Die Kühle Wüstenluft peitschte Luntac ins Gesicht, als sie auf dem Tribad durch den roten Sand fuhr. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie in die korrekte Richtung fuhr, doch hatte sie ein Gefühl, dass ihr sagte, sie wäre in die absolut korrekte Richtung unterwegs. Hinter sich hörte sie ein lautes Geräusch, wie als würde ein Gewitter über die Wüste kommen. Langsam kam sie zum Stehen und drehte sich um und da sah sie es, hoch am Himmel: das silberne Raumschiff, in dem Steven und Sharik saßen und den Planeten verließen. So schnell es abgehoben war, so schnell war es auch aus ihrer Sicht wieder verschwunden. Diesmal überkam sie kein Anflug von Traurigkeit, nein, diesmal hatte sie ein warmes Lächeln auf dem Gesicht.
„Wo auch immer ihr hingeht, ich finde euch. Eines Tages, da sehen wir uns wieder", sagte sie leise und mit warmer Stimme. Dann drehte sie sich wieder um, griff nach dem Lenker und setzte ihre Reise durch die endlosen Weiten der Wüste fort.
In weiter, weiter Ferne konnte sie schon Peroluta, die Stadt der hundert Meere erkennen. Einen kurzen Moment lang dachte sie daran, ihr einen Besuch abzustatten, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Sie hatte keine Zeit für solche Späße, sie hatte ein wichtigeres Ziel vor Augen. Wenn Peroluta schon so nah war, dann war ihr eigentliches Ziel auch nicht mehr weit entfernt. An kleinen und großen Felsen vorbei, vorbei an den kleinen Wesen der Wüste, vorbei an den großen Wesen der Wüste. Vorbei an den geflügelten, vorbei an den bodenständigen. Vorbei an denen, die sich im Lichte der Sonne auf dem kalten Sand der roten Wüste liebten, vorbei an denen, für die jede Hilfe schon vor Jahrzehnten zu spät gekommen war.
Kleintiere und Kadaver, sich liebende und Skelette, Steine und Sträucher, trockene Bäume und religiöse Errichtungen flogen förmlich an ihr vorbei, als sie mit ihrem Tribad daran vorbeifuhr. Plötzlich entdeckte sie etwas, dass ihr nur allzu bekannt vorkam. Es war der LT-270, der Jäger mit dem sie einst auf Nemolonia gestrandet war. Als sie daneben Halt machte, huschte ein verschreckter Ulfanbas aus dem zertrümmerten Cockpit heraus und verschwand hinter einem Felsen. Luntac wusste selbst nicht was genau sie erwartet hatte. Vermutlich, dass sich etwas verändert hatte oder das es etwas spannendes zu sehen gab aber es war alles noch genau so, wie es gewesen war, als sie sich aus dem Jäger gekämpft hatte.
Verrückt, dachte sie. Verrückt, dass ich dem hier noch einmal begegne. Und besonders verrückt, dass er mich, obwohl er kaputt war, wieder zu seinem Vorbesitzer zurückgeführt hat.
Es gab nichts mehr für sie zu sehen. Sie musste ihre Reise fortsetzen. Sie hatte ihr eigentliches Ziel noch nicht erreicht, obwohl sich dieses nur wenige Kilometer von ihrer Absturzstelle entfernt befand. Nachdem sie nämlich nur ein paar Minuten lang weitergefahren war, hatte sie den Ort ihres Begehrens auch schon entdeckt. Es war ein großer Felsen, von dessen hinterer Seite aus man nur ein paar Knochen erkennen konnte.
Sie drosselte ihre Geschwindigkeit und fuhr langsam an den Felsen heran. Je näher sie diesem kam, desto mehr konnte sie von dem Knochenhaufen erkennen. Sie wusste nicht was für Getier sich in der Wüste von Nemolonia herumtrieb, doch war es welches, dass sich über frisches Fleisch sehr schnell herzumachen schien. Dass es sich bei den knochigen Überresten einmal um einen Gojoleta gehandelt hatte, war nur noch an dem Geweih auszumachen, dass die Krönung des Trümmerhaufens war. Als sie näher trat, um das Gesamtwerk zu betrachten, hörte sie eine ihr vertraute Stimme, eine Stimme, die sie bisher nur ein einziges Mal vernommen hatte, die ihr aber in all der vergangenen Zeit im Gedächtnis geblieben war.
„Ich wusste das du wiederkommen würdest. Ich habe es immer gewusst."
Es war unverkennbar die Stimme von Ultume' Shob, der Gezulates der Luntac das Leben gerettet hatte, als sie von dem Gojoleta und dem Wejakleras vergewaltigt worden war.
„Sei gegrüßt", antwortete Luntac und sah beim Näherkommen, wie Ultume auf dem Boden kniete und die Knochenhaufen ihrer damaligen Peiniger betrachtete.
„Wie kommt es, dass du immer noch hier bist?", wollte Luntac wissen und setzte sich zu ihr auf den Boden.
„Nicht immer noch, sondern schon wieder", sagte Ultume und fügte hinzu: „Ich komme jeden Tag her und denke daran zurück, was an diesem Tag passiert ist."
„Wieso?", wollte Luntac wissen. „Wieso lässt es dir keine Ruhe?"
„Weil sie mir mal etwas bedeutet haben. Wir waren lange Zeit über treue Kameraden, haben viele Plünderungen und Raubzüge hinter uns. Aber irgendwann, da haben sie mich betrogen, haben mein Vertrauen ausgenutzt und als ich ihnen auf die Schliche gekommen bin da ... den Rest hast du ja gesehen."
Luntac überlegte. Ja, sie hatte den Rest gesehen und sie konnte sich noch sehr genau daran erinnern was passiert war, gerade als sie auf Nemolonia angekommen war. Aber jetzt, wo Ultume ihr ihre Geschichte erzählte, da konnte sie es erst so richtig verstehen. Erst jetzt, wo sie eine Verbindung zu sich selbst herstellen konnte. Zwar war sie niemals von ihren Kameraden betrogen worden, doch hatte sie diese ebenfalls verloren. Also sagte sie: „Ich weiß was du fühlst. Meine Kameraden haben mich auch einmal im Stich gelassen ... gerade als ich sie am dringendsten brauchte, da sind sie alle gegangen. Bis heute schwöre ich Rache, Rache an denjenigen, die sie mir genommen haben. Sie waren für mich wie eine Familie und jetzt sind sie alle tot ..."
Ulutme schaute sie an und schien verwundert über ihre Aussagen zu sein. „Viele Leute dort draußen haben uns viele schlimme Dinge angetan. Immerzu haben wir Rache an jedem einzelnen geschworen und nun bin ich die Einzige, die diese Gedanken noch verwirklichen kann."
„Wieso denn du allein?"
„Weil niemand sonst mehr da ist."
„Aber ich bin doch da. Ich habe meine Freunde verlassen müssen, weil ich dich gesucht habe. Weil ich gedacht habe, dass jemand wie du, nicht nur einmal von jemandem schlecht behandelt worden bist. Ich hatte geglaubt, dass du nicht nur Probleme mit dem Gojoleta und dem Wejakleras hattest. Glaub mir, wenn du so lange auf der Straße saßt und Dreck gefressen hast wie ich wenn du so lange mit deinen Leuten auf Beutezug warst wie ich, dann erkennst du solche Leute auf Anhieb. Du warst so eine. Ich habe dich gesucht, weil ich dir ein Angebot machen will. Wir beide gehen auf eine Reise, eine reise durch die siebzehn Galaxien. Wir suchen jeden einzelnen, der uns jemals Leid angetan hat und werden ihn dafür bluten lassen. Wir beide haben denselben Gedanken: Rache. Wenn wir zusammenarbeiten, sind wir unaufhaltsam."
Ultume schien zu überlegen. Das Angebot schien ihr zu gefallen, denn schließlich hatte sie noch mit einigen Leuten etwas zu bereden.
„Ich bin dabei", sagte sie schließlich nach einiger Überlegung und stand auf. „Wir machen uns auf den Weg und werden sie alle finden. Ich will Rache, schon seit vielen, vielen Jahren. Danke, Luntac. Danke, dass du mir solch ein Angebot gemacht hast."
Luntac stand ebenfalls auf und grinste. „Na dann", sagte sie und lief zurück zu ihrem Tribad, „kann die Reise ja losgehen."Sie stiegen auf das Tribad auf und Luntac startete den Motor. Sie spürte den Griff von Ultume an ihren Hüften und dachte: du hast eigentlich keine Wahl, außer mitzukommen. Dann ließ sie die Reifen auf dem Sand durchdrehen und fuhr gemeinsam mit Ultume in die Weiten der Wüste hinaus.
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Nemolonia - Planet der ungezähmten Lüste
Science Fiction!!! Enthält unrealistische Alien-Sexszenen die manche Menschen mit seltsamen Fetischen als erregend empfinden könnten!!! Steven muss auf dem angeblich gefährlichen Planeten Nemolonia notlanden, weil ihm auf der reise nach Marinukal der Treibstoff au...