darm entleeren und wenn er es auf dem Schiff tun musste, hielt er es zurück und trug die Schmerzen mit sich, wie ein echter Mann es tun würde, der versucht, teilweise drei Tage am Stück den Toilettengang hinauszuzögern. Ein echter Mann der Spezies Mensch, hielt den Schmerz keine drei Tage am Stück durch und das wusste Steven. Er tröstete sich lediglich mit dem Gedanken daran, dass es Menschenschmuggler gab, die auf ihrem Schiff Leute schmuggeln mussten, die dort eine ganze Woche rein gar nichts von ihrer Notdurft verrichten konnten. Wenn es sich bei den Leuten um Spezies wie den Halutrak, vom berühmten Götterplaneten Zulkash handelte, dann war es kein Problem, denn ihre Körper hatten die Fähigkeit ihren Urin auszuschwitzen und das ganz ohne Hitze oder Sport, sondern einfach nur dann, wenn sie es wollten. Wenn es um ihren Stuhl ging, so wurde dieser von ihrem Körper automatisch verdaut und als Nahrung angerechnet, weshalb diese Wesen auch Monate, teils sogar Jahre lang ohne Essen auskommen konnten. Der Ewige Prozess des Verdauens der eigenen Scheiße war jedoch etwas, dass nur in einem begrenzten Maße möglich war, denn irgendwann hatte man ihrem Kot jedes kleinste bisschen Nährstoffe entnommen und der Körper brauchte neues, ansonsten würde er sich selbst von innen zersetzten.

Hatten die Schmuggler jedoch weniger Glück, dann wurden sie gezwungen jemanden wie Steven zu schmuggeln. Menschen, deren kleine Versionen, von der Größe eines Gralosha es nicht einmal schafften es zehn Minuten auszuhalten ohne zu weinen anzufangen, waren Exemplare, die niemand haben wollte, da es keine zwei Tage dauerte, bis man notlanden musste weil man den Gestank im Schiff nicht mehr ertragen konnte und bei der Reinigung dieses beim Schmuggel erwischt wurde.

Das die Toilette in Stevens Schiff sich automatisch herunterspülte, sobald man diese verlassen hatte, war für ihn Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil es einer der Gründe war, aus denen er sich nicht traute kacken zu gehen, denn er würde den Geruch noch ertragen müssen wenn er sich die Hände waschen wollte, Segen, weil die Tür hinter ihm automatisch abschloss und den gesamten Inhalt der Toilette ins Weltall hinaus schoss, wo sich die Natur darum zu kümmern hatte, was damit geschehen würde.

Kaum hatte Steven die kleine Kabine wieder verlassen, schloss sich hinter ihm die Tür und er machte sich auf den Weg, wie auf jeder seiner reisen, den Rest seines Schiffes zu erkunden. Als hätte er es nicht schon mindestens einhundert mal gesehen, betrachtete er immer noch voller Staunen die Sammlung an Reliquien, die in einem Schrank mit Glastüren den kleinen Aufenthaltsraum des Schiffs schmückten. Er war jedes mal fasziniert davon, dass er ganz alleine, all diese Dinge gesammelt hatte. Eigentlich waren diese Reliquien nichts weiter als nutzloser Müll, der ihm von irgendwelchen Straßenhändlern angedreht worden war, als Steven nav genug war zu glauben, er hätte wertvolle Dinge erworben.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt